Philadelphia Eagles in der Sezierstunde

Die Philadelphia Eagles haben die erste Saison unter Headcoach Doug Pederson in etwa den Erwartungen entsprechend mit 7-9 Siegen über die Bühne gebracht. Das war der letzte Platz in einer urplötzlich wettbewerbsfähigen NFC East und es war nach einem 3-0 Start inklusive Kantersieg über Pittsburgh letztlich eine suboptimale Ausbeute, aber es war ja auch ein Umbruchjahr.

Man kann sogar Argumente aufbringen, dass die Eagles letztlich unter Wert geschlagen wurden: 1-6 Bilanz in engen Spielen und 9.0 Siege nach Pythagorean sprechen dafür, dass Philly „eigentlich“ besser war als 7-9.


Viel wichtiger: Man hat den erwünschten Kulturwandel „back to the roots“ nach dem unbeliebten Chip-Kelly Experiment vollzogen und in QB Carson Wentz den künftigen Franchise-QB eingelernt. Wentz brachte seine Rookiesaison halbwegs unbeschadet über die Bühne, auch wenn seine Effizienz-Stats mit 62% Completion-Rate, 16 TD bei 14 INT und nur 5.6 NY/A einigermaßen dürftig aussehen.

Entschuldigt wurde Wentz durch das klaffende Loch auf der WR-Position, die in Philly als unterirdisch besetzt galt. Hier setzte GM Howie Roseman auch gleich die erste Priorität der Offseason und brachte mit WR Alshon Jeffery aus Chicago und Torrey Smith aus San Francisco zwei bekannte Namen in die Stadt. Vor allem der Einjahresvertrag über 14 Mio für Jeffery gilt als Geniestreich von Roseman – der hünenhafte Jeffery ist wie der WR1-Prototyp der gegenwärtigen NFL gebaut und gilt in lichten Momenten als nicht abzudecken.

Smith mag ein schlechter Routenrenner sein, aber er hat den Speed um hie und da die Defense mit Sprints geradeaus in die Länge zu ziehen – etwas, das die schwerfüßigen Receiver im 2016er Kader nicht imstande waren. Jeffery wird quasi vom ersten Tag an der neue Go-To Guy sein. Smith wird den Mix um das junge Trio Agholor, Green-Beckham und Matthews ergänzen.

Die zwei weiteren personellen Änderungen in der Offense betreffen Backup-QB (Chase Daniel raus, Nick Foles rein) und Vertiefung der Offensive Line (der einstige 1st Rounder OG Chance Warmack kommt aus Tennessee). Inaktiv blieb man auf der Runningback-Position, wo sich letzte Saison der schmale Wendell Smallwood als dritte Option hinter den Routiniers Mathews/Sproles aufdrängen konnte.

Im Prinzip wenige Änderungen, aber allein die Zukäufe der beiden neuen Receiver wird der Eagles-Offense die Option geben, auch mal den tiefen Ball auszupacken, nachdem QB Wentz letzte Saison recht brutal in ein Kurzpassgewichse gepresst wurde, für das er nicht wirklich geschaffen ist. Denn: Wentz ist vor allem massiver Wurfarm und Traute für die schwierigen Pässe. Man darf 2017 gespannt sein.

Defense

Die Defense war nicht „schlecht“, aber von einer Jim-Schwartz Defense erwartest du mehr als 6.5 NY/A und 34 Sacks gegen den Pass. Als Hauptproblem wurde die nicht ideal besetzte Defensive Line ausgemacht. Dort konzentrierte sich Gegners Blockschema auf das Duo Cox/Graham und hatte im Prinzip das Matchup bereits gewonnen.

Vor allem der eher wie ein Nose Tackle gebaute Bennie Logan galt nicht als idealer Positionsnachbar von Cox in der 4-3 – und so holte Roseman vor wenigen Tagen den erst 24-jährigen Timmy Jernigan, Superstar des BCS-Finals 2014, für einen recht lächerlichen Preis aus Baltimore: #74 Draftpick gegen #99 Draftpick. Das ist fast ein Geschenk, wenn du beachtest um wieviel besser Jernigan im Passrush im Vergleich zu Logan ist (ca. 5 Sacks/Saison).

Dazu kommt Chris Long nach seinem gewonnenen Superbowl-Ring aus New England für die Kadertiefe, wohingegen die Eagles den Mittdreißiger Barwin auf DE ziehen ließen. Im Prinzip klingen die Moves in der Defense Line wie ein personelles Upgrade – Schwartz wird seinen aggressiven Stil 2017 besser umsetzen können als 2016.

Das große Loch in Philadelphia bleibt auf Cornerback, wo man nur CB Peterson geholt hat, aber nach den Abgängen der Starter McKelvin und Carroll nur noch mit Nonames besetzt ist. Peterson spielte letztes Jahr bei den Colts – jene Colts, deren Defensive Backfield als unterirdisch galt, und die ihn ohne Bedenken ziehen ließen.

Ausblick

Philadelphia kann sich nun alle Zehne abschlecken, dass sich die Vikings im Last-Minute Trade letzten September „Bradford nach Minnesota“ bescheißen ließen und die Iggles damit in drei Wochen auf #14 in der 1ten Runde draften können: Der Draft gilt als top besetzt auf der Cornerback-Position. Die Eagles picken Stand heute mit #14, #43, #99, #118 und #139 in den ersten vier Runden – es wäre eine große Überraschung, wenn nicht wenigstens zwei Cornerbacks unter diesen Picks sind.

Cornerback ist das offensichtlichste Loch. Daneben hört man immer wieder Zweifel an der Kompatibilität von LB Mychal Kendricks mit der Schwartz-Defense, Unzufriedenheit mit der Besetzung der beiden Guard-Positionen (ob der Warmack-Einkauf hilft?) und die bange Frage, wann Darren Sproles aufgebraucht sein wird.

Cornerback ist eine ernsthafte Frage.

Die anderen offenen Punkte sind Luxusprobleme im Vergleich zur Lage der Franchise vor nur einem einzigen Jahr. Wenn Philadelphia im Draft zu den richtigen Manndeckern greift, sind die Eagles vielleicht schon diesen Herbst ein veritabler Playoff-Anwärter.

Noch attraktiver: Der Grundstein über 2017 hinaus ist gelegt. QB Wentz ist 25. Der Ankermann der Defense, Fletcher Cox, ist 26. Schlüssel-Linebacker Jordan Hicks ist 25. OT Lane Johnson ist 26. Im Prinzip sind die Schlüsselstellen abseits von Left Tackle (Jason Peters ist 35), Wide Receiver (Jeffery hat nur Einjahresvertrag) und Cornerback (eh klar) alle mit jungen Leistungsträgern besetzt. Das stimmt hoffnungsfroh für die Eagles.

Ein Kommentar zu “Philadelphia Eagles in der Sezierstunde

  1. Die eagles sind für mich ne absolute wundertüte. kleine anmerkung: CB Patrick Robinson, nicht Peterson (der wäre ein massives upgrade) kam via free agency

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..