Orange Bowl 2016 Preview: #6 Michigan Wolverines – #11 Florida State Seminoles

Die Preview auf das erste Playoff-Halbfinale, das morgen stattfindet, habe ich schon geschrieben. Die „New Year’s Six“ Bowls starten aber schon heute Nacht um 2h MEZ (live bei SPORT1 US und DAZN) mit der Orange-Bowl Ansetzung aus Miami, #6 Michigan Wolverines (10-2) vs #11 Florida State Seminoles (9-3).

Man könnte es als ein Duell der Enttäuschten klassifizieren, nachdem beide ihren Traum von den Playoffs verpasst haben. Man könnte aber auch konstatieren, dass beide Mannschaften trotz Verpassen ihres großen „einen“ Ziels eine gute Saison hinter sich gebracht haben.


Ich muss zugeben, ich habe die Seminoles nach der 63-20 Klatsche in Louisville im September etwas aus den Augen verloren. Zu wackelig war die Defense, zu eindimensional die Offense, als dass man hernach noch an ein echtes Aufbäumen und Mitspielen um die ACC-Meisterschaft glauben konnte. Und siehe da: Florida State verlor fast unmittelbar nach dem Louisville-Spiel auch noch gegen UNC und Clemson und war letztlich abgeschlagen in der ACC. FSU rehabilitierte sich aber immerhin mit Siegen über die hausinterne Konkurrenz aus Florida, wo Miami und Florida verdient geschlagen wurden.

Michigan war im Vergleich zu FSU die längere Zeit ein Contender: Die Wolverines begannen mit 9-0 Siegen und sahen dabei streckenweise wie der sichere Gewinner der Big Ten Conference aus, ehe Michigan im November in Iowa knapp schlitterte und überraschend verlor – was kein Beinbruch gewesen wäre, wenn man nicht an Thanksgiving das Spiel des Jahres gegen den Erzfeind Ohio State in der zweiten Overtime verloren hätte. So bleibt nur der Trostpreis, denn zu mehr kann die Orange Bowl in unserer Playoff-getriebenen Zeit nicht hochgejazzt werden.


Die Frage ist bei solchen Spielen immer jene nach der Motivation der Anwesenden. Jimbo Fishers Seminoles haben erst letztes Jahr gegen Houston eine eher lustlose Bowl-Performance hingelegt, als sie allen klarmachten, für wie wertlos sie die Auseinandersetzung mit einem Mid Major halten. Auf der anderen Seite: Michigan ist ein Blaublüter, gegen den zu spielen immer ein Highlight sein sollte. Und auf Seiten Michigans kann ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieses Energiebündel Jim Harbaugh, seines Zeichens Michigan-Cheftrainer, seinen Mannen nicht heiß macht für diese Partie.

Worauf zu achten ist

Gehen wir vom Idealfall zweier williger Teams aus. In dem Fall ist auf exzellente Matchups zu achten.

Zum Beispiel der FSU-Runningback Dalvin Cook gegen die Defensive Line von Michigan. Cook gilt als bester Big-Play Runningback im College Football und er bestreitet sein letztes Spiel, bevor er in die NFL geht. Cook zieht seit zwei Jahren Vergleiche mit Jamaal Charles, was mir hinsichtlich NFL schon das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Cook hat, obwohl er im ersten Monat durch Verletzungen gehandicappt war, schon wieder über sechzehnhundert Yards und 18 TD gescort, und er macht über 6yds/Carry.

Er trifft heute auf die Defensive Line, die in ihrem letzten Auftritt @Ohio State eine der Performances des Jahres ablieferte, als sie die Super-Offense von Ohio State über drei Viertel komplett an die Wand nagelte. Erst im Schlussviertel mussten die Mannen nach hartem Grabenkampf nachgeben und konnten sich am Ende der Overtime kaum mehr auf ihren Beinen halten.

Ich war nie Michigan-Fan, aber: Respekt für jene famose Vorstellung. DefCoord Don Brown hat Famoses geleistet. DT Ryan Glasgow (10 Tackles für Raumverlust), DL Chris Wormley (9 TFL) und DL Taco Charlton (12 Stück) fungieren als Einheit, dass es eine Augenweide ist und du nicht anders kannst als angesichts dieser Unit auch mal das Coaching in den Mittelpunkt zu stellen.

Mit „Coaching“ hat auch die Entwicklung der Quarterbacks zu tun. Nachdem Michigan gefühlt seit zehn Jahren nach einem adäquaten Passing-QB gesucht hat, hat Harbaugh schon in seinem zweiten Jahr QB Wilton Speight zu einem brauchbaren Mann gemacht. Speight war zwar mit seinen Interceptions letztlich hauptschuldig an der Pleite gegen Ohio State, aber auf der anderen Seite packt Speight dann in der Overtime im 4th Down einen Pass raus, der die Welt in ihren Grundfesten erschütterte.

Spieghts Gegenüber ist Deondre Francois, ein mobiler Mann und wie Speight im ersten Jahr als Starter. Francoise war nicht immer konstant in seinen Vorstellungen, aber gemessen an der wackeligen Protection, die die schwache FSU-Offense Line gibt, lesen sich seine Stats nicht schlecht.

Francoise wird einem „Spy“ gegenüberstehen, über den sich halb Amerika s’Maul zerreißt: Defensive Back Jabrill Peppers, der als komplettester Abwehrspieler des Landes gilt. Die Kollegen von Der Draft haben Peppers bereits als bestes Prospect seit Erfindung der Weißwurst bezeichnet und würden ihn bedenkenlos an #1 draften, aber ich habe auch schon andere, durchaus gespaltene Meinungen zur NFL-Kompatibilität von Peppers gehört.


Insgesamt dürfte Michigan zu favorisieren sein. Die leistungsgetriebenen Indikatoren wie ESPNs Football Power Index sehen in den Wolverines die nach Alabama zweitbeste Mannschaft des Jahres, die halt Pech hatte, dass sie als eigentlich dominierendes Team die entscheidende Partie bei Ohio State weggeschmissen hat. Ich sehe das ähnlich. Rein die Qualität der Mannschaft betrachtet gäbe ich Michigan die beste Chance, Alabama zu schlagen.

Aber wir sind nicht im Konjunktiv. Michigan hat die entscheidende Partie verloren und spielt zurecht nur um die goldene Orange. Michigan wird gegen FSU favorisiert sein, aber wenn die Seminoles Cook ins Laufen bringen, wenn QB Francois keine dummen Fehler begeht und wenn die Defense ihren Aufwärtstrend der letzten Wochen fortsetzen kann, sehe ich keinen Blowout, sondern im Gegenteil sogar die Chance für Florida State, mit einem Upset für positive Stimmung und ein hohes Preseason-Ranking 2017 zu sorgen.

4 Kommentare zu “Orange Bowl 2016 Preview: #6 Michigan Wolverines – #11 Florida State Seminoles

  1. Den dummen Fehler hat er gemacht.

    ohne geschenkten Int-TD lief eigentlich alles zum ungefährdeten FSU Sieg.

  2. Die letzten 6 Minuten waren College Football at its best!

    Damit aber die zweite Season für die Wolverines und Harbaugh, die mit 10:3 endet. Kurzer Rückblick auf die Niederlagen:
    2015
    @ Utah mit 7
    vs. Michigan State mit 4, nach dem berühmten blocked Punt
    vs Ohio State 13:42

    2016
    @ Iowa 13:14 nach FG in letzter Sekunde
    @ Ohio State 27:30 in der zweiten OT
    und eben gestern den Orange Bowl mit 1 Punkt

    Damit haben wir eine Niederlage, die innerhalb eines Scores war. Beeindruckend. Auch wenn 18 Spieler gestern zum letzten Mal für die Wolverines aufliefen, werden sie auch nächstes Jahr ein Contender sein. Ich hoffe für Harbaugh, dass ihm nächstes Jahr endlich der ganz grosse Wurf gelingt.

    Und als Wolverines Fan natürlich auch, die letzten Spiele waren genug nervenaufgreiben, 3 von 4 verloren mit insgesamt 5 Punkten.

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