All-32: Green Bay Packers 2021 Preview

Die Green Bay Packers sind eins meiner Lieblingsthemen.

Aaron Rodgers ist wieder zurück – und das ist die wichtigste Nachricht der Offseason. Rodgers hat zwar irgendwie keinen Bock mehr auf seine Vorgesetzten im Front Office, aber aussteigen wollte er dann doch nicht.

Letztlich hatten all die Leute wie Andrew Brandt Recht: Auch die größten NFL-Stars verfügen nicht wirklich über die Macht um ihren Willen mit Gewalt durchzusetzen. Auch Rodgers musste letztlich einsehen, dass wenn er 2021 spielt, dann in Green Bay.

Ich habe trotz all dem Tohuwabohu keine Zweifel, dass Rodgers die Saison motiviert und vorbereitet bestreiten wird.

Rodgers ist amtierender NFL MVP. 2020 spielte er nicht bloß eine seiner drei, vier besten NFL-Saisons. Er kehrte auch den Jahre anhaltenden schleichenden Abwärtstrend um und strafte aller Spötter Lügen.

Rodgers nahm die Offense-Umstellung von Matt LaFleur an und zauberte die nach EPA/Play 2t-effizienteste Passing-Offense der NFL auf das Tablett.

Die Packers gingen zum zweiten Mal en suite 13-3, aber anders als 2019 war es letztes Jahr ein „stabiles“, verdientes 13-3. Diese Mannschaft war legit, und es anders als beim chancenlosen Aus vor eineinhalb Jahren bei den 49ers war das Semifinalaus gegen die Buccs nach drei erzwungenen Interceptions von Tom Brady zum Haareraufen.

Noch schlimmer: Ganz einfach davon ausgehen, dass man den Coup jetzt nachholen kann, würde ich nicht. Schließlich muss Green Bay einige wichtige Abgänge wie Center Corey Linsley oder RT Ricky Wagner verkraften – und sowohl Rodgers als auch WR Davante Adams als auch CB Jaire Alexander müssen ihre fantastischen Performances vom letzten Herbst erst einmal wiederholen.

  • Bilanz 2020: 13-3 (NFC Conference Finale)
  • Pythagorean: 11.2 Siege (#3)
  • Close Games: 3-2
  • Offense EPA/Play: +0.22 (#1)
  • Defense EPA/Play: +0.03 (#14)
  • Turnovers: +7
  • Fumble Luck: 56% (#7)
  • Adjusted Games Lost: #15 (OFF #26, DEF #4)

Es droht also mal wieder das böse „R-Wort“: Regression.

Offense

Wir müssen nicht drumherum reden: Rodgers war 2020 fantastisch. Er hat die neue, ihm eigentlich nicht auf den Leib geschneiderte Offense verkörpert und perfekt umgesetzt: Eine der höchsten Play-action-Raten in der NFL (über 35%), eine der höchsten Motion-Raten (fast 55%) und eine ganze Latte an kurzen Würfen (28% Screens oder Pässe mit Target hinter der Line of Scrimmage). Das alles waren Elemente, die Rodgers in der Vergangenheit eigentlich gar nicht so wirklich mochte.

Aber Rodgers war alles andere als „System-QB“. Er hatte:

  • Die höchste Rate an Big-Time-Throws (7.7%)
  • Die zweitniedrigste Rate an Turnover-würdigen Würfen (2.0%)
  • Die höchste Rate an fangbaren Pässen (81.3%)
  • Er war #1 nach CPOE (+6.8%)
  • Er war die #1 nach EPA/Play (0.36 EPA/Play)
  • Mit 3.5% kassierten Sacks pro Pressure war er einer der am schwierigsten zu sackenden QBs
  • Und er war Top 5 bei PFF sowohl bei Plays aus sauberer Pocket als auch unter Druck

Rodgers wird an einigen Stellen leichte Regression erleben. Eine Touchdown-Rate von 9.1% zum Beispiel ist quasi nicht zu halten. Und dann war da noch Rodgers‘ überirdische Performance in 3rd Downs:

JahrEarly Down3rd DownAll Downs
20080.12 (Rang 14)0.24 (4)0.15 (10)
20090.12 (13)0.62 (1)0.26 (4)
20100.31 (1)0.16 (10)0.28 (1)
20110.34 (1)0.56 (2)0.39 (1)
20120.20 (11)0.28 (3)0.23 (6)
20130.26 (4)0.21 (7)0.30 (3)
20140.29 (2)0.45 (1)0.33 (2)
20150.17 (12)-0.08 (29)0.10 (18)
20160.22 (5)0.33 (2)0.27 (4)
20170.14 (15)0.07 (16)0.16 (11)
20180.15 (15)0.05 (17)0.13 (17)
20190.17 (8)0.07 (19)0.16 (12)
20200.31 (3)0.51 (1)0.36 (1)

Nicht, dass das was er in 1st und 2nd Down machte, nicht auch Top-3 der NFL gewesen wäre, aber Rodgers bewegte sich in 3rd Downs ganze Lichtjahre vom Rest der NFL entfernt (Mahomes war #2 mit 0.33 EPA/Play).

3rd Downs sind „fluky“. Sie sind instabiler als Early Downs. Die letzten Male, als Rodgers sie so deutlich dominierte, folgte in der darauffolgenden Saison geerdete Bilanz.


Auch die Offensive Line wird es schwer haben, ihren Level zu halten. Sie hatte die klar beste Pass-Block-Win-Rate der letzten Saison. Aber jetzt werden zwei wichtige Starter neu besetzt:

  • Center Linsley, PFFs #1 Center der letzten Saison, könnte durch Rookie Wyatt Davis Josh Myers ersetzt werden. Davis war am College ein okayer Guard.
  • RT Ricky Wagner, nach PFF ein überdurchschnittlicher Starter, wird durch den Swing-O-Liner Billy Turner ersetzt. Turner war über Jahre in der NFL nur Mittelmaß.

Immerhin war Left Tackle Bakhtiari über Jahre eine stabile Nummer. Doch schon im NFC Finale haben wir gesehen, wie bitter ein Ausfall wie jener von Bakhtiari sein kann, wenn die Tiefe dahinter nicht unbedingt stimmt.


Dazu ist man auf Receiver nur Durchschnitt hinter Davante Adams. Valdez-Sctantling und Allen Lazard sind beide gute deep threats, aber immer anfällig für einen Stinker oder schlecht getimten Drop. Randall Cobb, den Rodgers unbedingt aus Houston zurückholen wollte, ist jenseits der 30 und war seit Jahren keine adäquate Waffe mehr. Und Amari Rodgers ist Rookie. Seine Rolle könnte anfangs den Ausbau von Jet-Sweep und End-Around-Konzepten sein, die schon letztes Jahr eigentlich ganz gut geklappt haben.

Adams selbst muss auch erstmal seine wirklich atemberaubend gute letzte Saison mit über 1500 Yards und 20 Touchdowns wiederholen. Dass Adams in den letzten beiden Spielzeiten jeweils über 2.6 Yards/Route Run gemacht hat, ließe mich eher hoffen, dass seine Performance sich nach vielen Jahren im sehr guten NFL-Mittelfeld auf Topniveau stabilisieren lässt, aber ich hab auch einen Indikator, der ein wirklich deutlicher Ausreißer war: Adams hatte nur 2 Drops. Seine Drop-Rate von 1.5% war um fast 5% niedriger als sein Karriereschnitt.

Laufspiel sollte in dieser Offense immer einigermaßen passen. Auf Tight End ist man in Robert Tonyan bestenfalls okay besetzt. Eine der Tendenzen, die Rodgers nicht gebrochen hat, war seine Aversion gegen die Spielfeldmitte:

Aaron Rodgers Pass-Chart 2020 – QB Annual von PFF

Dorthin laufen die Packers weiter für eine Shanahan-Abklatsch-Offense untypisch wenige Routen. Dort operiert vor allem Tonyan.

Ich hab noch eine Regressionsgefahr: Die Packers waren mit 77% Touchdown-Quote pro Drive in der Redzone die klare #1 der NFL. Auch hier droht leichte Regression.

Trotzdem ist von den Packers wieder eine der besten Offenses zu erwarten. 2020 hat mir gezeigt: LaFleur hat es doch drauf. Er kann eine Offense schematisch entwickeln, und weitere Neuerungen wie eben mehr Sweeps sind nur eine Frage der Zeit. Er hat mich eines besseren belehrt.

Dass LaFleur auch einer der besten 4th-Down-Coaches in der NFL ist, weckte weitere Hoffnung. Vielleicht ist man nicht mehr die klare #1 Offense der NFL. Aber eine der fünf besten würde ich schon wieder erwarten.

Defense

Die Packers-Defense ist keine Wahnsinns-Unit, aber auch kein Schwachpunkt mehr. Der DefCoord ist neu: Mike Pettine ist weg, der Neue heißt Joe Berry. Wenn Berry dort weitermacht, wo der Vorgänger aufgehört hat, dann wird es wieder eine Dime-lastige Defense. Keine Mannschaft hat mehr Snaps mit mindestens sechs Defensive Backs am Feld gespielt wie die Packers (nämlich 50% Dime Defense).

Wir haben diese Offseason gelernt: Dime-Defense ist ein versteckter Gewinner in der NFL.

Die Packers können das auch spielen, denn sie haben ein ziemlich tief besetztes Defensive Backfield:

  • Cornerback Depth Chart: Jaire Alexander, Chandon Sullivan, Kevin King, Eric Stokes (Rookie)
  • Safety Depth Chart: Adrian Amos, Darnell Savage, Will Redmond

Und Linebacker ist als schwächst-gerankte Unit bei PFF sowieso ein großes Fragezeichen. Die großen Fragen in der Secondary sind IMHO die folgenden:

  1. Kann Alexander noch einmal so ein herausragendes Jahr wie 2020 spielen, als er bei PFF als #1 Corner geratet wurde? Oder fällt er der Volatilität der Secondary zum Opfer und wird nur noch „einer der besten“ sein?
  2. Wer besetzt den CB2 Posten? King war ein Schwachpunkt nicht nur weil der entscheidende Touchdown im NFC Finale tief gegen ihn geworfen wurde. Josh Jackson war CB93 bei PFF und wurde gestern an die Giants verscherbelt. Eric Stokes ist ein Rookie, wenn auch einer aus der 1ten Runde.

Vorne muss der Passrush zünden. Preston Smith hatte ein eher wackeliges Jahr, durfte aber bleiben. Die Hoffnung ist, dass Rashan Gary nach seinem starken Finish 2020 jetzt eine valide #2 neben Za’Darius Smith geben kann. Dann haben die Packers genug individuellen Druck um auch weiter mit einer relativ „ruhigen“ Defense (nur 22% Blitzes, #20 der NFL) durchzukommen.

Ebenso wichtig: Die D-Line muss die Laufverteidigung tragen, denn echte Linebacker gibt es nicht. DT Kenny Clark ist dort seit Jahren ein Clogger. Ich war ganz überrascht, dass Clark noch keine 26 Jahre alt ist. Hinter ihm ist eher wenig Tiefe.

Ausblick

Dank Rodgers’ Rückkehr: Starkes Team, und durchaus wieder einer der NFC-Favoriten. Ich war lange nicht davon überzeugt, doch die hervorragende schematische Entwicklung der Offense 2020 und Rodgers‘ Adaptivität haben mich überzeugt.

Das Schema ist auch gut genug um einzelne individuelle Schwachpunkte wie Receiver-Tiefe zu kompensieren. Aber die O-Line könnte ein kleines Problem werden, wenn sie von #1 auf sagen wir #8 zurück fällt.

Die Defense ist unter dem neuen DefCoord erstmal kleine Wundertüte. Aber sie kitzelt durch die Fokussierung auf viele Defensive Backs und den starken Passrush sowohl personell als auch individuell das meiste von ihrem Potenzial aus sich heraus.

Viele wesentlich besser besetzte Teams als die Packers gibt es nicht. In der NFC North ist Green Bay klarer Favorit. Tampa Bay ist in Qualität und Tiefe wohl leicht vorn. Aber die Konkurrenz dahinter hat allesamt ihre eigenen Fragezeichen, weswegen die Super Bowl für die Packers durchaus als valides Ziel durchgeht.


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19 Kommentare zu “All-32: Green Bay Packers 2021 Preview

  1. Kleine Berichtigung: Der Rookie Center ist Josh Myers von Ohio State.
    Ansonsten geh ich voll mit deiner Einschätzung. Wird sehr schwierig ohne Regression das Level zu halten.

    BTW; Hättest du auch ein Paypal Konto? Ohne deinen Blog würde Football für mich nur halb so viel Spass machen!

  2. Ohja, paypall fände ich auch besser als ein wordpress konto zu erstellen.

    Aber das würde ich auch hinbekommen! Danke für deinen output

  3. Dann bitte PayPal noch verbinden, dann bin ich der erste der dich mit Spenden zuwirft. Verdient hast du es schon seit Jahren.

  4. Damit kommst du im ersten Monat seit langem um die Ecke, wo ich gar kein Geld habe 😀
    Anzahlung ist raus. Bessere und regelmäßige Zahlung dann nächsten Monat 🙂

  5. Wenn ich jetzt pro gelesenen Beitrag die letzten zehn Jahre auch nur einen einzigen Euro spende… 😮 Ich muss morgen mal einen Termin mit meiner Bank machen… ausloten für wie kreditwürdig die mich halten. 😉
    (Nur Spaß! Spende ist natürlich längst raus.)

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