College Football Playoff 2021/22 – Halbfinalvorschau

Letzter Tag eines schwierigen Jahres. An Silvester 2021 hat der College Football heuer mal wieder seine Playoff-Halbfinalspiele positioniert – sogar eine Stunde früher als üblich, um die US-Studenten pünktlich zum Jahreswechsel hinaus auf die Straße zu lassen.

  • 21h30 #1 Alabama – #4 Cincinnati (Cotton Bowl)
  • 01h30 #2 Michigan – #3 Georgia (Orange Bowl)

Alabama ist auf den siebten National Title im 15ten Jahr von Nick Saban aus. Bei Michigan ist Headcoach Jim Harbaugh schon happy, es nach zahlreichen Enttäuschungen in seinem do or die Jahr bei seiner Alma-Mater endlich mal in die Playoffs geschafft zu haben. Georgias Headcoach Kirby Smart war dort schon einmal, nur um hauchdünn an seinem Lehrmeister Saban zu scheitern.

Und Cincinnati hat es als erster Mid Major ever in die Playoffs geschafft. Headcoach Luke Fickell wurde bis jetzt noch nicht von der Konkurrenz abgeworben, aber als wenn die Bearcats heute wirklich die Footballwelt auf den Kopf stellen, sind alle Wetten aus.

Alabama – Cincinnati

Ich hab nicht die allergrößte Lust auf eine detaillierte Vorschau. Alabama ist im ersten Spiel mit 13.5 Punkten gegen den Mid-Major Cincinnati favorisiert – und das mag sich knapp lesen, wenn man sich vor Augen führt, wie Bama in den letzten Jahren mit solchen Gegnern kurzen Prozess zu machen pflegte.

Alabama war heuer nicht immer 100%ig souverän, aber als es drauf ankam, ließen sie Georgia im SEC-Finale nicht den Hauch einer Chance.

Cincinnati tritt in Desmond Ridder mit einem QB an, dem einige Potenzial als 2nd Round Developmental-QB im Draft zusprechen. Ridder ist ein Playmaker mit gelegentlichen Accuracy-Wacklern und zeigt wirklich imposanten Leadership. Er spielt mutig und wird einige Plays kreieren, aber eine von ihm angeführte Offense wird nicht über 60 Minuten die PS haben um mit Alabamas Offense in Normalform mitzugehen.

Und so wird Cincinnati zusätzlich zum oberen Ende der Offense-Skala auch noch ein herausragendes Spiel seiner Defense brauchen. Über die habe ich schon vor mehr als einem Jahr mal kurz geschrieben. Es ist eine Defense, die von vorn auf breiter Front kreiertem Passrush (auch mit Blitzes) und einer einer starken Secondary lebt. Schlüsselspieler ist der hoch aufgeschossene Press-CB Ahmad Gardner, den sie in den USA „Sauce“ nennen, der in seiner ganzen College-Karriere meines Wissens nach noch keinen einzigen Touchdown aufgegeben hat.

Die Krux: Alabama hat nach dem Kreuzbandriss von WR John Metchie III nur noch einen etablierten Receiver im Lineup (#1 Jameson Williams) – das könnte eventuell ein Hoffnungsschimmer für diese Defense sein. Aber der antrittsschnelle Hasenfuß Williams könnte eventuell ein athletisches Mismatch für den etwas größeren Gardner sein. Und dann wäre es auch nicht das erste Mal, dass irgendwelche 5*star Bama-Receiver aus der zweiten Reihe aus dem Nichts auftauchen und 150 Yards Receiving auflegen.

Zumal Alabama den Quarterback hat, um starke Receiver für hochklassige Passing-Offense zu bedienen: Bryce Young, Heisman-Trophy-Gewinner, wurfstark und gleichzeitig mobil genug, um auch 2nd-Reaction-Plays zu generieren. Young ist übrigens noch nicht „eligible“ für den Draft 2022, aber eine weitere starke Performance wird eine Art „Yuck for Young 2023“ Bewegung auslösen.

Young hat zuletzt Georgias Monster-Defense in deren Einzelbestandteile zerlegt. Wenn Cincinnati eine Chance haben will, Youngs Offense hie und da zu stoppen ohne auf Stoßgebete der Marke „bitte lass keinen zweite-Reihe-Receiver seinen Durchbruch feiern“ angewiesen zu sein, dann müssen die Bearcats Druck ohne Blitzing zustande bringen. Das ist auf dem Papier möglich. Aber es gegen Alabama in einem Big-Game aufs Parkett zu bringen, ist something completely different.

In short: So richtig und gut Cincinnatis Einladung in die Playoffs war, so wenig Chance sehe ich da für den Außenseiter. Es wäre die Playoff-Sensation des Jahrzehnts, wenn Alabama da ausscheidet.

Georgia – Michigan

Das zweite Spiel ist in den Wettbüros etwas knapper: Georgia gilt als Favorit mit 6.5 Punkten. Das Spiel wird für den ein Schmaus, der auf gute Defense steht. Wer moderne Offense mit spektakulären Big Plays sucht, der sollte eher nach Alternativprogramm Ausschau halten und einen aufs neue Jahr trinken gehen.

Denn wirklich aufregend spielen weder Georgia noch Michigan. Dabei kann man glaube ich den OffCoords nicht unbedingt einen großen Vorwurf machen: Beide holen aus ihren limitierten Quarterbacks das Mögliche heraus.

Georgias auch aus der NFL bekannter OffCoord Todd Monken lässt seinen Walk-on QB Stetson Bennett, der allen bekannteren Alternativen zum Trotz immer wieder entscheidende Einsatzzeit bekommt, in einem extrem engen Korsett spielen: Zwischen hunderttausend Power-Rushes streut Monken immer wieder Play-Action-Passing ein. Richtiges Dropback-Passing gibt es höchstens bei extrem langen 3rd Downs oder großem Rückstand.

In den allermeisten Fällen reichte dieses notgedrungen konservative Playcalling heuer, weil Georgias Defense fast alles wegräumte, was sich ihr in den Weg stellte, aber gegen Alabama fing man sich einen schnellen Rückstand ein. Ein Comeback war in der Folge komplett aussichtslos.

Dass Monken ausgerechnet gegen die knackige Michigan-Defense mit dem spektakulären möglichen kommenden #1 Overall Draftpick EDGE Aidan Hutchinson von seinem Plan abweicht, halte ich für unwahrscheinlich. Für Michigans Defense wird die Aufgabe also sein, gleichzeitig gegen den Run gegenzuhalten und mit ein paar Coverage-Mixes den blassen Bennett genug zu verwirren um einen oder zwei Turnovers zu provozieren.

Wie Georgia ist auch Michigans Offense eine lauflastige: Über 55% Rush-Quote über die effizienten Runningbacks Hassan Haskins und Blake Corum. Auch hier: Gegen die meisten Gegner reichte der athletische Vorteil der Wolverines aus.

Aber Georgias Run-Defense lässt sich nicht so einfach überlaufen. Im Gegenteil: Das ist eine der besten Rushing-Defenses der letzten Jahre, die auch mit einem Mann weniger in der Box alles plattmacht:

Weil Michigans QB Cade McNamara so gut wie nix selbst kreiert, könnte das eine extrem zähe Angelegenheit werden – vielleicht muss OffCoord Josh Gattis 2-3 seiner patentierten Trick-Plays aus dem Ärmel schnackeln um ein paar Lücken zu reißen. Viel mehr Hoffnung hätte ich hier nicht.

Also mein Rat: Sich am Defense-Talent der Bulldogs erfreuen. NT Jordan Davis ist ein Berg von einem Mann (360 Pfund auf 6‘7 verteilt), der zwar keine überzeugenden Passrush-Skills mitbringt (nur 8 Pressures in der ganzen Saison), aber quasi im Alleingang zwei Gaps „frisst“ und O-Lines damit zur Verzweiflung bringt. Ein anderer angehender Star für den NFL Draft ist der nur 6‘0 große, 225 Pfund leichte Offball-LB Nakobe Dean, der mit seinem Speed locker auch eine Art Safety geben könnte.

Auch in vielen Top-50/Top-100-Draftboards hiesiger Tage: DB Lewis Cine, EDGE Trevon Walker, DT Devonte Wyatt, LB Channing Tindall oder der im Sommer von Clemson rübertransferierte CB Derion Kendrick.

So werden wir in dem zweiten Spiel wahrscheinlich nicht allzu viele Punkte sehen. Das macht es immerhin spannend – einzelne Big Plays oder Turnovers könnten überproportional große Auswirkung haben. Meine Hoffnung, dass Michigan ein reines SEC-Endspiel verhindern kann, ist aber eher gering.

Ein Kommentar zu “College Football Playoff 2021/22 – Halbfinalvorschau

  1. Frohes neues Jahr wünsche ich dir. Hoffe deine Familie und du habt ein wundervolles Jahr 2022. Bleibt gesund, glücklich und erfolgreich bei allem was ihr macht. Alles Gute.

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