College Football Playoff 2019/20 – Die furchtlose Halbfinalvorschau

Heute beginnen die Playoffs im College Football. Auf dem Programm stehen die beiden Semifinals, in denen die Endspielteilnehmer des National Championship Games vom 13./14. Jänner 2020 ausgespielt werden.

Die vier Semifinalisten lauten heuer:

#1 LSU Tigers (13-0 / Champion SEC)
#2 Ohio State Buckeyes (13-0 / Champion Big Ten)
#3 Clemson Tigers (13-0 / Champion ACC)
#4 Oklahoma Sooners (12-1 / Champion Big 12)

Drei übergeordnete Themen zu den vier Semifinalisten sind großartiges Recruiting (alle vier sind im Jahresdurchschnitt Top-10 im Recruiting), die Tatsache, dass alle vier Mannschaften ihre Head-Coaches von „innen“ beförderten anstatt sie aufwändig von außen zu holen – und dass drei der vier Teams mit einem Transfer-QB antreten, der sich ursprünglich für eine andere Uni entschieden hatte – alle drei waren Heisman-Finalisten. Nur Clemsons Superstar-QB Trevor Lawrence spielt noch in seiner originalen Mannschaft.

Die beiden Partien von heute sind bei ESPN und DAZN zu sehen:

22h00 Peach Bowl: #1 LSU Tigers – #4 Oklahoma Sooners
02h00 Fiesta Bowl: #2 Ohio State Buckeyes – #3 Clemson Tigers

Während das Peach-Bowl Duell zwischen LSU und Oklahoma als klare Sache gilt, so spricht beim zweiten Semifinale alles vom Duell der Giganten. Gestern haben die Kollegen Jan Weckwerth und Christian Schimmel auf diesem Blog schon auf diese beiden Matchups (und auch die anderen Bowls von heute) geblickt.

Ich fasse das heute mal für mich zusammen, da ich zu ein paar in Nuancen anderen Schlüssen gekommen bin.

#1 LSU Tigers – #4 Oklahoma Sooners

Peach Bowl / 22h live ESPN Player und DAZN

Lange Jahrzehnte kämpften die Eliten des College Football verbissen gegen die Idee eines echten Endspiels um den Landesmeistertitels, und waren stattdessen damit zufrieden, dass ihr Meister in einer Abstimmung von Journalisten bzw. Coaches bestimmt wurde. Dann wurde nach langen Kämpfen vor ca. 20 Jahren erstmals ein echtes Endspiel um den Titel eingeführt – und vor sechs Jahren wurde das System auf ein Playoff-System mit vier Teams in Semifinale und Finale ausgeweitet, sodass heute nach Abschluss der Regular Season vier Mannschaften um den Landesmeistertitel fighten.

Das System gilt trotz vieler einseitiger Halbfinalspiele als überaus attraktiv – und so kommen schon jetzt, wenige Jahre nach der Erweiterung auf 4, die Rufe nach einer weiteren Expansion der Playoffs auf sechs oder acht Teams auf. Diese Erweiterung gilt als unausweichlich – doch gerade 2019 ist wieder so eine Saison, in der man sich mit Argumenten dafür tut, denn es gibt zum wiederholten Male nur drei wirkliche Spitzenmannschaften, die wirklich jeder unisono als titelwürdig anerkennen würde – #1 LSU, #2 Ohio State und #3 Clemson.

Der vierte Platz im Konzert der Giganten war lange in der Schwebe, und die ausgewählte Mannschaft fühlte sich am Ende wie diejenige an, die den kleinsten Schaden im Sinne von „sich abschlachten“ anrichten würde. Es handelt sich um die Oklahoma Sooners, Gewinner der Big-12 Conference, die mit 12-1 Bilanz zwar recht souverän durch die Regular Season cruisten, aber heute im Champion der SEC, den #1 LSU Tigers, auf ein Team stößt, das in den Wettbüros mit satten 12.5 Punkten favorisiert ist. In anderen Worten: Der Public erwartet in 85% der Fälle einen Sieg von LSU.

85% Sieg-Erwartung käme in den meisten Spielen einem erwarteten Blowout gleich – und ich wiederhole: Wie sprechen hier vom Semifinale, in dem theoretisch zwei der vier besten (bzw. *verdientesten*) Teams aufeinandertreffen sollten.

Dieser klare Favoritenstatus lässt sich vor allem an dem einen Namen festmachen, der die College-Footballsaison wie kein anderer geprägt hat: LSU-Quarterback Joe Burrow.

Burrow ist der Gewinner der prestigeträchtigen Heisman-Trophy. Er ist eine sensationelle Erscheinung in der Elite der College-Footballwelt: Jahrelang hatte er als Backup und Mitläufer gegolten, ehe er heuer, in seiner letzten Saison mit College-Spielberechtigung, völlig gegen jede Erwartung plötzlich den Durchbruch schaffte und mit atemberaubenden Pass-Rekorden gegnerische Defenses gleich serienweise schredderte.

Burrow ist kein Mann mit raketenscharfem Wurfarm – doch sein Arm ist gut genug um die meisten Fenster am Feld punktgenau zu attackieren, und vor allem hat er die Eier, jeden Punkt am Spielfeld zu attackieren. Burrows ständiger Drang zum tiefen Pass ist nicht nur überaus attraktiv, sondern führte auch zu fast 10 Yards/Attempt, 48 Touchdowns und nur 6 Interceptions – und selbst Monster-Defenses wie Alabama (#6 Defense in SP+), Georgia (#2 Defense), Florida (#7 Defense in SP+) oder Auburn (#4 Defense in SP+) hatten keine Chance gegen Burrow und seine Armada an Pass-Catchern wie WR J’Marr Chase, WR Justin Jefferson oder WR Terrance Marshall.

Diese Jungs führten LSU zur #1 Platzierung im SP+ Ranking der Offenses – und nachdem besagte Top-Defenses aus der SEC bereits kein Land gegen Burrow und Co. gesehen hatten, ist es heute kaum vorstellbar, dass Oklahomas nur banalst mittelmäßige Defense (#53 nach SP+) heute die Mittel hat um Burrow in welcher Form auch immer zu bremsen.

Es ist das alte Lied für Oklahoma: Grandiose, sehr detailliert und von Headcoach Lincoln Riley mit viel Liebe bis zur Perfektion geschemte Air-Raid Mutation in der Offense (#2 im College Football nach SP+), aber nur durchschnittliche Defense. In den letzten Jahren wurde diese Defense in den Playoffs wieder und wieder zum großen wunden Punkt:

  • 2015/16 kassierte sie 37 Punkte in der Semifinalpleite gegen Clemson
  • 2017/18 waren es 54 Punkte in der Rose Bowl-Niederlage gegen Georgia, und 48 Punkte der Baker-Mayfield Offense waren letztlich zu wenig
  • Letztes Jahr wurden ihnen 45 Punkte von Alabama eingeschenkt. Wieder in einer Niederlage – Kyler Murrays beherztes Spiel war zu wenig.

Die Hoffnungsschimmer dafür, dass Oklahoma Burrows Armada gewachsen ist, gehen gegen null. Die Strohhalme, an die man sich in Oklahoma klammert, sind rar – und sie sind umso rarer, nachdem mehrere Starter (u.a. Star-DE Perkins) wegen positiver Drogentests gesperrt wurden:

  1. Die Hoffnung, dass der Ausfall bzw. nur eingeschränkte Einsatz von RB Clyde Edwards-Helaire (geht seit zwei Wochen auf Krücken und niemand traut sich seinen Einsatz zu prognostizieren) zumindest das Rushing-Game der Tigers etwas ins Stocken bringt.
  2. Die Hoffnung auf den einen oder anderen wohl getimten Turnover – inklusive langer Returns.
  3. Die blanke Hoffnung, dass Burrow ganz einfach mal ein schwaches Spiel auskommt, in dem seine Pässe aus sauberer Pocket eben nicht jedes kleinste Fenster finden.

Primär dürfte Oklahomas Chance aber insbesondere in der „Flucht nach vorne“ liegen: Einfach den Shootout bis zum Ende mitgehen und dann auf den letzten Ballbesitz hoffen. Die Offense dazu hätte Oklahoma – theoretisch: #2 nach SP+ nach LSU.

Doch wie der Kollege Jan Weckwerth gestern schon analysierte, gibt es durchaus griffige Anhaltspunkte, wie man die von Sooners-QB Jalen Hurts geführte Offense ärgern kann:

[Es] haben einige Teams in den letzten Wochen gezeigt, wie man die Offense um Jalen Hurts an die Leine legen kann. Hurts hat eine großartige Saison gespielt, doch hat er immer wieder Probleme, Lücken in engmaschiger Zone Coverage zu finden und agiert da oftmals zu zögerlich und unentschlossen. Die Sooners müssen auf einen Sahnetag von WR CeeDee Lamb hoffen sowie auf Big Plays im Laufspiel durch Hurts und RB Kennedy Brooks.

LSUs Abwehr war 2019 trotz zahlreicher NFL-reifer Prospects wie FS Grant Delpit, CB Kristian Fulton oder der Freshman-Sensation CB Derek Stingley sowie einem der bekanntesten Defensive Coordinators im Lande (Dave Aranda) durchaus nicht immer im Bilde.

Die Probleme hat @giannivanzetti auf meine Frage hin schon vor ein paar Wochen analysiert – hier in komprimierter Form:

  1. Eine teilweise zu komplexe Defense mit vielen Abstimmungsproblemen
  2. Tackling-Probleme, auffällig v.a. beim Super-Prospect FS Delpit
  3. Zu viel Manndeckung, zu wenig individuelle Klasse im Pass-Rush

In Anbetracht der Tatsache, dass Oklahomas Offense vor allem gegen bend but don’t break Defenses ihre Schwächen hatte, dürfte Aranda heute abgehen von ganz krasser Manndecker-Taktik: Vielleicht beschränkt er diese vor allem auf die Oklahoma-Superwaffe WR CeeDee Lamb„Hauptsache, Oklahoma das Laufspiel so gut es geht wegzunehmen und Hurts zum Werfen zwingen“.

Vorsicht ist auch ob LSUs Defense-„Schwäche“ geboten: Vielleicht ist das Jammern ob LSUs Defense mittlerweile auch übertrieben, denn als #19 nach SP+ hat sie in der zweiten Saisonhälfte einen mächtigen Satz nach vorne gemacht. So oder so ist sie neben Baylor die beste Defense, gegen die Oklahoma bislang heuer gespielt hat (Baylor ist die #16 SP+ Defense / Oklahoma scorte 34 und 30/OT Punkte dagegen).

Es gibt summa summarum also wenige Anhaltspunkte dafür, dass LSU hier in ernsthafte Schwierigkeiten gerät. Burrow müsste schon einen absoluten Ausreißer nach unten haben und sein Counterpart Hurts müsste womöglich gleichzeitig sein bestes Spiel hinlegen, damit die Partie zugunsten der Sooners kippt.

Überraschungen sind das Salz in der Suppe des College Football – doch ich sehe es in diesem Spiel ganz einfach nicht. Eine Finalqualifikation der LSU Tigers fühlt sich unvermeidlich an. Die ganz große Spannung dürfte also erst im zweiten Semifinale aufkommen…

#2 Ohio State Buckeyes – #3 Clemson Tigers

Fiesta Bowl / 02h live ESPN Player und DAZN

Das Duell der Giganten. Titelverteidiger #3 Clemson gegen die womöglich dominanteste Mannschaft der Saison, #2 Ohio State. Es ist nicht verwegen, von einem vorgezogenen Endspiel zu sprechen, denn Clemson und Ohio State sind neben dem diesmal zum ersten Mal nicht für die Playoffs qualifizierten Alabama aktuell die Vorzeige-Football-Dynastien in der College-Welt.

Diese beiden Unis haben zusammen drei der fünf Playoff-Titel geholt (Ohio State 2014, Clemson 2016 und 2018). Sie haben trotz zahlreicher hoher Draftpicks in den letzten Jahren (Bsp. Clemson QB Deshaun Watson oder Ohio State mit den Bosa-Brüdern oder den Star-DBs Marshon Lattimore oder Malik Hooker) oder aber auch im letzten NFL-Draft 2019 (Clemson mit 4 Top-40 Picks, Ohio State mit QB Dwayne Haskins oder WRs McLaurin und Parris Campbell) unverändert dominante Produkte am Feld.

Im Falle von Ohio State kommt diese Dominanz sogar trotz eines Rookie-Headcoaches – es coacht seit einem Jahr Ryan Day, der nach dem Rücktritt der Legende Urban Meyer befördert wurde. Unter dem ehemaligen Offensive Coordinator Day machte nicht nur die Offense einen Sprung nach vorne, sondern vor allem die 2018 noch ziemlich wackelige Defense.

Einordnung zu den beiden Kontrahenten gefällig? Siehe die die SP+ Rankings der beiden Teams:

  • Ohio State: #1 overall, #4 Offense, #1 Defense
  • Clemson: #4 overall, #6 Offense, #3 Defense

Fazit: Es sind zwei rundum komplette Mannschaften ohne echte Schwachstellen. Clemson gilt in den Wettbüros mit 2.5 Punkten als leichter Favorit – Tribut an die extrem dominante Vorstellung der Tigers in den letzten zwei Monaten, nachdem die Tigers-Offense zu Saisonbeginn noch den einen oder anderen Wackler mit drin hatte.

Clemson Offense vs. Ohio State Defense

Wie der Kollege Jan Weckwerth schon gestern schrieb: Clemsons Offense ist keine, die mit vielen Personnel-Packages gewinnt, sondern eine „Superstar-Offense“:

  • QB Trevor Lawrence ist der designierte #1 Draftpick im Draft 2021 – er spielt erst sein zweites Jahr College Football, versprüht aber seit seinem ersten Einsatz vor eineinhalb Jahren die Aura eines erfahrenen Recken, der alles schon gesehen hat.
  • WR Tee Higgins und WR Justyn Ross, zwei hoch aufgeschossene und vor allem im Fall des Supersprinters Ross extrem geschwindige und wendige Receiver, über die fast das ganze Passspiel läuft.
  • RB Travis Etienne, der Treiber hinter einem der besten Laufspiele des Landes, der jetzt auch mehr Kurzpässe fängt – und der dank der vielen Spread-Aufstellungen häufig in numerischer Überzahl gegen die Defense läuft.

Es ist eine der effizientesten Offenses im Lande – und man kann nach all dem, was das fast identische Personal letztes Jahr an Schäden bei Topmannschaften wie Notre Dame oder Alabama angerichtet hat, die dominanten Statistiken auch nicht mit dem relativ einfachen Schedule in der ACC diskreditieren.

Angesichts des extrem effizienten Laufspiels um Etienne wäre es zwar vermessen zu behaupten, dass die Offense mit QB Lawrence „steht und fällt“ – aber letztlich muss jede Defense gegen Clemson doch das eine beachten: Wird er nicht hochprozentig unter Druck gesetzt, ist er eine gewonnene Wette, jede ihm entgegengeworfene Defense in ihre Einzelteile auseinanderzunehmen und ihr mit seinen exzellenten QB-Runs (Lawrence ist so mobil, dass er ohne seinen alles überstrahlenden Monster-Arm häufig als „Double-Thread“ QB bezeichnet werden würde) auch die Eingeweide rauszureißen und den letzten Nerv zu ziehen.

Das ist insbesondere im College Football keine Gewissheit – viele QBs haben dort auch aus sauberer Pocket Probleme, das Spiel zu managen. Nicht Lawrence, der sich nach ein paar Wacklern zu Saisonbeginn seit Monaten keine Blöße mehr gibt.

Doch das Stichwort lautet hier „ohne Druck bzw. saubere Pocket“ – Ohio State hat aber die eine Abrissbirne, die diesen Plan zunichtemachen kann wie niemand anderes: DE Chase Young, der eine fabelhafte Saison gespielt hat und auf den jede Offense besonderes Augenmerk legen muss. Gegen Young zu schemen, ist wie sich für die eine oder andere Art von Tod zu entscheiden: Blockst du ihn 1-vs-1, riskierst du 15 QB-Pressures und 5 Sacks. Nimmst du ihn mit Double-Teams raus, kriegst du immer noch 5 QB-Pressures und verlierst einen ganzen Spieler in der Offense.

Einen veritablen Offensive Tackle um Young ohne Zusatzhilfe zu kontrollieren gibt es bei Clemson nicht. Clemsons Optionen sind also:

  1. Young zu doppeln (z.b. mit Tight End)
  2. Sehr schnelle Pässe zu werfen und damit weniger oft tief zu gehen
  3. Lawrence verstärkt in RPO und als Runner einzusetzen

Die anderen zentrale Frage der Ohio-State Defense ist, ob „hinten“ die Cornerbacks halten: Higgins/Ross sind schnell und groß und fangstark – die Buckeyes-Cornerbacks Okudah und Arnette gelten als künftige hohe NFL-Picks, haben aber nicht die Körpermaße um gegen gleich zwei solcher prototypischen #1 WR gegenzuhalten – und selbst wenn: Was passiert dann in der Mitte, wenn die Slot-Receiver gegen langsamere Corners oder Safetys/Linebackers gewinnen oder einfach RB Etienne gegen offene Boxen wie wild drüberläuft?

Ohio State Offense vs. Clemson Defense

Auch Ohio States vom „Zone-Read Konzept“ dominierte Offense ist eine der wenigen im Lande, die ein wirklich gutes Laufspiel auf das Feld bringen (0.14 EPA/Run vs. Clemsons 0.23 EPA/Run) – doch nach genauer Datenanalyse scheint der Treiber weniger der oft gehypte RB J.K. Dobbins zu sein, sondern vielmehr das Scheme und die Umstände:

  • Die Buckeyes haben eine der zehn besten Offensive Lines im College Football
  • Und sie laufen fast immer aus Spread-Personal, die Defenses in extrem offene Boxen zwingen – viele, sehr viele Runs gegen „Boxen“ mit maximal sechs Mann (4 DL + 2 LB)

Inside-Zone ist mit fast 50% der Runs das dominierende Konzept, aber heuer läuft man bei Ohio State auch fast 30% Outside-Zone – das Resultat sind fast 7 Yards/Carry und im Falle des Outside-Zone Runs mit 0.36 EPA/Run eine Rushing-Offense, die fast so erfolgreich ist wie das Passing-Game von QB Justin Fields. Und der ist 2019 der zweit- oder drittbeste Passer im College Football (nach Burrow und vor/nach Lawrence). Quelle: PFF.

Die Analyse legt nahe: Fields ist der Trigger der Buckeyes-Offense. Er ist wie Lawrence ein richtiger Double-Thread, aber wohl noch einen Tick besser als Runner – wenn er denn fit ist: Fields hat sei einem Monat ein paar Wehwehchen am Knöchel. Ohnehin: Fields ist einer der besten Deep-Passer der Saison, doch er hat auch einen atemberaubend guten, tiefen und häufig unterschätzten Receiving-Corps als Hilfe:

  • WR Chris Olave, ein ganz junger Spieler, der erstaunlich wenige Snaps bekommt (kaum mehr als 60%) dafür, dass er sich so gut freiläuft wie kein anderer Receiver.
  • WR KJ Hill, team- und landesweit die #2 in dieser Rubrik „offene Receiver“.
  • Die #3 bis #5 Victor, Wilson und Mack, die alle ihre Momente haben und 15 oder mehr Yards/Catch machen

Clemson hat nicht mehr die total dominante Defensive Line wie 2018 um gegnerisches Run-Game schon an der Anspiellinie im Keim zu ersticken, doch DefCoord Venables gilt seit Jahren als Zauberer im Kampf gegen Zone-Read Offenses – er schafft es häufig, seine relativ großen, schweren Safetys als echten Run-Support ohne Verlust von Coverage-Aufgaben in Szene zu setzen – das sieht dann immer auch recht attraktiv aus, wenn sich die ganze Clemson-Defense mit Verve in Richtung Ballträger bewegt.

Einer der Schlüsselspieler gerade gegen diese Kombination aus Zone-Read, brillantem tiefem Passspiel, Laufspiel aus Spread-Formationen und einem mobilen QB ist natürlich Clemsons Isaiah Simmons, der je nach Lesart als kleiner, wendiger Linebacker oder als extrem großer, physischer Safety durchgeht.

Simmons ist der Mann in der Mitte, der Venables seine ganzen Tricksereien erlaubt – und dank dem es die Cornerbacks und Defensive Liner etwas einfacher haben, weil sie auf eine sichere Präsenz in gegen Run wie Pass in der Spielfeldmitte vertrauen können. Ob Simmons auch der entscheidende Mann gegen die brandgefährlichen Zone-Runs sein kann, könnte spielentscheidend sein.

Ausblick und Tipp

Ein erstklassiges Playoff-Matchup, das viele denkbare Ausgänge hat. Tendenziell würde ich auf ein offensiv-orientiertes Spiel tippen, weil beide Teams auf grandiose Quarterbacks zählen können und sowohl Skill-Player als auch Offensive Lines zum feinsten gehören.

Sehr gespannt bin ich darauf, wie Clemson gegen Young spielt. Man kann eigentlich nicht riskieren, dass Young 10-15x auf Lawrence losgeht, aber andererseits möchte man seine Passing-Offense auch nicht mit einem reinen Blocking-TE als „zusätzlichem Offense Liner“ limitieren.

Gespannt bin ich auch ob wir Lawrence häufiger als Scrambler/Runner sehen und wie Clemson-DefCoord Venables die Ohio-State Offense schematisch einbremsen will.

Da ich mich natürlich nie vor einem Tipp drücke, gehe ich mit Clemson. Die Tigers waren schon vor einem Monat mein Playoff-Favorit #1 und sie sind es noch immer. Clemson hat QB Lawrence und einen fantastischen Trainerstab, der alles gesehen hat. Für mich ist es das in der Spitze besser besetzte, etwas perfektere Team.

14 Kommentare zu “College Football Playoff 2019/20 – Die furchtlose Halbfinalvorschau

  1. Pro7 Maxx zeigt die Spiele ebenfalls. Ob man die da schauen möchte steht natürlich auf einem anderen Blatt…

  2. Glaubst du, dass Clemson Higgins oder Ross in den Slot stellen könnte um sie von Okudah oder Arnette wegzuschemen oder ist dann Shaun Wade gut genug um es mit ihnen aufzunehmen?

    Befürchte, dass außen zu wenig Optionen für die Tigers sind und OSU das Matchup dominiert, weil Young zu viel pressure macht und nicht alles über 2 Mann laufen kann.

    GO TIGERS

  3. Weitere Analysen:

    Jan Weckwerth / Triple Option Blog:

    Vorschau CFB Halbfinals: LSU vs. Oklahoma // Ohio State vs. Clemson // u.v.m.

    PFF:
    LSU-Oklahoma
    https://www.pff.com/news/college-football-playoff-preview-lsu-vs-oklahoma

    Clemson-Ohio State
    https://www.pff.com/news/college-football-playoff-preview-ohio-state-vs-clemson

    Podcast auf deutsch – Saturday Kickoff

  4. @Pete: Ich wäre sogar überrascht, wenn Clemson es nicht versuchen würde – v.a. Ross ist ein Kandidat ein wenig herumgeschoben zu werden.

    Dann wird spannend wie Ohio State reagiert. Normalerweise sitzen sie in Cover-3 / Manndeckung außen in der Defense, weil sie innen mit Ward einen mehr als passablen Slot-CB haben. Wenn sie einen der Outside-CBs in die Mitte ziehen würden, gehen sie aus ihrer Comfort-Zone, riskieren ohne aber, dass Ross mit seinem Speed die Defense innen aufwühlt.

    Ich bin auch sehr gespannt wie Clemson das angeht, aber ich würde darauf tippen, dass diese Offense-Masterminds sich jetzt ein paar Wochen lang ihre Gedanken dazu gemacht haben.

  5. 35:7 zur Hälfte des 2nd QTR ist dann halt auch bei 12,5 Punkten Fovoritenstatus krass. Gerade erst eingeschaltet und ob der Deutlichkeit dann doch etwas geplättet.

  6. Oklahoma aber sehr enttäuschend mit seiner Offense – da musste immer mehr kommen. Dass die Defense auseinandergenommen wird, war erwartbar.

    Wenn LSU so Defense spielt, dann kann man sie auch über Clemson/Ohio State im Finale nehmen.

  7. Sehr beeindruckende erste Hälfte von LSU. Burrow mit 7 Touchdowns!
    Allerdings waren mir die Refs gerade zu Beginn des Spiels, als es noch eng war, bei einigen Entscheidungen zu pro LSU. Die Ejection war dann aber klar gerechtfertigt.

  8. @nil: Ja, es gab die 2 Entscheidungen. Aber der Pass bei der „non DPI“ war eine Art Hail-Mary, nicht konstruktives von OU. Oklahoma-Defense ist absurd und unterbietet alle schlimmsten Befürchtungen, aber Oklahoma-Offense ist auch nicht viel besser.

    Selbst wenn die Refs alles pro Oklahoma pfeifen würden, wäre die Partie nicht knapp.

  9. Pingback: College Football Halbfinale 2019/20 Recap – Ein Tigerduell um die Landesmeisterschaft! | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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