NFL Draft 2017 – 1. Runde im Rückspiegel

Quarterbacks, Baby.


#1 Cleveland Browns: DE Myles Garrett. Die ganzen Gerüchte blieben… Gerüchte. Cleveland macht das lang Erwartete und zieht das beste Prospect im Draft.

War eh lächerlich, dass ein Quarterback wie Mitchell Trubisky tatsächlich in den Top Five… oh, wait.

#2 Chicago Bears: QB Mitchell Trubisky. Der Schocker. Niemand, wirklich niemand, hatte die Chicago Bears als möglichen Abnehmer für Quarterbacks erwartet. Dabei scheinen die Bears den Pick von langer Hand geplant zu haben.

Chicago, noch gestern Abend an #3 hinter den 49ers sitzend, fädeln einen fetten Trade mit San Francisco ein um einen einzigen Spot hochzugehen: Von #3 auf #2. Gegenwert: Die Picks #67 und #111 in diesem Draft plus einen weiteren 3rd Rounder 2018.

Trubisky und Chicago fühlt sich an wie eine Zwangsehe auf Zeit. Du darfst nicht vergessen, dass Trubisky als recht NFL-unreif gilt. Dass der Head Coach John Fox ist, der in Carolina jahrelang auf die Quarterbackposition geschissen hat. Dass die Bears ganz andere Needs hatten als hohe Picks für überteuerte Quarterbacks auszugeben.

Für mich ein unverständlicher Pick, selbst in Berücksichtigung der neuen NFL-Norm, Quarterbacks sehr früh zu draften.

#3 San Francisco 49ers: DL Solomon Thomas
#31 San Francisco 49ers: LB Reuben Foster

Die 1te Runde der 49ers können wir im Paket anschauen, denn sie wirkt auf dem Papier gelungen. Thomas und Foster waren auf vielen Big-Boards Top-10 Talente.

Der Thomas-Pick: San Francisco geht denen einen Spot runter und bekommt trotzdem noch den Spieler, den es wollte. Keine Wahrheit an den Gerüchten, dass GM John Lynch, ein ehemaliger Safety, sich ein Hitting-Monster wie Jamal Adams zieht. Bewahrheitet hat sich hingegen, dass Kyle Shanahan einen Trubisky nicht als „Fit“ für seine Offense sieht. Greg Cosell hatte mal im Februar in einem Podcast recht ausführlich geschildert, warum.

Der Foster-Pick: Foster scheint sich mit seinen Combine- und Drogengeschichten doch nachhaltiger geschadet zu haben als angenommen. Er wurde ans Ende der 1ten Runde durchgereicht. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. San Francisco reagiert schnell, erkauft sich Pick #31 von den Seahawks und zahlt den #111 Pick, den man zwei Stunden zuvor von den Bears nachgeworfen bekam.

San Francisco hat zwar nun den vierten Trainerstab in vier Jahren am Start, aber man bleibt sich in einer Linie treu: Front Seven rulez. Nach DT Armstead 2015 und DT Buckner 2016 ist Thomas der dritte Defensive Liner en suite, der als hoher 1st Rounder zu den 49ers geht. Plus Foster, der, wenn wir die Off-Field Probleme kurz ausklammern, als legitimer Nachfolger von Patrick Willis gefeiert wurde. Sozusagen „back to the roots“ für dieses Team, das vor fünf Jahren mit einer monströsen Front Seven um Justin & Aldon Smith sowie Willis und Bowman die NFL dominiert hat.

Zusatz-Value für San Francisco durch die Extrapicks, die man von den Bears bekommt: Ein starker Move vom Regime um den so gebashten Rookie-GM Lynch. Natürlich macht ein einzelner, isolierter Trade aus Lynch nicht sofort ein Genie, aber zumindest kein katastrophaler Einstand für Lynch.

#4 Jacksonville Jaguars: RB Leonard Fournette. Ich werde nicht wirklich schlau aus dem Pick, und einen Runningback mit einem so teuren Pick zu draften, ist allgemein bekannt keine gute Idee. Aber Runningback ist in Jacksonville eine aktuell übel besetzte Position. Und welche sinnvollen Alternativen hatten die Jags?

Quarterback? Offense Line? Jeweils halbgarer Jahrgang. Und bei den Ressourcen, die in der Free Agency in D-Line und Secondary gesteckt wurden, kannst du leise auch nachvollziehen, wieso Jacksonville einen der besten verbliebenen Spieler zieht. Auch wenn es eben ein Runningback ist…

#5 Tennessee Titans: WR Corey Davis. Es gab Gerüchte, dass Tennessee nach unten traden möchte, aber nach dem Bears-Move für Trubisky gab es wohl keinen Quarterback mehr, für den eine Mannschaft Haus und Hof verkauft hätte.

So wird es Davis. Durchaus eine sinnvolle Investition für die Titans und deren bestenfalls zweitklassigen WR-Corps. Davis war für manche der beste, kompletteste Receiver im Draft. Er dürfte von Tag 1 an Mariotas Top-WR sein. Ich bin gespannt, ob Tennessee seinen Davis auch über die Spielfeldmitte operieren lässt.

#6 New York Jets: SS Jamal Adams. Neunter Defense-1st Rounder für die Jets en suite. Für ein Team, das seit 2009 von Rex Ryan und Todd Bowles gecoacht wurde, kamen gemessen daran schreckliche Ergebnisse dabei heraus. Auch 2016 hatten die Jets wieder eine der schlechteren Defenses in der Liga.

Eine der größten Schwachstellen: Zentrales Defensive Backfield. Besser: Safety, wo der vor wenigen Jahren gedraftete Calvin Pryor als schwerer Flop gilt. Adams ist eines der meistgehypten Safety-Prospects in den letzten Jahren. Insofern ein total logischer Pick. Und vor allem kein weiterer halbherziger Quarterbackpick.

#7 San Diego Los Angeles Chargers: WR Mike Williams. Bizarro-Move. Man hätte vieles erwartet bei den Chargers, die in den letzten Monaten nur wenige nachvollziehbare Entscheidungen getroffen haben, aber einen teuren Wide Receiver für eine Offense, die unter QB Philip Rivers seit vielen Jahren ohne exzellente Receiver funktioniert? Wo die eigene Defense mehr als ein großes Loch hat?

Jedenfalls bin ich gespannt. Das neue Coaching-Gespann bestehend aus Headcoach Lynn, der in Buffalo fast nur laufen ließ, und OffCoord Whisenhunt, der sich exzellent mit Rivers versteht, hat sich hier eine neue Waffe einverleibt, die vielleicht den baldigen Abgang vom ewigen Antonio Gates verkraften wird müssen. Williams ist sicher eine Verstärkung, aber ich hätte andere Wege eingeschlagen.

#8 Carolina Panthers: RB Christian McCaffrey. Der zweite Runningback im 8ten Pick. Mehrere Mock-Drafts hatten McCaffrey in den letzten Tagen just in diesem Slot. Ich bin sehr gespannt. Carolina hat eine der wenigen NFL-Offenses, die wirklich um das Laufspiel aufgebaut sind, und es ist keine „klassische“ Offense wie Dallas, sondern eine Cam-Newton-Offense mit Dutzenden verschiedenen Formationen.

Ich werde mit dem McCaffrey-Back wärmer als mit dem Fournette-Pick. Der Grund: McCaffrey ist ein Prototyp für den Runningback der Zukunft: Dreidimensional anstelle von eindimensional. McCaffrey kann natürlich laufen, aber er kann vor allem fangen und auch Punts returnen. Damit ist er viel mehr Schachfigur als der Power-Back Fournette. Die einzige Frage, die bleibt: Wie oft wird Carolina den schmächtigen McCaffrey über die Spielfeldmitte schicken?

#9 Cincinnati Bengals: WR John Ross. Speed für die Bengals-Offense, der seit Jahren das gewisse Etwas abgeht. Auf einem weißen Blatt Papier macht der Move durchaus Sinn: 2016 wurde extrem offensichtlich, dass die Offense zu stark am grandiosen WR Green hängt, der aber nicht so grandios ist, dass er ohne Unterstützung alle Last allein schultern kann.

Der Knackpunkt: Ross bringt tiefe Bedrohung. Er kann eine Abwehr auseinanderziehen. Aber hat QB Dalton überhaupt den Arm um so tief zu gehen? Wird die geschwächte Offense Line ihm überhaupt die Zeit geben?

#10 Kansas City Chiefs: QB Patrick Mahomes. Der nächste Knaller. Mahomes ist der 7te Offensivspieler in diesem vor allem defensiv stark besetzten Draft. Vertrauen die Teams darauf, dass der breite Talentpool an Abwehrspielern in der 2ten und 3ten Runde langsamer versiegt als in der Offense?

Mahomes ist Quarterback. Wir wissen, dass für Quarterbacks überbezahlt wird. Und Kansas City zahlte nicht nur den Pick #10, sondern musste, um von #27 hier hoch mit Buffalo tauschen zu können, auch noch den 1st Rounder 2018 obendrauf legen. Ein saftiger Preis.

Umso saftiger, weil Mahomes kein „fertiges“ Prospect ist und noch nie ansatzweise was ähnliches wie eine NFL-Offense orchestriert hat. Kansas City hätte einen fast kompletten Kader und gibt nun zwei 1st Rounder auf um einen Risiko-Quarterback einzubauen, der für vielleicht zwei Jahre keine Hilfe ist.

US-Wort für solche Moves: „baffled“.

Der Hoffnungsträger: Andy Reid ist ein exzellenter QB-Entwickler. Ich hätte die Finger von Mahomes gelassen, aber es gibt vielleicht eine Handvoll Coaches, denen ich zutraue, Mahomes zu entwickeln. Andy Reid ist einer dieser wenigen. Wenn einer Mahomes hinkriegt, dann er. Insofern ein Jackpot für Mahomes. Auch für die Chiefs? Abwarten und Tee trinken.

#11 New Orleans Saints: CB Marshon Lattimore.
#32 New Orleans Saints: OT Ryan Ramczyk.

Auch hier der Doppelpack – aber anders gelagert als bei den 49ers.

Zum Lattimore-Pick – Die logische Symbiose: Team mit horrender Pass-Defense greift sich den besten Cornerback im Draft. Viele sahen Lattimore als vermeintlich bestes CB-Prospect seit Patrick Peterson 2011. Jetzt bleibt den Saints nur noch zu wünschen, dass der verletzungsanfällige Lattimore in der NFL halbwegs fit bleibt.

Der Ramczyk-Pick ist anders gelagert. Ich bin kein wirklicher Freund davon. Die Saints haben zu viele Lücken in der Defense um in den letzten Jahren von QB Drew Brees einen „Luxus-Pick“ wie einen Offense Tackle auszugeben. Ich hätte an Saints-Stelle zwingend zu einem der vielen Verteidiger gegriffen – etliche hätten den Saints ins System gepasst.

#12 Houston Texans: QB Deshaun Watson. Der dritte Quarterback, und wieder ein Trade. Spätestens jetzt erinnert es an den „QB-Rush“ von 2011, wo die Würfel auch schneller fielen als man mitschauen konnte. Houston kauft sich hoch an #12, wo die Cleveland Browns gerne bereits sind, die Position an der Sonne abzutreten. Preis: Der 1st Rounder von 2017 (#25) und der 1st Rounder von 2018. Wieder zwei 1st Rounder für einen QB!

Watson ist im Gegensatz zu Trubisky und Mahomes kein Big-Arm Gunslinger, sondern mehr der unspektakuläre Mann vom Dienst. Watson ist der reifste Quarterback in der Draftklasse, aber man sagt ihm nach, eher ein Alex Smith, Bridgewater oder Dalton zu werden als ein Brees oder Rodgers.

Vorteil Watson: Houston ist ein relativ komplettes Team mit einer Bomben-Defense, einem exzellenten #1-WR in Nuk Hopkins (wie Watson ein Ehemaliger von Clemson), brauchbarem Laufspiel sowie einfacher Division. Alles, was fehlte: Der Quarterback. Nachteil: Houston hat nun relativ wenig Munition um sich in den nächsten Jahren weiter zu verstärken.

 Bill O’Brien begibt sich damit in den „Win Now Modus“. Sieg oder flieg. Dass er dabei einen relativ reifen Quarterback zieht anstelle der von ihm so geliebten Big-Arm QBs, spricht Bände.

#13 Arizona Cardinals: LB Haason Reddick. Interessanter Pick. Arizona holt sich in Reddick einen Linebacker, dem sowohl eine Karriere als Passrusher als auch als vollwertiger 3-Down Linebacker prognostiziert wurde. Sollte in der Cards-Defense eine Schachfigur werden können.

#14 Philadelphia Eagles: ED Derek Barnett. Einer meiner Favoriten-Picks, weil sie so „logisch“ ist: Druckvoller Passrusher für die druckvolle Jim-Schwartz-Defense. Einige Beobachter sagen Barnett als den explosivsten Passrusher im Draft. Er ist nicht notwendigerweise ein kompletter Spieler, aber das musst du nicht sein, wenn du stark in der QB-Jagd bist. Einzig die Opportunitätskosten könnten Philly reuen: Das Defensive Backfield bleibt ein offenes Scheunentor.

#15 Indianapolis Colts: FS Malik Hooker. Ein Glücksfall für die Colts: Hooker, von allen unisono als Earl-Thomas artiger Free Safety angepriesen, fällt den Colts auf #15 in den Schoß. Die Colts waren in den letzten Jahren völlig zahnlose Defense. Kein Pass Rush, hinten offen wie ein Scheunentor und kaum Interceptions.

#16 Baltimore Ravens: CB Marlon Humphrey. Leicht überraschender Pick der Ravens. GM Newsome gilt als sehr Alabama-affin, schon allein deswegen überrascht der Humphrey-Pick nicht. Aber bei so vielen Offense-Problemen hätte ich eher mit einem Offense-Pick gerechnet.

#17 Washington Redskins: DT Jonathan Allen. GM McCloughan wurde in Washington geschasst, aber sein Geist lebt in diesem Pick weiter. 100%, dass McCloughan in derselben Position das gleiche gemacht hätte und Allen gedraftet hätte.

Allen gilt nicht als idealer Fit für die Washington-Front, weil seine Passrush-Skills im 2-Gap System verschwendet werden. Es gibt zwei verschiedene Sichten zu diesem Pick: 1) Der eh schon vom Alabama-System her überschätzte Allen wird sich als 2-Gap DE aufreiben und sein Potenzial nie ganz ausschöpfen. 2) Washington wird seine Defense etwas umstellen und an die Talente seines (vermeintlich) wertvollsten Sprösslings anpassen.

#18 Tennessee Titans: CB Adoree Jackson. Komischer Pick. Jackson war auf vielen Boards noch nichtmal unter den Top-10 Cornerbacks. Vielleicht kommt den Titans ihr etwas längerfristiger Fokus entgegen: 2017 ist nicht „das Jahr“. Eher 2018 oder 2019.

Das Team hat noch Zeit, sich zu entwickeln. So auch Jackson, der zwar als athletisches Wunder gilt, aber auch als völlig ungeschliffener Rohdiamant, der grottenschlecht tackelt und viel zu häufig in die falsche Richtung läuft. Jackson ist einer dieser „Athletik schlägt Feinheit“ Picks, über die ich gestern schrieb.

Ich schrieb auch, dass ich überrascht wäre, wenn Jackson vor einem Jabrill Peppers geht. Ja, ich bin jetzt überrascht.

#19 Tampa Bay Buccaneers: TE O.J. Howard. Der anerkannt beste Tight End im Draft als Waffe für die massiv aufrüstenden Buccs, die QB Jameis Winston in dessen drittem Jahr nach DeSean Jackson den nächsten möglichen Superstar holen. Die Bauchschmerzen, die ich mit Howard habe: Ja, alle sagen ihm super Potenzial nach und ja, er sieht super aus. Aber eben nur in lichten Momenten, wie z.B. dem fantastischen National Championship Game 2016. So richtig konstant produktiv war er nicht.

Lag es am System Alabama? Dann will ich nix gesagt haben. Aber kann es sein, dass Howard ein heiß/kalt Spieler ist? Dann passt er immerhin super zu Winston, dem selbiges auch nachgesagt wird.

#20 Denver Broncos: OT Garrett Bolles. Ein verblüffender Pick. Bolles ist fast 25 Jahre alt und gilt noch immer als recht ungeschliffener Spieler. Bei solchen Beispielen fällt mir immer Danny Watkins (?) ein, der Feuerwehrmann, der vor wenigen Jahren von Philly auch so alt gedraftet wurde und in der NFL keine Entwicklung mehr machte.

Ein 25-jähriger Körper hat eben ein anderes Entwicklungspotenzial als ein 21-jähriger. Schon allein deswegen mag ich den Pick nicht.

#21 Detroit Lions: LB Jarrad Davis. Merkwürdiger Pick der Lions. Das Positive an Davis: Alle sagen ihm nach, tolle Football-Instinkte zu haben und häufig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Auf der Negativseite stehen die vielen Verletzungen.

Das wahrlich komische ist aber die Position: Linebacker. Detroit brauchte natürlich Defense dringender als alles andere in der Welt, aber dann hätte ich eher mit einem Passrusher als einem 4-3 Linebacker gerechnet. Oder einem Cornerback. Linebacker wirkt eher halbgar.

Aber manchmal sind es genau diese Picks, um die du in drei Jahren froh bist, weil endlich einer da ist, der die Läufe aus der zweiten Reihe abwürgt.

#22 Miami Dolphins: DE Charles Harris. Pass Rusher und designierter Nachfolger für den bald 35 Jahre alten Cameron Wake. Miami wollte vermutlich eigentlich einen qualitativ guten Nebenmann für Ndamukong Suh und ich wette, mit jedem Pick, den Jonathan Allen weiter gefallen ist, schlugen die Herzen höher in Miami, aber als Allen vom Tablett war, wollte man keinen Rohling wie McDowell.

Insofern ist ein Pass Rusher wie Harris völlig logische Wahl für ein Team, das erst letztes Jahr einen starken wie Vernon ziehen lassen musste.

#23 New York Giants: TE Evan Engram. Tight End wirkt für mich immer wie ein Luxus-Pick, weil selbst die besten Tight Ends nur selten über 1000 Yards fangen. Aber auf der anderen Seite sind die Tight Ends auch wertvoller im Run-Blocking über die Mitte und können die komplette Aufmerksamkeit in der Spielfeldmitte auf sich ziehen, was Räume für die „richtigen“ Wide Receiver öffnet.

 Engram fühlt sich nicht wie ein idealer Pick für die Giants an, aber wenn man bedenkt, wie die Giants-Offense in den letzten jahren funktionierte, kann ich ihn nachvollziehen. Eli Manning braucht ein dynamisches Sicherheits-Ziel, jetzt, wo Victor Cruz nicht mehr ist. Beckham, Shepard, Engram: Alles Jungspunde für den alten Hasen Manning, aber wenn die Giants-Defense ihren Level von 2016 halten kann, macht es Sinn für die im „Win Now“ Modus operierenden Giants, auf Offense zu gehen.

#24 Las Vegas Oakland Raiders: CB Gareon Conley. Conley galt in den letzten Wochen immer mehr als Risikopick, weil die Polizei gegen ihn wegen Vergewaltigung ermittelt. Dass die Raiders ihn trotzdem als 1st Rounder draften, spricht entweder für großen Risikoappetit in Oakland oder für Insiderinformationen („ist alles halb so schlimm. Wir brechen die Ermittlungen ab“).

Spielerisch ist Cornerback ein völlig logischer Ort für die Raiders, die letztes Jahr trotz des „Defense MVP“ Khalil Mack im Passrush viel zu viele PAssing Yards kassierten – und viel zu häufig über lange Plays. Ich glaube, über 60 Pässe gingen weiter als 20 Yards und gut ein Dutzend über 40 Yards.

Die Offense sollte mit der Genesung von QB Carr passen. Defense ist in Oakland das Problem, und das wird wahrscheinlich noch mit 1-2 Picks in den nächsten Runden weiter addressiert.

#25 Cleveland Browns: DB Jabrill Peppers. Spannender Pick. Cleveland, das von #12 auf #25 runterging und sich im Vorbeigehen noch einen 1st Rounder 2018 erkaufte, zieht in Jabrill Peppers den zweiten dieser „Hybrid-Verteidiger“, bei denen keiner so genau sagen will, was aus ihm denn in der NFL werden soll. Cornerback? Linebacker? Free Safety?

In Clevelands Defense ist das momentan auch völlig wurscht, da bis auf DE Garrett, LB Collins und CB Haden alle Positionen neu ausgeschrieben werden. Peppers als All-Around Waffe kann für die Defense nur gut sein. Ich bin gespannt, ob Peppers tatsächlich so roh ist wie manche glauben oder ob die Browns-Defense mit den neuen Playmakern (auch DT Shelton ist noch sehr jung) dieses Jahr schon einen großen Sprung machen wird.

#26 Atlanta Falcons: LB Takkarist McKinley. McKinley ist ein reinrassiger Passrusher. Er gilt vor allem als „Athletik“, weniger als fertiger Spieler. Damit passt er einem Dan Quinn genau ins Konzept, denn Quinn hat sich in Seattle eine Karriere mit genau solchen Spielertypen gemacht.

Im Idealfall hat Atlanta einen starken Passrusher gewonnen. Im nicht-so-idealen Fall ist McKinley zumindest eine zusätzliche Waffe in einer jungen, aber längst nicht tief genug besetzten Defense.

Heftig finde ich allemal den Preis: Um fünf Plätze von #31 auf #26 hochzugelangen, müssen die Falcons einen 3rd und 7th Rounder an Seattle zahlen. Seattle ging hernach noch einmal runter (von #31 auf #33 und staubte einen 4th Rounder ab).

Auf der anderen Seite, und dann machen wir mal kurz eine Klammer auf: Von Anfang der 2ten Runde ins Ende der 1ten Runde hochzugehen, hat auch Vorteile: Du kriegst für deinen Pick eine einseitige 5th-Year Option, ein Luxus, den dir kein 2nd Rounder bietet. Insofern: Ja, hochgehen kostet zwar ein klein wenig, aber unter Umständen kriegst du dann auch einen Vorteil in der Zukunft – dann nämlich, wenn sich dein Spieler prächtig entwickelt und du ihn für ein fünftes Jahr recht billig halten kannst.

Cleveland hat das an #29 praktiziert: Von #33 hochgegangen und den Pick #108 an Green Bay verkauft. Für die Browns kein schlechter Trade. Picks haben sie zum Scheißen, und wenn ihr Mann sportlich ein Erfolg wird, wird er auch finanziell ein Erfolg.

#27 Buffalo Bills: CB Tre’Davious White. Der Gilmore-Ersatz? Ich würde eher sagen, nein, den White ist ein völlig anderer Spielertyp als der extrem physische Stephon Gilmore, den die Bills nach New England ziehen ließen.

Sind die Opportunitätskosten, einen weiteren Verteidiger in Buffalo zu draften, zu hoch? Eher nein. Denn Buffalos Defense braucht Blutauffrischung. Sie war schon in den letzten Jahren alles andere als überzeugend.

#28 Dallas Cowboys: DE Taco Charlton. Pass Rush für Dallas ist der logischste Pick der 1ten Runde. Inwieweit die Cowboys mit Charlton den „richtigen“ aus dem schier unendlichen Passrusher-Pool gezogen haben, wird sich zeigen.

Aber bei diesem Pick zählt schon allein der Wille.

#29 Cleveland Browns: TE David Njoku. Ein eigenartiger Pick der Browns nach den beiden sehr “logischen” Einberufungen von Myles Garrett und Jabrill Peppers. Wie ich schon vorhin schrieb: Tight End fühlt sich immer wie Luxus-Pick an. Speziell bei den Browns mit ihrem sehr dünnen Roster.

Aber das Gegenargument ist auch klar: Cleveland ist nicht Fokus 2017, sondern eher 2018 aufwärts. Da nimmst du jetzt eben die besten Spieler, die du kriegen kannst. Dass die Browns nach oben traden mussten für diesen Pick – geschenkt. Bei so vielen Picks in diesem und im nächsten Draft verlierst du nicht viel.

Njoku muss nicht 2017 der Topstar sein. Es reicht aus, wenn er sich bis 2019 vernünftig entwickelt hat. Glauben wir den größten Optimisten, ist er 2019 der neue Jimmy Graham.

#30 Pittsburgh Steelers: ED T.J. Watt. Mal wieder ein Edge-Rusher für Pittsburgh, das in den letzten Jahren wie wild nach solchen Spielertypen greift (und nicht immer den richtigen erwischte). Manche meinten, Cornerback wäre die bessere Option gewesen. Aber die besten Cornerbacks waren auch schon weg vom Fenster.

Also J.J.s kleiner Bruder. Wenn T.J. nur halb so gut wird wie J.J., werden die Steelers zufrieden sein. Wird er dreiviertel so gut, sind sie glücklich. Wird er so gut…

…OK. Lassen wir das Träumen. Die Steelers brauchen natürlich Pass Rush, insofern war Watt ein völlig verständlicher Pick. Und charakterlich wird Watt exzellent in dieses Team passen.

6 Kommentare zu “NFL Draft 2017 – 1. Runde im Rückspiegel

  1. Cleveland DEF: bin gespannnt, ob der neue DEF Coord. Gregg Williams ( bekannt als Def Mastermind der Saints aber auch durch den bounty skandal) endlich die Browns DEF mal wieder auf Vordermann bringt. Für mich ist es auf jeden Fall eine interessante Konstellation. Ein neuer aggressiver DEF Coord der formen kann was er will und bestimmt beim Draft Einfluss hat , dazu der first round pick und dann auch noch Peppers. Haden sollte auch noch etwas im Tank haben. Bin sehr interessiert zu sehen, wie die DEF nächstes Jahr auftritt und was in dieser Draft noch kommt.

  2. Goodell ist eine Hassperson unter NFL Fans. Gesicht des Kapitalismus und der willkürlichen NFL Policy für Strafen und andere Vergehen. Stichwort Deflategate oder das og. Bountygate.

    Aber Goodell hat den NFL Umsatz vervielfacht, deswegen lieben ihn die Owner…

  3. Pingback: NFL 2018 – Scheinwerfer auf Woche 2 | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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