Upcoming: Draft 2013 am Ende des Tunnels

Der Abschluss der Sezierstunde-Serie ist der Kickoff zum NFL-Draft 2013. In den Staaten, aber auch seit neuestem in deutschen Blogs, ist die Draft-Coverage bekanntlich zu einem Massenphänomen geworden, und das Verfassen von Scouting-Reports wurde bereits in die inoffizielle Liste der „neuen“ Volkssportarten aufgenommen. Sideline Reporter beschäftigt keine Scouts. Sideline Reporter hat keine obskuren „Quellen“ mit Insiderinformationen. Sideline Reporter könnte keinen Scouting-Report schreiben ohne 50% zu aggregieren.

Aber die Draft-Materie ist anziehend und übt eine schwierig erklärbare Faszination auf mich aus, und das seit vielen Jahren. Ich erinnere mich an den NFL-Draft 2003, meinen ersten bewusst miterlebten, als ich über Stärken und Schwächen der einzelnen Prospects wusste, ohne auch nur eine Minute Bewegtbilder im Vor- oder Nachgang gesehen zu haben. Das Web war noch längst nicht so vollgestopft von Draftniks wie heute, aber das änderte wenig daran, dass es spannend war, die Vorzüge Carson Palmers gegenüber der einbetonierten Wurfmaschine Leftwich zu lernen und warum die Vikings Idioten sind (Minnesota verschlief damals seinen Draftpick!).

Der Draft ist seit den 80ern, seit ESPNs kultiger Mel Kiper jr. eingestiegen ist, zu einem landesweiten Phänomen in den Staaten geworden. Er hat sich auch in den letzten zehn Jahren weiterentwickelt, spätestens seit 2006 das NFL-Network mit einer eigenen, sensationellen Berichterstattung mit eingestiegen ist und der Scheitel des Mike Mayock zu dem Markenzeichen schlechthin wurde. Es gibt eine Vielzahl an Facetten, von Stereotypen, von Drama, das den Draft umgibt, und es ist für mein Empfinden fast alles um das große Eine konstruiert: Sich auszumalen, was sein könnte. Wenn die Realität schon bitter ist, warum nicht etwas träumen, dass der nächste Top-5 Pick das Schicksal meiner Franchise wendet oder mein Third Rounder der neue Terrell Owens wird? Der Winter war, Sommer und Herbst werden kommen. Jetzt ist Frühjahr. Die Zukunft ist vor uns.

Ich habe vor zwei Jahren über das gängige Draft-Jargon referiert, und letztes Jahr aufgezeit, wo die Probleme im Wechsel von College zu den Profis liegen können und warum taking the best player available größtenteils Quatsch ist.

Die Draftklasse 2013 ist eine eigenartig gesichtslose, was in erster Linie am Fehlen des großen Star-Quarterbacks liegt, der in den letzten Jahren zur Gewohnheit wurde: Rodgers, Leinart, Russell, Ryan, Stafford, Bradford, Newton, Luck, RG3 – dieses Jahr gibt es keinen von ihnen. Der kompletten Draftklasse sagt man Fehlen von „Highend“-Talenten nach, und die Stärken sollen vor allem in den Schützengräben (Offensive Line, Defensive Line) liegen. Die Klasse gilt als sehr breit und soll vor allem gegen Ende der ersten Runde und in der zweiten und dritten Runde überdurchschnittlich gute Prospects anbieten. Das ist natürlich für die eh schon gut besetzten Playoffteams ein Traum; sie kriegen ähnlich gute Athleten wie die Gurkenteams.

Was noch völlig uncharakteristisch ist: Es ist Stand heute – eine Woche vor dem Draft! – extrem vieles in der Schwebe. Selten (besser: noch nie), dass man sich bezüglich bereits der ersten fünf Teams so unsicher ist, welche Strategien die Teams auffahren. Keine Quarterbacks, dafür viel Front-Seven in der Defense bedeutet auch: Viele Möglichkeiten, viele verschiedene Wege. Das #1-Team Kansas City, nun wirklich kein Team, das ein Left-Tackle-Problem an der Backe hat, soll nach Ansicht der meisten Experten einen Left Tackle draften. Kein Mensch wettet heute einen Cent drauf, dass es so kommen wird.

Bis es so weit ist, wird auf diesem Blog der Hammer ausgepackt, die Glaskugel zerschlagen, damit wir einen Blick auf das Wesentliche bekommen. Wie bauen Teams? Wie ticken die Prospects? Wo liegen die Kniffe? Das alles: Upcoming.

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