AFC Playoffbild 2021/22 vor NFL Week 17

Ein Blick auf das AFC-Playoffbild vor den letzten beiden Spieltagen der NFL Regular Season 2021/22.

Hier ist die Aufstellung der Records, der Restspielpläne und der Playoffwahrscheinlichkeiten von PFF. Ich habe in zwei separaten Spalten die Veränderung der Wahrscheinlichkeiten gegenüber der letzten Woche mit eingefügt.

Wir sehen: Nur ein Team hat sein Ticket gelöst. Nur drei Teams sind eliminiert. Insgesamt haben noch 12 Mannschaften eine Chance auf einen der sechs offenen Playoff-Plätze.

RkTeamW-LW17W18Playoff%Delta PO%Div%Delta Div%
1Chiefs11-4@CIN@DEN100%+1%100%+1%
2Titans10-5MIA@HOU99%+2%94%+4%
3Bengals9-6KC@CLE80%+26%73%+33%
4Bills9-6ATLNYJ97%+22%81%+43%
5Colts9-6LV@JAX94%+12%6%-4%
6Patriots9-6JAX@MIA90%-6%19%-42%
7Dolphins8-7@TENNE27%+18%1%+1%
 Ravens8-7LARPIT25%-23%8%-22%
Chargers8-7DEN@LV31%-38%-4%
 Raiders8-7@INDLAC29%+9% 
 Steelers7-7-1CLE@BAL12%-9%5%-7%
 Browns7-8@PITCIN15%-8%15%-4%
 Broncos7-8@LACKC1%-5%

Chiefs und Bengals

Die Chiefs sind das einzige bislang qualifizierte Team. Sie sind jetzt auch der Favorit auf den #1 Seed und damit auch auf den Superbowl-Gewinn. Ich bin froh, dass ich über die ganze Saison nie den Glauben an die Chiefs verloren habe – nicht als die Defense sich zu Saisonbeginn die Touchdowns in Serie einschenken ließ, nicht als die Offense unter der Last von zig unglücklichen Turnovers implodierte, nicht als die Offense ohne explosives Deep-Passing-Game für einige Wochen die Radieschen von unten zählte.

Jetzt scheinen sich die Chiefs zum Saisonende raus pünktlich in allen Facetten des Spiels zu finden. Die Offense spielt zwar weiter einen anderen Brand an Football als in den letzten Jahren, aber da war immer zu viel Qualität da um ernsthaft nervös zu werden. KC ist bis heute die #1 in Drive Success Rate, und mittlerweile „fühlt“ es sich auch wieder so an:

Am Sonntag spielen die Chiefs in einem wichtigen AFC-Duell in Cincinnati bei den Bengals, die am Sonntag gegen Baltimore zum ersten Mal einen richtig aggressiven Offense-Gameplan ein ganzes Spiel lang durchgezogen haben – mit vorhersehbarem Erfolg. Das Duell Joe Burrow gegen Mahomes wird jetzt schon hochstilisiert zu einem Duell, in dem es eventuell um den MVP-Titel geht.

So wurscht mir der MVP über die Jahre geworden ist: Das geht mir etwas zu weit. Mahomes hat diese Saison eindeutig über viel zu lange Phasen zu wackelig gespielt um als QB1 durchzugehen. Mahomes ist zwar mittlerweile bei rbsdm.com wieder der QB mit den meisten generierten „Total EPA“, aber bei PFF ist er nach wie vor nicht unter den 15 besten QBs der Saison gerankt.

Burrow ist bei PFF der QB1, was angesichts seiner vielen Interceptions ein bisschen überraschen mag. Aber Burrow ist nicht erst seit seinem fantastischen Spiel am Sonntag der PFF QB1. Er ist einer der wenigen QBs, der mehr Interceptions als Turnover-würdige Würfe hat, was für einen gewissen Grad an Pech in seinem Spiel spricht.

Was das Spiel auf jeden Fall werden sollte: Eines mit recht wenigen Blitzes. Teams haben diese Saison aufgehört Mahomes zu blitzen (Mahomes sieht nur mehr 15% Blitzes, kein anderer QB hat weniger als 20%) und Burrow ist der QB mit den meisten Yards/Attempt gegen den Blitz (10.8 Yards/Wurf).

Was man bei Burrow und den Bengals auch beachten muss: Sie haben einen wachsweichen Schedule gespielt – schon bevor sie am Sonntag die Street Free-Agents der Ravens abschießen durften. Aber: Der Sieg hat Cincinnati das Playoff-Ticket auf dem Servierteller präsentiert.

Während die Bengals den Sieg brauchen um ihre gute Ausgangslage im AFC-Rennen zu festigen, müssen die Chiefs aufpassen, nicht noch auf der Zielgeraden von den Titans im Rennen um den #1 Seed überholt zu werden.

Das Freak-Team

Tennessee hat sich mit dem überraschenden Heimsieg gegen San Francisco gerade noch rechtzeitig erfangen und gezeigt, dass es mit einem AJ Brown in der Startaufstellung und etwas Turnover-Glück gut genug ist um einen opportunistischen Sieg herauszuwürgen.

Die Titans halten den Tie-Breaker gegen die Chiefs (direktes Duell im Oktober deutlich gewonnen) und haben mit Dolphins und @Texans ein einfacheres Restprogramm. Stolpern die Chiefs, könnte Tennessee eventuell einer der bizarrsten #1 Seeds der letzten Jahre in der NFL werden.

Den letzte ähnlich komischen #1 Seed haben wir glaube ich 2008 gesehen, als ein von Kerry Collins gequarterbacktes Team in der AFC 13-3 ging: Die Jeff-Fisher-Tennessee-Titans. Für die war dann im ersten Playoffspiel in einer Abwehrschlacht gegen Baltimore Schluss.

Der andere große Gewinner von Woche 16

Der andere ganz große Gewinner des letzten Wochenende waren die Buffalo Bills. Beziehungsweise: Ihr QB Josh Allen. Der hat eine dieser Performances Marke „hat die komplette Mannschaft auf seine Schultern genommen“ abgeliefert und New England quasi im Alleingang erlegt. Allen hatte etliche dieser Plays, die man als „best player on the field could not be stopped“ im US-Footballjargon einordnet.

Ich denke zwar nicht, dass Allens Saison MVP-Material war. Aber seine Performance am Sonntag war isoliert betrachtet eine der eindrucksvollsten des Jahres, trotz einiger nach wie vor vorhandener Wackler.

Die Bills haben ihre Playoffchance jetzt auf fast 100% geschraubt. Sie haben auch das Divisionsrennen in der AFC East auf den Kopf gestellt. Mit Spielen gegen Atlanta und die NY Jets, zwei der fünf schwächsten Teams der Saison, müssen sie jetzt eigentlich nur mehr die Ernte einfahren.

Wobei: Wenn wir den Spielstil der Bills anschauen, dann kann man Argumente dafür aufbringen, dass die Bills lieber als Wildcard-Team auswärts in irgendwelchen Domes antreten sollten als zuhause im potenziell windigen Bills-Stadion.

Jedenfalls scheinen sich die Bills wie die Chiefs rechtzeitig zu erfangen. Eine Neuauflage des AFC-Finals von letzter Saison (damals Chiefs-Bills 38:24) ist jetzt wieder ein denkbares Szenario. Vielleicht ist es sogar das wahrscheinlichste von allen Szenarien.

Die Verlierer vom Wochenende

Die drei größten Verlierer des Wochenendes waren natürlich Ravens, Chargers und Patriots.

Bei den Ravens war das alles abzusehen. Lamar Jackson fehlt seit Wochen, die O-Line ist schon lange dezimiert, das Defensive Backfield in Auflösungserscheinungen begriffen – dazu zweimal Pech mit verpassten 2pts-Conversions in letzter Minute in den letzten Wochen: Es ist einfach nicht die Saison der Ravens.

Mit dem Debakel in Cincinnati ist Baltimores Playoffchance halbiert worden – und die Wahrscheinlichkeit auf den Divisionsgewinn geviertelt. Die Chance, dass Jackson fürs Wochenende zurückkehrt, ist zwar da – aber er auch fit ist, ist sehr gering.


Zu New England. Es gibt kein Drumherum: Die Pats waren einfach schwächer als die Bills. Den Eindruck wurde ich schon im berüchtigten Windspiel nicht los – und er hat sich diesmal auch im Ergebnis bestätigt. Buffalo ist kompletter, hat mehr High-End-Potenzial, ist besser in Offense und Defense.

Die Patriots haben alles versucht, haben gegen den Rat von Belichick-Buddy Michael Lombardi ein halbes Dutzend 4th Downs ausgespielt (und waren fast immer erfolgreich), und es hat trotzdem nicht gereicht.

Die Patriots haben machbares Restprogramm mit Jaguars und @Dolphins. Sie müssen zwar aufpassen, weil sie eventuell von Miami überholt werden können, aber prinzipiell sollten sie die Qualifikation gegen diese beiden Gegner klarmachen können.

Die Pats haben halt kaum Upside. QB Mac Jones war über Wochen eine ganz gute Geschichte, aber mir geht da einfach jegliches Playmaking ab. Jones mag ein präziser QB auf kurzen Routen sein, aber alles was tiefer als 10 Yards downfield fliegt, ist in Accuracy% deutlich unter Liga-Schnitt. Jones hat quasi keinen tiefen Ball über die Mitte, weil der Arm nicht reicht – es sei denn, der Receiver ist meterweit offen, was in der NFL selten passiert. Und dauerhaft von Screens kannst du nicht leben um explosive Plays vom Reißbrett zu schemen.

Klingt zu negativ für einen Rookie-QB? Vielleicht. Aber wir müssen an dieser Stelle über die Playoffaussichten in dieser Saison reden, nicht über den Entwicklungsstand des QBs long term.

Die Bolts haben trotz der von Kevin Cole angesprochenen gewaltigen Success-Rate ihrer Offense sensationell in Houston verloren. Diese Pleite ist total unentschuldbar. Wenn wir über die Dolphins angesichts ihrer wenig überzeugenden Siegesserie gegen einen Wischiwaschi-Schedule lächeln, dann müssen wir konstatieren: Immerhin haben die Fins seit ihren desaströsen Niederlagen im Oktober gegen Jacksonville und Atlanta keine weiteren Chargers-liken Implosionen erlebt.

Die Chargers-Pleite hat gezeigt: Das Team ist eben in Summe doch noch nicht ganz so weit. Ich würde die Pleite ungern an Justin Herbert festmachen, der zwar lange gebraucht hat, bis irgendwas Tieferes im Passspiel zustande gekommen ist. Aber dafür war die Rushing-Defense einmal mehr inexistent. Dabei waren die Hoffnungen berechtigt, dass sich das ganze Konstrukt über die letzten Wochen ein bissl stabilisiert hatte.

Nada.

Jetzt werden die Chargers umso stärker versucht sein, in der Offseason D-Liner und Linebacker zu draften um die Gaps gut genug mit den von Brandon Staley so geliebten seichten Boxen kontrollieren zu können.

Die Playoffchancen der Chargers wurden mit der sensationellen Pleite mehr als halbiert (von 68% auf 31%). Nur noch in weniger als einem Drittel der PFF-Simulationen reicht das für die Post-Season, auch wenn der restliche Schedule mit Broncos und @Raiders mehr als machbar sein sollte.

Persönlich würde ich die Chargers natürlich gerne in den Playoffs sehen, weil sie eines der wenigen Teams sind, das an einem guten Tag auch mit gut aufgelegten Chiefs mitgehen kann und damit die Playoffs bereichern würde. Aber alles in allem sind die Bolts noch ein Jahr von echter Superbowl-Contention entfernt.

Ich möchte gegen die Colts spielen – und vor allem: Ich möchte sie in den Playoffs sehen

Oft genanntes Team „gegen das du in den Playoffs nicht spielen willst“ sind die extrem gut gecoachten Colts, die am Samstag die implodierenden Cardinals geschlagen haben und damit ihre eh schon guten Playoff-Aussichten auf 94% Wahrscheinlichkeit geschraubt haben.

Ich werde aber den Eindruck nicht los, dass an dem ganzen Hype-Train viel zu viel Old-School-Denke wegen des starken Laufspiels mit dabei ist. Ich meine: Wie kann man ernsthaft das Colts-Spiel in Arizona angeschaut haben und dabei in Ehrfurcht vor der Passing-Offense der Colts erstarrt sein?

Carson Wentz hatte 2-3 richtig gute Plays zwischen sehr viel Schrott. Wentz riskierte wie schon letzte Woche gegen New England mehrfach, die ansonsten gute Leistung der Colts zu torpedieren. Theoretisch hätte Wentz die Colts auch mit seinem Status als Antivaxxer torpediert – er wurde auf die Covid-Liste gesetzt – hat jetzt aber Glück, dass die NFL rechtzeitig zum Saisonende raus ihre Covid-Regeln lockert und damit ein Wentz-Einsatz am Sonntag gegen die Raiders möglich wird.

Die automatische Sperre für auf die Covid-Liste Gesetzte wurde unabhängig vom Impfstatus auf 5 Tage heruntergeschraubt, auch wenn es für Geimpfte aktuell noch einfacher ist, sich freizutesten.

Ein Anfang der Woche mit riesiger Vorfreude diskutiertes mögliches Comeback von Philip Rivers ist damit unwahrscheinlich geworden.

Irgendwie würde mich aber reizen, wie die Colts ohne Wentz mit einem QB-Backup aussehen. Raiders und Jaguars sind keine hohen Hürden für die letzten beiden Wochen. Würde die Kombination aus O-Line und Jonathan Taylor reichen um mit einem QB des Kalibers Sam Ehlinger Siege herauszuwürgen?

Unabhängig davon würde ich die Colts ganz gern in den Playoffs sehen, denn sie sind mit ihrer speziellen Spielweise ein ziemlich „eigenes“ Matchup. Sie haben z.B. in dieser Saison schon die Patriots überlaufen, obwohl die alles auf Run-Defense setzten. Sie haben die Bills überlaufen, die typischerweise unterbevölkerte Boxen spielen.

Sie könnten auch echt unangenehm für Chargers oder Chiefs sind. Die sind beide berüchtigt für problematische Run-Defenses, und die Colts-Defense zwingt Gegner zu geduldigem Spiel.

Noch am Leben

Die Raiders haben 8-7 Bilanz interessanterweise nicht nur den gleichen Record wie z.B. die Chargers, sondern mit 29% Playoffchance auch mehr oder weniger die gleiche Playoffchance. Sie sind zwar seit jetzt auch schon fast zwei Monaten von der Bildfläche verschwunden, weil die Offense nicht mehr viel reißt, aber weil sie am Sonntag gegen die Colts ohne Carson Wentz antreten dürfen und am letzten Spieltag die Chargers zuhause empfangen, könnten sie ein sneaky Contender für den letzten Wildcard-Platz sein.

Ebenso noch am Leben, auch wenn sie sich seit Wochen erledigt anfühlen: Die Steelers. Browns und @Ravens hätten im September noch wie ein endgültiges Todesurteil geklungen, aber wer will nach diesem wilden Saisonverlauf noch dagegen wetten, dass die Steelers nach der x-ten Abschlachtung jetzt noch zwei Arbeitssiege herauswürgen?

Die Browns können nur hoffen, nach der Gesundung aller Covid-Patienten jetzt mit voller Kraft in die letzten beiden Spiele zu gehen. Den Steelers sollte man an einem guten Tag Paroli bieten können, und im „Battle of Ohio“ am letzten Spieltag kann man immerhin mit dem gutem Gefühl antreten, die Bengals im „Hinspiel“ komplett abgeschossen zu haben.

Die Browns hätte ich auch gern in den Playoffs mit dabei. Aber es könnte durchaus sein, dass ein Ausscheiden langfristig von Vorteil ist, wenn es den Verantwortlichen den entscheidenden Ruck in der Quarterback-Frage gibt.

Mein Neujahrswunsch

Ich habe sechs klare Wunschkandidaten in meinem AFC-Playoff-Feld, wohl wissend, dass es nicht allzu wahrscheinlich ist:

Chiefs, weil schon qualifiziert. Bills, weil vielleicht komplettestes Team. Bengals, weil Burrow-to-Chase. Colts, weil spezielles Matchup für viele. Chargers, weil so großes Highend-Potenzial. Browns, weil in Bestbesetzung richtig unangenehmer Gegner für alle.

Das siebte Team ist mir ehrlich wurscht. Steelers, Broncos und Raiders brauche ich nicht. Aber die Titans wären cool, weil sie an guten Tagen immer für ein Upset zu haben sind. Die Patriots gehören nach der Saison irgendwie mit rein. Den Ravens würde ich es gönnen, weil sie bis jetzt so viel Pech hatten. Und die Dolphins sind zwar unansehnlicher Shit, aber ich kann nicht anders als Tua die Daumen zu drücken.

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