Black Friday Preview 2020

Wird es heute für Matt Patricia ein „Black“ Friday? Ist es auch für die Houston Texans ein „Black“ Friday, wenn sich die aufkommenden Gerüchte von einer Beförderung des 73jährigen Romeo Crennel auf Headcoach bald bewahrheiten sollten? Dann wären plötzlich Verlierer Gewinner und Gewinner Verlierer.

Nicht ganz klar ist die Situation auch an einer anderen Front: Bei den Baltimore Ravens grassiert das Coronavirus, und der jüngste Angesteckte ist QB Lamar Jackson. Das Spiel der Ravens gegen Pittsburgh ist bereits auf den Sonntag verschoben worden, doch wenn man sich solche Tweets durchliest, dann scheint eine Abhaltung des Spiels praktisch ausgeschlossen:

Sofern die NFL nicht krude Schedule-Tweaks wie eine Verschiebung von PIT-BAL auf nächsten Donnerstag und Verlegung des Donnerstagsspiels auf Montag oder Dienstag versucht, wird eine Verlängerung der NFL-Saison um eine Woche 18 wird immer wahrscheinlicher. Es gibt aber noch ein anderes Szenario – und zwar, dass die NFL wie angedroht die Regular Season unter Umständen nicht zu Ende spielt und stattdessen das Playoff-Feld auf ein achtes Team ausweitet. Davon könnten pikanterweise dann die Ravens (momentan auf #8 der AFC-Rangliste) profitieren und die Steelers (würden als aktuelle #1 dann das Freilos in Runde 1 eventuell verlieren) als Geschädigte rausgehen.

Das alles ist noch Zukunftsmusik. Aber das Coronavirus wird da noch für einiges Chaos sorgen.

College Football

Damit zum College Football. Dort gibt es heuer Schmalhans Küchenmeister statt Leckerbissen zum Rivalry-Weekend. Morgen gibt es zwar mit Auburn-Alabama (Iron Bowl) oder Michigan-Ohio State (The Game) einige große Kracher, doch zahlreiche andere ewige Rivalries sind abgesagt.

Bevor ich kurz auf den heutigen Black Friday blicke, lass uns einen Sprung auf das erste Playoff-Ranking schauen.

CFP Ranking vom Dienstag

#1 Alabama (7-0)
#2 Notre Dame (8-0)
#3 Clemson (7-1)
#4 Ohio State (4-0)
#5 Texas A&M (5-1)
#6 Florida (6-1)
#7 Cincinnati (8-0)
#8 Northwestern (5-0)
#9 Georgia (5-2)
#10 Miami/FL (7-1)
#11 Oklahoma (6-2)
#12 Indiana (4-1)
#13 Iowa State (6-2)
#14 BYU (9-0)
#15 Oregon (3-0)
#16 Wiconsin (2-1)

Die Top-4 sind keine Überraschung. Jedes der vier Teams hat sein Schicksal in eigenen Händen, und es gibt bei knappem ACC-Finalsieg von Clemson über Notre Dame sogar das realistische Szenario, dass diese Big-4 auch das Halbfinal-Feld stellen werden.

Außerhalb der Big 4 haben es vielleicht nur noch Florida (mit SEC-Finalsieg über Alabama) und Northwestern (bei Big Ten Finalsieg über Ohio State) in eigener Hand, die Top-4 zu knacken. #5 Texas A&M sitzt auf einem Scheiß-Platz, weil es schon gegen Alabama verloren hat und eine SEC-Finalqualifikation fast ausgeschlossen ist.

Für die Pac-12 ist die Playoff-Tür schon fast zu: #15 Oregon ist das am höchsten gerankte Team. Natürlich hat Oregon erst 3 Spiele bestritten, aber die Ducks sind nur einen Platz vor 2-1 Wisconsin.

Dagegen hat die Big 12 noch eine Außenseiterchance, wenn Chaos ausbricht: Das Komitee hat mit der #11 Platzierung von 2-loss Oklahoma einen Spalt breit offen gelassen. Aber hier eher ein Fall von „theoretisch möglich“ als von „wahrscheinlich“.

Die Rankings von #9 Georgia und #10 Miami verstehe ich nicht so wirklich – sind aber nicht weiter relevant, denn beide haben so gut wie keinen Weg in die Playoffs (Niederlagen in direkten Duelle versperren die Tür ins Conference-Finale).

Bleiben die beiden Mid-Majors in der Diskussion. #7 Cincinnati und #14 BYU. Über BYUs eingezogenen Schwanz habe ich schon unter der Woche geschrieben. Schedule (SOS) ist für das Komitee immer wichtig, und dass BYU mit nur 3 Siegen über „winnnig teams“ und einem Premium-Sieg über ein Boise State mit 3rd string QB da schlechte Karten hat, war zu erwarten.

Umso desaströser war BYUs Zögern beim Angebot, kurzfristig gegen Washington spielen zu können. Diese Chancen muss man nutzen!

BYU hat Stand heute nur mehr ein einziges Spiel, könnte aber durchaus noch kurzfristig zwei Wochenenden mit Spielen besetzen. Zum Beispiel wäre ein Mid-Major-Knaller gegen #7 Cincinnati möglich!

So ein Duell sollte auch im Interesse von Cincinnati liegen. Ich sage „könnte“, weil Cincinnati damit eventuell die Qualifikation für eine New Year’s Bowl riskiert. Für die Bearcats wird die Saison zum Fall von „sicher NY6 vs. vielleicht Playoffs“. Ist wie eine 4th Down Entscheidung: Mit letzterem hast du mehr zu gewinnen, aber auch mehr zu verlieren. Also lieber punten…

NB: Ab sofort verwende ich auf diesem Blog dann auch die CFP-Rankings, weil sie bei aller berechtigter Kritik letztlich die einzigen entscheidenden sind.

Spiele von heute

18 Uhr: #17 Texas Longhorns (5-2) – #13 Iowa State (6-2). Big-12-Verfolgerduell, bei dem ein Endspielplatz fürs Big 12 Finale auf dem Spiel stehen könnte. Hätte man im Sommer über dieses Duell geschrieben, so hätte kein Weg an den beiden Quarterbacks vorbeigeführt:

  • Sam Ehlinger von Texas als Außenseiterkandidat auf die Heisman Trophy
  • Brock Purdy von Iowa State als Außenseiter auf einen 1st Round Pick

Doch die Saison 2020 hat sich für beide nicht gut entwickelt. Beide Passing-Offenses sind extrem unbeständig. Purdy ist gar nur die #72 nach Adjusted Completion-Rate in der FBS, ein absurder Wert für einen QB mit NFL-Ambitionen. Aber beide können heute gegen suspekte Defenses ein bisschen Wiedergutmachung betreiben.


21h30: #19 UNC Tar Heels (6-2) – #2 Notre Dame Fighting Irish (8-0). Wechselhafte Offenses sind hier nicht das Thema! UNC und Notre Dame gehören offensiv zu den besten Mannschaften der FBS. Vor allem die Passing-Games sind überzeugend.

Beim einen QB, Sam Howell von UNC, ist das keine Überraschung. Howell, der erst sein zweites Jahr spielt und damit auch erst 2022 in die NFL darf, wurde vor ein paar Wochen von der Leine gelassen und bombt seither die Defenses mit einer Latte an tiefen Pässen in Grund und Boden. Howell hat in den letzten Wochen einen aDOT von über 13 Yards!

Der andere QB, Notre Dames Ian Book, hat da mit seinem formidablen Spiel schon mehr Augenbrauen nach oben gezogen. Book war bis vor wenigen Wochen immer als blasser Verwalter wahrgenommen worden. Doch in den letzten Wochen legte der Deep-Passing-Feuerwerke gegen den Giganten Clemson und das unangenehme Boston College hin und zeigte einiges Improvisationstalent.

Heute fallen allerdings zwei der besten Offense Liner aus – man darf gespannt sein ob der Auswirkung, denn Notre Dame lebte sowohl im Passspiel (lange Dropbacks) als auch im Laufspiel (#2 Run Blocking Line nach PFF im Lande) von der O-Line.

Ist „Upset-Potenzial“ hier zu hoch gegriffen? Notre Dame gewinnt wahrscheinlich von 10 Spielen mehr als die Hälfte, aber UNC hat mit Howell, einem breiten Receiver-Corps und RB Javonte Williams einige faszinierende Offense-Waffen um dem Playoff-Kandidaten ein Bein zu stellen.


22h: Cal Golden Bears – Stanford Cardinal (The Game). Eine der bekannteren Rivalitäten der Westküste zwischen den Elite-Unis an der San-Francisco-Bucht. Sportlich dieses Jahr kaum von Bedeutung.

1h: #15 Oregon Ducks – Oregon State Beavers (Civil War). Das hitzige Westküstenduell zwischen den rivalisierten Unis aus Eugene und Corvallis. Sportlich dürfte es diesmal nicht knapp werden, denn Oregon hat bei allen Defense-Problemen in den letzten Wochen eine brutale Offense aufs Feld gestellt. Der neue QB Tyler Shough hat sich schnell ins System gegroovt und letzte Woche extrem gut ausgesehen. Der Arm ist da. Die Physis ist da. Der Kopf ist da – ich sehe keinen Grund, weshalb Shough nicht auch heute dominieren sollte.

9 Kommentare zu “Black Friday Preview 2020

  1. Sorry, jetzt hat es den Kommentar abgeschnitten:)

    Bei den Ravens ist ein Coach mit Symptomen zur Arbeit gegangen und das wohl nicht nur einmal. Ich finde, da kann man auch mal über Disziplinarmaßnahmen nachdenken, jetzt haben sie ihn ja suspendiert, aber das darf eigentlich nicht mehr vorkommen!

    Steelers zwar zum zweiten Mal Opfer nach dem Tennessee Fiasko. Gut, dass die NFL auch diesmal das Spiel verschoben hat, das wäre unverantwortlich gewesen. Die Pitt Fans, die über Schiebung reden, sind jämmerlich.

  2. Es wäre für die Steelers aber schon bitter, wenn die Saison aufgrund der aktuellen Vorfälle um eine Week 18 verlängert wird und alle Teams zwei Bye-Weeks hatten. PIT hätte dann zwar in zwei Wochen *nicht gespielt* aber trotzdem über die gesamte Saison durchtrainiert.

    Einen Sieg über ein unvorbereitetes, mit besserem Practice Squad spielendes Baltimore, in dem sich die eigenen Spieler einer Ansteckungsgefahr aussetzen, ist aber leider auch keine Alternative.

  3. Das kommt davon, weil die NFL bei den Titans nicht hart genug durchgegriffen hat.
    Schon damals waren die Steelers als völlig Unbeteiligte die Leidtragenden. Denn wenn man von der Gesundheit der Spieler schwadroniert, sollte man auch mal an abseits Corona an die Belastung denken, wenn man eine Bye hat ohne eine Bye zu haben, jetzt womöglich hinten raus eine Bye verliert etc.
    Wenn scheinbar ein Staff mit Symptomen zur Arbeit gegangen ist, dann haben scheinbar ein paar lumpige Geldstrafen nicht ausgereicht, dass auch der letzte Napfduttel den Schuss hört.
    Da müsste man eher Draft Picks streichen oder am Besten das Spiel gleich gegen die Mannschaft des „Sünders“ werten. Aber klar, mit Letzterem verdient man ja keine Kohle…

  4. Was willst du machen, wenn der Angstellte trotzdem zur Arbeit kommt? Team abstrafen ist dann nicht ganz einfach, war es schon bei den Titans nicht…

  5. @FloJo: Das ist meiner Meinung nach dann aber in der aktuellen Situation ein Problem von Führung und damit ein Problem der gesamten Organisation/Firma/Team. Grundsätzlich ist diese „deutsche“ Kultur des Krank-zur-Arbeit-Gehens nicht unbedingt optimal, aber wenn ich derzeit mit Erkältungssymptomen zur Arbeit gehen würde, würde ich umgehend wieder nach Hause geschickt, damit ich ja keinen anstecken kann. Und da ich nur bei einer mittelgroßen Behörde (~1800 Leute) arbeite, die auch ohne mich (oder 100 in Quarantäne befindliche Mitarbeiter) noch funktioniert, ist es mir vollkommen unverständlich, dass da absolut niemand etwas gemerkt haben will, wo doch a) in der NFL regelmäßig getestet wird und b) nur einige wenige Infektionen das Kerngeschäft und damit die gesamte Ravens-Organisation lahmlegen.

    Von da her kann ich da eine Strafe für die Ravens insgesamt schon nachvollziehen.

  6. @Arni: Ich verstehe worauf du hinauswillst. Ich bin selbst Steelers Fan 🙂 Aber diese Fälle sind nicht zu verhindern, und wenn die NFL bei den Titans so lasch war, dann sehe ich nicht warum es jetzt bei den Ravens so ein Drama gibt. Saunders wurde soweit ich weiß nicht einmal positiv getestet obwohl er Symptome hatte!

    Klar ist es ein Problem, wenn er ohne Maske durch das Gebäude läuft, aber haben das mehrere gemacht oder war er ein Einzelfall? Ist er ermahnt worden? Haben ihn die Ravens nach Hause geschickt und er ist einfach nicht gegangen? Ist er gegangen? Das lässt sich alles schwer nachvollziehen von außen.

    Bitter für die Steelers, daß es wieder sie trifft. Aber das kann jedem passieren, was meinst du warum der Aufschrei sich bei den Verantwortlichen so in Grenzen hält. Wenn es absichtlich oder fahrlässig von den Ravens war, dann haben sie übrigens sich selbst am meisten geschadet und weniger den Steelers 🙂

    Auch mal wieder bezeichnend daß die vernünftigsten Stimmen von den Spielern selbst kommen.

  7. @FloJo: ich bin da voll bei dir, es ist von außen schwer nachzuvollziehen. Aber dass da keiner sein Hirn einschaltet und sagt: „Moment, das könnte zum Problem werden“ ist für mich einfach unverständlich.

    Und nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich bin auch Steelers-Fan, aber das letzte, was ich wollte, ist dass das Spiel am grünen Tisch gewertet wird!

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