Brett Favre a.k.a. „Schande“

Der US-Staat Mississippi hat einen handfesten Skandal um zweckentfremdete Sozialhilfen an der Backe – und der ehemalige NFL-QB Brett Favre, für viele NFL-Fans eine der Football-Ikonen schlechthin, steckt mittendrin.

Vor einigen Monaten wurde bekannt, wie der ehemalige Gouverneur von Mississippi, Phil Bryant, rund 77 Mio. Dollar an Sozialhilfen vorbei an der eigentlichen Bestimmung für Projekte diverser Kumpels locker machte.

Einer der schlimmsten Nutznießer ist offenbar Favre, der nicht bloß 1,1 Mio. für Vorträge erhielt, die er nie gehalten hat (!), sondern auch einen Deal einfädelte, der 5 Mio. aus dem Fond für den Bau eines Volleyballstadions seiner Alma Mater (Southern Miss) bereitstellte, während seine Tochter im Volleyball-Team jener Uni spielte.

Die Entzauberung Favres wird offensichtlich durch die seit gestern geleakten Textnachrichten zwischen Favre und der Sekretärin des Gouverneurs im Sommer 2017 – einer Freundin von Favres Frau Debbie:

Die Fassade Favres als Kultfigur ist damit zerschlagen. Der einst beliebteste Spieler der NFL kam 2010 noch damit davon, die Feldreporterin Jenn Sterger nicht bloß sexuell belästigt, sondern im Nachgang deren Karriere auch noch durch eine Schmutzkampagne ruinieren zu haben – es waren die good old times vor #MeToo, als Superstars noch gänzlich ungestraft davonkamen und im Gegenteil: sogar medial noch tatkräftig dabei unterstützt wurden (siehe in der Schublade unter „ungestraft“ auch nach bei einem anderen US-Helden: Larry Fitzgerald).

Mutmaßlicher Impfskeptiker und offener Trump-Anhänger zu sein, lasse ich Favre noch durchgehen, weil personal freedom of choice, aber Millionen an Zuwendungen, die für die Ärmsten vorgesehen wären, in den Bau einer verfickten Sporthalle zu schleusen, ist erbärmlichster Müll und so schlimm, dass der Favre-Biograph Jeff Pearlman in einem ausführlichen Twitter-Thread gestern aktiv dazu aufrief, sein allzu positives Favre-Porträt auf den Scheiterhaufen der Geschichte zu werfen.

Teile der 1,1 Millionen soll Favre inzwischen zurückgezahlt haben. Dass er für den Stadion-Deal belangt werden kann, ist alles andere als sicher. Was hängen bleibt, ist Abstand zu nehmen von allzu blinder Heroisierung sportlicher Superstars. Denn die nächste Enthüllung ist meistens nicht weit.

4 Kommentare zu “Brett Favre a.k.a. „Schande“

  1. Das dreckige ist ja nicht nur das er Geld das für die Ärmsten bestimmt war genutzt hat bzw. sich ne goldene Nase dazuverdient hat…sondern das er allein über die NFL Karriere hinweg, nur durch die Verträge…Werbeeinnahmen, Gastrollen in Filmen usw usw. NICHT mit eingerechnet…über 140 Millionen gemacht hat.

    Er hätte es nicht nötig gehabt, selbst die 5 Millionen hätte er selbst aus der Portokasse zahlen können ohne wirklich an persönlichem Luxusleben verzichten zu müssen. Aber er konnte einfach nicht genug bekommen. Er muss mehr und mehr und mehr Geld anhäufen.

  2. Es ist ja auch immer wieder irgendwie erstaunlich wie dumm Menschen sind. Wenn ich etwas Illegales plane und wie der gute Brett vorhabe Gelder zu veruntreuen, warum bespreche ich sowas am Smartphone und vor Allem als Textnachricht und hinterlasse so eindeutige Beweise für später?

    Also auch abgesehen von der moralisch verwerflichen Komponente ist die Ausführung wahnsinnig und maximal trottelig.

  3. Immer wieder zu beobachten, dass Sportler ab einer gewissen „Größe“ nicht nur den Kontakt zur Basis verlieren, sondern diese auch noch bescheißen.

  4. Es gibt Updates zum Fall, über das ich im Sonntagsvorschauer geschrieben habe.

    Empfehlenswert ist dazu auch dieser Twitter-Thread von Anna Wolfe:

    Ein paar weitere Details bei ESPN.

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