Dallas Cowboys in der Sezierstunde

Werden die Dallas Cowboys nach der 9-7 Enttäuschung vom letzten Jahr zurück in die Erfolgsspur finden?

Dallas ist eine der großen Enttäuschungen der NFL der letzten Jahre. Obwohl Owner Jerry Jones jedes Jahr Millionen in die Mannschaft pumpt und kein Team US-weit bessere TV-Ratings einfährt als die Cowboys, verpasste Dallas in sechs der letzten acht Jahre die Playoffs. Nur zweimal konnte man sich qualifizieren: 2014, als die Combo Romo-Dez Bryant zündete, und 2016, als die beiden Star-Rookies, QB Dak Prescott und RB Ezekiel Elliott, die NFL im Sturm nahmen.

2017 folgte Regression zur Mitte: Elliott fehlte 6 Spiele mit Sperre wegen möglicher sexueller Belästigung von Frauen. Er ließ eine Lücke in der Mannschaft, die Prescott nicht vollends schließen konnte: Obwohl Prescott als erstklassiger Scrambler vor allem im 2nd Down erheblichen Mehrwert mit seinen Läufen brachte, war sein Passspiel eher unterdurchschnittlich: 6.0 NY/A und eine überdurchschnittliche INT-Quote von 2.7%.

Zugegeben: Prescott hatte es nicht einfach. Das Play-Calling von Headcoach Jason Garrett und/oder OffCoord Scott Linehan war eher marginal. Man band nur Wide Receiver in das tiefe Passspiel ein und kein Team verzichtete deutlicher auf Runningbacks im Passspiel (nur 15% Anspiele für die RBs). So waren die mauen Efficiency-Stats am Ende kein Wunder.

Nach der Saison kam die Trennung vom ultrateuren WR Dez Bryant (2017 eine krasse Enttäuschung mit nur 40% Success-Rate und 838 Yards aus 132 Targets – ehe zum NFL Draft auch noch TE Jason Witten aus der NFL zurücktrat. Wittens Abgang kam aus eigenen Stücken, aber bei Bryant muss man sich fragen, warum Dallas bis Mitte April mit der Entlassung wartete – schließlich waren die besten Free-Agent Optionen zu dem Zeitpunkt längst gegangen.

Als Einkäufe tätigte das Front-Office nur noch Notnägel: WR Allen Hurns, in Jacksonville vor allem im Slot eingesetzt (wo Dallas bereits Cole Beasley hatte), WR Deonte Thompson, 3rd-Round Rookie WR Michael Gallup und 4th-Round Rookie TE Schultz. Sie komplettieren ein Skill-Player Set hinter WR Terrance Williams (vmtl. der neue Top-WR, der aber tief kaum zu gebrauchen ist), Slot-WR Beasley (nur 43% Pass-SR) und TE Swaim.

Ich bin nicht sicher, ob es einen schlechteren WR/TE-Corp in der NFL gibt als jenen der Cowboys. Prescott hat wieder nicht viel zum Arbeiten. Was schade ist.

Dallas redet sich den katastrophalen Corp mit dem Verweis auf das fantastische Laufspiel schön – was schön und gut ist: Dallas war mit fast 46% Run-SR wieder eine Top-3 Rushing Offense, obwohl der vermeintliche Top-Runner Elliott so lange gesperrt war. Das spricht für die famose Offensive Line, die viele Lücken freizublocken imstande ist. Jene Offense Line wurde im Draft mit OG Connor Williams (2te Runde) noch einmal verstärkt.

Aber wie weit kommst du in der gegenwärtigen NFL heute noch mit fast reinem Run-Fokus? Es ist schön, dass Dallas 50% Run-SR aus 11-Personnel einfährt, aber es ist annähernd ein Desaster, wenn man aus 11-Personnel nur 43% Pass-SR (wie eben Dallas 2017) holt. Die Cowboys hätten die Aufgabe, ihr Passspiel zu stärken. Das wird schwierig, weil man einen üblen Skill-Player Corp hat und Elliott mit 29% Pass-SR einer der schlechtesten Ballfänger unter den NFL-Backs ist.


Was das ganze eher verkompliziert: Die Pass-Defense ist ebenso nicht so der Renner. 2017 war mit 5.8 NY/A gegen den Pass zwar ein erstaunlich erfolgreiches Jahr. Aber: Dallas spielte in 75% seiner Defense-Snaps in Nickel/Dime Defense, war also völlig auf Pass-Defense ausgelegt (nur fünf Teams spielten weniger in Base-Defense als Dallas mit 25%). Entsprechend zahnlos war die Run-Defense als #26 der Liga.

Der Pass Rush ist das kleinere Fragezeichen: DE Lawrence ist einer der besten Pass Rusher im Lande, aber er wird solange als Einzelkämpfer agieren, bis DE Taco Charlton seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird. Vielleicht hilft die durch 4th-Round Rookie eingekaufte Tiefe von DE Armstrong.

Das eigentliche Problem ist aber die Dallas-Secondary, die nicht zur Ruhe kommt. So viele Flops in den letzten Jahren, und 2018 scheint mal wieder ein Jahr „in Transition“ zu werden: Awuzie und Byron Jones sollen die Stamm-CBs werden, auf Safety hat man mit Woods/Heath ein offenes Scheunentor.

Im Draft konzentrierte man sich eher auf die Stärkung der Linebacker-Position: In der 1ten Runde wurde Boise States LB Leighton Vander Esch gezogen, der irgendwann mal Sean Lee ersetzen soll. Aber passiert der Übergang schon 2018, wenn Lee noch spielfit sein sollte und man in Jaylon Smith einen weiteren interessanten Jungstar auf dem Feld hat?

Ausblick

Irgendwie ist das ein Herumdoktern an verschiedenen Stellen. Eigentlich sollte Dallas in einer engen NFC alles in die Waagschale werfen und die letzten beiden Rookie-Vertragsjahre von QB Dak Prescott zu nutzen versuchen, ehe ab 2019 oder 2020 der Hammer fällt und Prescott massive Gehaltsaufbesserungen bekommt.

Prescott ist eigentlich ein Juwel, weil er für Liga-Minimum überdurchschnittliches Quarterbacking bietet. Doch Dallas hat Prescott nur wenig zum Arbeiten gegeben. 2018 wird ein hartes Jahr für Prescott. Die Rushing-Offense muss schon komplett dominieren, wenn sie dem Dallas-Passspiel helfen will. Die Wetten stehen eher ungünstig.

Und dann ist das Problem der Defense. Ich bin irgendwie nicht überzeugt, dass Dallas mit seinem Fokus auf die Linebacker so vernünftig unterwegs ist, zumal man eh so wenig Base-Defense spielt wie kaum ein Konkurrent. Dafür hat man sich im Defensive Backfield ein massives Loch angelacht, das die Cowboys-Saison in der harten NFC mit all seinen Star-QBs nach unten reißen wird.

Ein Kommentar zu “Dallas Cowboys in der Sezierstunde

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