NFL Draft 2016 – Rede und Antwort | Offensive Line

Nächster Teil der Draft-Vorschauserie mit Christian Schimmel von Der Draft.de: Offensive Line. Besprochen bereits im Draftcast vor einigen Wochen.


Beginnen wir mit einem Kuriosum letzten Jahre: Offensive Tackle gilt im Scouting als eine der schwierigsten Positionen, hinter der viel mehr steckt als die vermeintliche Erfolgsformel „groß + stark = Top Prospect“. Dazu scheint noch mehr als auf anderen Positionen „auf Potenzial“ gedraftet werden – ein Greg Robinson dient hier als abschreckendes Beispiel. Woran liegt es, dass in den letzten Jahren so viele hohe Picks gescheitert sind. Ist es Zufall oder Trend?

Bruce Arians hat es während seiner Pressekonferenz bei der Scouting Combine so passend formuliert. Er sagte, dass es auf Offensive Tackle viel bessere Athleten als früher gibt, diese aber technisch deutlich schwächer seien. Er begründete das auch mit der mittlerweile sehr verbreiteten Spread Offense und deren unterschiedlichen Ausprägungen.

Viele Tackles müssen zum Beispiel gar nicht mehr aus dem 3 Point Stance arbeiten. Genau das ist in der NFL aber immer noch bei den meisten Teams gefragt, insofern ist eine Bewertung der Prospects schwierig. Greg Robinson kam ja auch aus einer Shotgun Offense und spielte nur wenig Pass Protection. Er hat es am College nie richtig gelernt und entsprechend nachzuholen. Auch das Platzieren und korrekte Einsetzen der Arme und Hände wird am College meist vernachlässigt.


Offensive Line ist keine glamouröse Position. Am bekanntesten ist noch der meistens sehr teuer bezahlte Left Tackle. Welche sind die essenziellen Unterschiede zwischen Left und Right Tackle?

Das ist eine spannende Frage, die wohl auch in NFL Kreisen ganz unterschiedlich beantwortet wird. In aller Regel ist es dennoch meist so, dass der Quarterback Rechtshänder ist. Das heißt seine linke Seite ist seine „blinde“ Seite. Er wird Druck also über links weniger wahrnehmen können, als über rechts.

Das ist die wesentliche Differenz, dennoch glaube ich, dass du in der NFL zwei Tackles brauchst die Pass Protection beherrschen. Die Kick Backs, die Winkel, und die Bewegungen sind rechts als auch links prinzipiell gleich. Viele Teams stellen mittlerweile oft sogar gezielt ihren besten Pass Rusher nach links um ein Matchup gegen den Right Tackle zu bekommen.


Warum gilt Laremy Tunsil von Ole Miss gemeinhin als besseres Prospect als Notre Dames Ronnie Stanley? Ist Tunsil den #1 Pick wert?

Was muss ein First Overall Prospect leisten? Mein Eindruck ist, dass die Antworten auf die Frage sehr verschieden ausfallen können. Natürlich muss man das auch auf jede Draftklasse anpassen. 2016 gibt es meiner Meinung nach sieben bis acht richtig gute Spieler, die alle sehr früh vom Board gehen sollten und die prinzipiell in der Debatte für den ersten Pick sein können. Tunsil gehört dazu, Stanley ist eher außerhalb dieser Top 8 Spieler.

Der Unterschied ist im Wesentlichen, Tunsil hat mehr Power. Er kommt besser auf das Second Level und attackiert die Linebacker. Insgesamt agiert er aggressiver auf dem Feld. Er ist auch athletisch seinem Pendant von Notre Dame ein wenig voraus. Tunsil ist, trotz einiger, kleinerer technischer Schwächen das Beste, was du an Tackle in dieser Klasse bekommst. Auch vom Value her wäre er als Prospect ein würdiger First Overall Pick.


Worin unterscheidet man im Scouting einen Center von einem Guard?

Die Bewegungen auf engem Raum sind auf Guard wichtig, aber da kommt es vor allem auch auf Kraft und Winkel im Laufspiel an. Das ist beim auch Center wichtig, aber die Beweglichkeit spielt nicht die entscheidende Rolle. In den letzten Jahren sind eine Menge explosive 3 Techniques wie Aaron Donald in die Liga gekommen und verlangen auch von Guards gute Fußarbeit.

Einer der beiden Guards muss sich mit solchen Gegner auseinandersetzen, der andere hat eher die kräftigen 1 bzw. 0 Techniques gegen sich. Die etwas kräftigeren Spieler sind in der Regel auch die Kontrahenten der Center, deswegen spielt die Kraft bei ihnen eine wichtige Rolle. Letztlich will man von einem Center saubere Snaps sehen, sowohl klassisch Under Center, als auch in der Shotgun.


Welche sind die Top-Prospects in der „interior“ Offensive Line?

Cody Whitehair, Kansas State: Hat für die Wildcats auf Left Tackle gespielt, hat aber etwas zu kurze Arme und nicht ganz die Beweglichkeit für Tackle. Dennoch ist er ein guter Prospect, aber eben als Guard.

Joshua Garnett, Stanford: Sehr gut in Pass Protection, gut im Laufspiel, muss ein wenig an Kraft zulegen, sollte aber wie Whitehair ab den 20er für Teams interessant sein.

Ryan Kelly, Center, Alabama: Sehr spielintelligent, nimmt gute Winkel und hat auch die Athletik um in der NFL als Center zu starten.

Sollte Jack Conklin von Michigan State nicht auf Tackle spielen können, sollte er zumindest ein guter Guard werden. Ein interessanter Sleeper ist Notre Dame Center Nick Martin, Bruder von Zach Martin (Cowboys)

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