NFL Sonntagsvorschauer 2021 – Woche 1

Genug der ganzen NFL Vorschau-Laberei. Nach dem Auftaktspiel am Donnerstag geht es heute „richtig“ los mit dem ersten NFL-Sonntag der Saison.

Weil der Monday-Night-Doubleheader abgeschafft wurde, gibt es heute nicht bloß 13, sondern sogar 14 Spiele. Es debütieren nicht nur mehrere Rookie-Starter und Rookie-Headcoaches, sondern auch die deutsche NFL-Konferenz bei DAZN, die von mehreren hier bekannten Kommentatoren begleitet wird.

Für meine ausführliche Saisonvorschau inklusive Verlinkung zu allen Team-Previews verweise ich auf diesen Artikel.

Für meine Preview bei den Sofa-QBs verweise ich hierauf.

Quick Recap: Buccs – Cowboys

Am Donnerstag gewann Tampa Bay in einem recht typischen Auftritt knapp 31-29 gegen Dallas. Die Buccs fühlten sich eigentlich wie die klar bessere Mannschaft an, aber drei Turnover (zwei im ersten Play eines Drives und eine an der gegnerischen Goal Line) ließen Dallas bis ganz zuletzt im Spiel.

Die Cowboys hätten das Spiel am Ende sogar praktisch gewinnen können, obwohl es die Theorie mit Mike McCarthys elendigem Fieldgoal-Fetisch eigentlich gar nicht zuließ.

Es war auch ein Early-Down-Passing-Festival (81% Cowboys, 75% Tampa) mit insgesamt 60 Punkten. Keine der Offenses machte den Eindruck, als würde sie unter der Absenz des Laufspiels leiden. Eher war es umgekehrt. Waren Runningbacks involviert, ging meistens etwas schief (Zeke mit 2 Yards/Carry, Fournette-Drop zur Interception, Ronald Jones Fumble usw.).

Es war auch ein Spiel der liegen gelassenen Chancen auf Spielerseite: Mehrere Drops von Stars wie CeeDee Lamb oder Chris Godwin.

Die Buccaneers fühlen sich trotz des schlampigen Auftritts brutal potent an, weil man die drei Top-Receiver nicht zugleich ausschalten kann, ohne dass nicht dann Rob Gronkowski zum Hammer ausschlägt. Und natürlich, weil Tom Brady schon wieder wirklich gar keine Anzeichen von Alterserscheinungen zeigte.

Dallas geht aber seinerseits mit gutem Gefühl aus der Partie. Die Offense wirkte richtig stark, obwohl QB Dak Prescott wegen seiner Schulterprobleme noch sichtlich der Pfeffer im Wurfarm abgeht. Sollte Prescott irgendwann in den nächsten Wochen voll zu sich finden, wird diese Unit ganz schwer zu stoppen sein, und dann kannst du erstmal drauf scheißen wie gut oder schlecht (vor allem letzteres) die Boys-Defense ist.

Aber erstmal gilt es ein paar Ausfälle zu kompensieren: WR Michael Gallup fällt verletzt 3-5 Wochen aus und RT La‘el Collins wurde wegen Dopings fünf Spiele gesperrt.

Zu heute.

Frühschicht um 19h

Buffalo Bills – Pittsburgh Steelers. Die Pass-Armada der Bills gegen die aggressive Defense der Steelers ist nur das eine Matchup, das interessiert. Wir werden erste Aufschlüsse bekommen, wie Buffalo den neu geholten 34-jährigen WR Emmanuel Sanders einsetzt und welche Rolle 2nd-year-WR Gabriel Davis bekommt. Gegen Pittsburghs an den Flanken instabilen CB-Corps könnte das eventuell ein Gemetzel geben. Aber wir sprechen bei Josh Allen auch von einem QB mit relativ langer „Time to Throw“ – gegen eine Defense, die für gewöhnlich schnell Druck erzeugt, nicht ideal.

Außerdem super-spannend: Wie tritt Ben Roethlisberger auf? Letztes Jahr wirkte Big Ben körperlich komplett shot, aber die wenigen Preseason-Pässe die er geworfen hat, sollen ein optimistischeres Bild von seiner physischen Verfassung gemalt haben.

Hat Roethlisberger wieder „zip“ im Arm, wird die Steelers-Offense mit dem neuen OC Matt Canada eine, auf die man zumindest aus footballerischer Sicht schon mal achten kann. Wenn nicht, ist die Steelers-Saison schon morgen gegessen.


Indianapolis Colts – Seattle Seahawks. Reizvolles Spiel. Bei den Colts soll wohl QB Carson Wentz nach allem Tohuwabohu um seine Preseason-Verletzung sein Colts-Debüt geben, und das ausgerechnet zuhause, wo ein bekannter Beat-Writer im Indy Star Wentz vor ein paar Tagen frontal angegriffen, ja förmlich auf offenem Feuer gegrillt hat (Marke „gib mir ein Auto, ich fahre den Typen persönlich zum Flughafen damit er endlich verschwindet“).

Die Seahawks-Offense trifft hier auf eine Defense, die in den letzten Jahren viel single high und noch mehr Zone (also oft Cover-3) gespielt hat. Das ist etwas, gegen das Russell Wilson gerne spielt. Die Probleme der Hawks 2020 waren mehr two high Defenses, gegen die es kein tiefes Passspiel gab.

Die Colts sollten also eigentlich deutlicher Außenseiter sein, aber Seattle hat sich in den letzten Jahren zu einem Spezialisten-Team für knappe Spielverläufe entwickelt.


Washington – Los Angeles Chargers. Bei den Chargers ist alles neu und ich kann nur auf meine Season-Preview verweisen, um auszudrücken, was mich an dem Team alles interessiert.

Bei Washington beginnt der „Fitzcoaster“. Das heißt, die eh schon normale Ungewissheit zum Saisonstart ist potenziert mit zwei. Worauf man eventuell in der Washington-Offense speziell noch achten könnte, ist das Einsatzgebiet vom neuen Washington-Receiver Curtis Samuel: Ist er underneath-Waffe wie während seines Breakouts letztes Jahr in Carolina, oder deep receiver während seiner weniger erfolgreichen Jahre unter dem damaligen Panthers-OC und jetzigen Washington-OC Scott Turner?

Oder die Washington-Defense: Wird sie man to man Coverage spielen, so wie es der Einkauf von CB William Jackson III andeutete? Oder bleibt Ron Rivera bei seiner seit 20 Jahren probaten Zone-Defense?


Cincinnati Bengals – Minnesota Vikings. Minnesota hatte letztes Jahr hundsmiserable Defensive-Front. Das soll sich jetzt u.a. dank Rückkehrern wie Danielle Hunter oder Everson Griffen ändern. Cincinnatis Wenn man der Preseason-Berichterstattung glauben will, ist Cincinnatis hundsmiserable O-Line ein idealer Aufbaugegner, auch wenn LB Anthony Barr ausfällt.

Joe Burrow könnte häufig unter Druck stehen. Bringt er den Ball schnell genug raus? Wie sieht der aufgebolsterte Receiving-Corps um Chase/Higgins und Tyler Boyd gegen eine etwas entblößte Vikes-Secondary aus?

Wird Chase weiter als Fliegenfänger agieren? Oder hat er doch einen Weg gefunden, die Flugbewegung des NFL-Balls zu interpretieren?


Atlanta Falcons – Philadelphia Eagles. Debüt für die Arthur-Smith-Offense in Atlanta. Debüt für den extrem gehypten TE Kyle Pitts, für den Philly körperlich keine offensichtliche Antwort hat. Debüt auch für Nick Sirianni in Philly. Auch hier eintausend verschiedene Möglichkeiten, wie sich dieses Spiel entwickeln könnte.

Cooler Nebenschauplatz: Eagles-OT Jordan Mailata, der ex-Rugby-Spieler für Bill Parcells‘ Planet Theory, hat gestern eine f-e-t-t-e Vertragsverlängerung bekommen, die auch alle Fragen nach der Besetzung der Left Tackle Position beendet:

Detroit Lions – San Francisco 49ers. Neben der Post-Game-Pressekonferenz von Dan Campbell sind in dem Spiel vor allem die 10-15 Snaps, die QB Trey Lance bei den Niners bekommen wird, von Interesse. Hoffentlich werden wir einen ersten Einblick in die Ideenwelt von Kyle Shanahan bekommen. Sportlich sollten die Niners das Spiel klar dominieren.


Tennessee Titans – Arizona Cardinals. Jahr 3 für Arizonas Air-Raid-Offense. Jahr 1 für Tennessees Post-Arthur-Smith-Offense. Die Partie fühlt sich offen an wie ein Scheunentor. Natürlich ist das Auftreten beider Offenses der wichtigste Aspekt der Partie.

Aber auch beide Secondaries sind im Brennpunkt. Bei den Titans tritt ein blutjunger Trupp an, der letztes Jahr oft schlecht vorbereitet wirkte. Bei den Cards treten vor allem No-Names an – und das gleich gegen A.J. Brown und Julio Jones! Ihre größte Hoffnung wird wohl sein, dass Julio in der neuen Offense noch Anpassungsschwierigkeiten hat und Brown an den Spätfolgen der erst kürzlich bekannt gewordenen Offseason-Operationen zu leiden hat.


Carolina Panthers – New York Jets. Sam Darnold gegen sein altes Team. Debüt für Zach Wilson. Was hat sich Joe Brady ausgedacht um Darnold wie einen NFL-würdigen QB aussehen zu lassen? Kann die an den Flanken schwache Jets-D-Line die miese Panthers-O-Line penetrieren?

Und long term am allerwichtigsten: Wie viel Spielfeldmitte wird es bei Wilson in seinem allerersten NFL-Spiel geben?

Houston Texans – Jacksonville Jaguars. Urban Meyer und Trevor Lawrence debütieren auswärts beim vermeintlich schwächsten NFL-Team des Jahres.

Spätschicht um 22h25

Kansas City Chiefs – Cleveland Browns. Der sportliche Kracher des Tages. Chiefs und Browns sind oft genannte AFC-Topfavoriten. Für Kansas City ist es Teil 1 des Hammerauftaktprogramms, denn nächste Woche folgt noch @Ravens.

Letztes Jahr setzten sich die Chiefs im Playoff-Viertelfinale nur knapp durch, aber das lag auch daran, dass Patrick Mahomes schnell bei deutlicher Führung runtermusste. Ich glaube nicht, dass die Browns überwältigend gute Aussichten haben, wenn Mahomes diesmal durchspielt.

Dass ein so hochklassiges Duell gleich in Woche 1 serviert wird, ist irgendwo a bissl schade, weil wir vielleicht nur wenige Rückschlüsse ziehen können. Am spannendsten wird schematisch sein, wie die neu formierte Browns-Defense die 1×3 Aufstellungen der Chiefs mit TE Kelce draußen als isoliertem TE und Tyreek Hill als innerstem Receiver auf der anderen Seite der O-Line verteidigen wird.

Es ist recht sicher, dass man nicht mehr Denzel Ward gegen Kelce stellen wird. Aber könnte Ward ein probates Matchup gegen Hill sein, zumindest um die ganz tiefen Routen zu unterbinden?

Sonst noch vielleicht von Interesse: Bringt Andy Reid wirklich mehr Power-Rushing nach dem Einkauf von einem Dutzend Millionen Offensive Liner?

Eigentlich möchte man zum Spiel sonst nur sagen: Geht’s raus und spielt’s, denn wir wissen grosso modo, wie beide spielen.

Außerdem: Chiefs – Browns ist das Tony-Romo-Spiel.


New England Patriots – Miami Dolphins. Mac Jones gegen Tua. Belichick gegen Brian Flores. AFC East Wildcardkandidat gegen AFC East Wildcardkandidat.

Es sind tausend Dinge spannend an diesem Matchup. Zum Beispiel, wie die Patriots-Secondary ohne Stephon Gilmore gegen die aufgebolsterten Miami-Receiver agieren wird. Aber am Ende interessieren vor allem zwei andere: Wie sieht Mac aus? Und wie sieht Tua aus?


New Orleans Saints – Green Bay Packers. Die Partie findet wegen der Hurrikan-Saison in Jacksonville statt. Die Saints haben sich im Vorfeld offensichtlich alle Mühe gemacht, den Spielort zu finden, der in Punkto Preispolitik und Anreise am unattraktivsten für die offensichtlich in Scharen erwarteten Packers-Fans war.

Sportlich ist es das Jameis-Winston-Debüt bei den Saints. Jameis ist eigentlich ein QB, der gerne tieferes Passspiel aufzieht, aber dabei gern überzieht. Aber vielleicht sehen wir in dem Spiel noch gar nicht soooo viel davon. Denn Green Bay spielte in den letzten Jahren brutal viel „Dime Defense“ mit leichtem Personal. Das ist effizient gegen den Pass. Die Saints haben aber eh kaum erprobte Receiver, aber dafür eine mächtige O-Line und Alvin Kamara für trockenes Laufspiel und kurzes Screen-Game. Sean Payton könnte sich als Kniff auf small ball konzentrieren und Winston nur hie und da tief gehen lassen.


New York Giants – Denver Broncos. Zwei potenzielle Top-Defenses gegen Offenses mit klaren Schwachpunkten. Bei den Giants gilt die O-Line als hoffnungslos – not very nice gegen einen Passrush mit Von Miller oder Bradley Chubb. Dazu sehr geschwindige Zone-Defense mit tiefer Absicherung gegen eine Offense, die in der Offseason in Kenny Golladay einen WR1 für das tiefe Passspiel gekauft hat.

Bei den Broncos debütiert Teddy Bridgewater als Stamm-QB. Nur wenn er wesentlich besser auftritt als zum Ende der letzten Saison, hat die Broncos-Saison die Chance, eine nicht verlorene zu werden.

Nachtschicht ab 02h15

Los Angeles Rams – Chicago Bears. Debüt von Matthew Stafford in der Sean-McVay-Offense und damit Chance für morgiges Hyperventilieren in die eine (Stafford zerlegt die Bears) oder andere (Stafford hat Probleme mit den Bears) Richtung.

Wie oft wird Stafford tief gehen? Wird er die Zone in der tiefen Spielfeldmitte wieder häufiger attackieren? War er wirklich die Perle vor die Säue in Detroit? Oder ist McVays Scheme in Ermangelung von quick game gar nicht so gut wie alle glauben?

Über die Bears möchte ich eigentlich erst wieder schreiben, wenn Justin Fields am Feld steht.

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7 Kommentare zu “NFL Sonntagsvorschauer 2021 – Woche 1

  1. Various Artists, siehe Aufstellung in diesem Thread

  2. Bin natürlich um 19:00 bei den Steelers. Meine Takes:

    Die Offense kann eigentlich noch gar nicht so rund laufen mit all den Umstellungen. Big Bens Kommentare gehen ja auch in die Richtung, daß man noch etwas Zeit brauchen wird. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, wie die Offense ausschauen wird. Ob es mehr Play Action geben wird. Ob Big Ben mehr am Center steht. Ob es auffallende Änderungen gibt, usw.

    Die O Line der Steelers kriegt gleich einmal einen richtigen Test. Die Bills DL ist nicht die beste in der NFL aber ziemlich tief und in der letzten Saison war sie in PRWR die Nummer 2. Bei Pressures war sie gutes Mittelfeld. Ein 1. und ein 2. Rounder aus dem Draft und Jerry Hughes und gute Tiefe, das wird ein echter Härtetest gleich zu Beginn. Wenn die OL da gegenhält, bin ich zuversichtlich für den Rest des Jahres.

    Bei Najee Harris müssen wir nicht lange drumherum diskutieren, er wird gefeeded werden, den haben sie sicher nicht gedraftet um 10 Mal den Scatback zu geben. Ich hoffe bloß, sie übertreiben es nicht.

    Ich hoffe natürlich, daß die Defense Front viel Dampf auf Allen machen kann, denn ich glaube nicht daß unsere Secondary da gegenhalten kann, wenn Allen die Zeit bekommt. TJ Watt ist jetzt der teuerste Pass Rusher in der NFL, er muss liefern. Gut, daß die Steelers stark in der Rotation sind und stark blitzen, da hatte Allen ja noch ein paar Probleme.

    Ich sehe schon noch eine Schlüsselrolle für Joe Haden, er muss gegen Diggs spielen, und nur wenn er ihn halbwegs im Griff hat, kann man Allen stoppen.

    Ich will ja wirklich nicht zu euphorisch sein, aber ich kann mir schon vorstellen, daß die Steelers hier mithalten können und nicht gleich zu Beginn komplett abgeschossen werden. Ich hoffe, ich rede mir das nicht bloß ein…

  3. Eine NFL redzone Konferenz auf deutsch wer hätte das noch vor 20 Jahren gedacht 😀😀😀😀😀😀😀

  4. @Berti: Fast noch bemerkenswerter finde ich, dass mit Pro7 ein relativ großer Sender den Saisonstart an einem Sonntag in sein Hauptprogramm hievt…

  5. Pingback: NFL 2021 – Liveblog von Woche 1 | Frühschicht | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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