AFC Championship Game Previews: Indianapolis Colts @ New England Patriots

Championship-Football!

Der AFC-Klassiker der letzten Jahren: New England Patriots gegen die Indianapolis Colts. Keine Regular Season vergeht ohne ein Spiel zwischen diesen beiden Mannschaften. In den Playoffs allerdings liegt das letzte Aufeinandertreffen schon acht Jahre zurück vergingen sieben Jahren bis sie im letzten Januar wieder aufeinandertrafen – NE 43, IND22, ohne Manning, mit Luck. Auch damals, 2007, war der Kickoff um 00.30Uhr, mit Jim Nantz und Phil Simms auf CBS, und auch damals, wie heute, war Sat.1 dabei, wenn ich mich richtig erinnere. Indianapolis Colts (13-5) gegen New England Patriots (13-4), die Vorschau, mit Rückblick:

Vor fast genau acht Jahren, am 21. Januar 2007, sah die Welt eines der besten Footballspiele aller Zeiten. Die Indianapolis Colts, 12-4 in der Regular Season, und die New England Patriots, ebenfalls 12-4, kämpften im AFC Championship Game um den Einzug in den Super Bowl, wo bereits die beste Verteidigung der Saison, die der Chicago Bears, wartete. In den fünf Jahren zuvor gewannen die Patriots mit Bill Belichick und Tom Brady drei Mal den Super Bowl. 2003 und 2004 schalteten sie auf ihrem Weg dorthin die Indianapolis Colts mit Peyton Manning aus. Peyton kam einfach nicht an Bill Belichick und Brady vorbei. In dem Spiel gingen die Patriots mit 21-3 in Führung, bevor die Maschine Manning die Schnauze voll hatte und New Englands Verteidigung zerstückelte – 38-34 Colts in einem unvergeßlichen comeback win. Zwei Wochen später schlugen sie auch die Bears und Peyton hatte seinen ersten – und bis heute einzigen – Ring.

Jetzt ist Andrew Luck der neue Sherrif in Indy. Letzte Woche haben seine Colts Peyton Mannings Denver Broncos ins Nirvana geschickt. Aber an den Patriots kamen die Indianapolis Colts unter Chuck Pagano und Luck bisher nicht vorbei. Seit 2012 setzte es drei Niederlagen: mit 21, 22 und 35 Punkten Unterschied.

Seit der Niederlage im AFC Championship Game 2006 haben die Patriots keine Lombardi Trophy mehr mehr gewonnen. Wir hangeln uns in dieser Vorschau für heute abend an den Gründen für die Playoffniederlagen der Patriots 2007-13 entlang; welche Schwächen konnten sie beheben, welche könnten die Colts heute ausnutzen?

2007 Super Bowl gegen die Giants: 14-17

Die Storyline ist bekannt: die beste Offense aller Zeiten, das 19-0-Team, kriegt ausgerechnet im Super Bowl nichts auf die Kette. Brady hat die ganze Zeit Leute im Gesicht, weil die Mitte seiner Offensive Line – Logan Mankins, Dan Koppen und Stephen Neal/Russ Hochstein überpowert werden. Dieses Problem haben die Patriots dieses Jahr wieder. Sie haben lange gebraucht, um überhaupt die beste drei-Mann-Combo zu finden, die leidlich funktioniert – und dann verletzt sich letzte Woche Center Bryan Stork. Guard Ryan Wendell wird wahrscheinlich wieder Center spielen; Dan Connolly links; und rechts dann Marcus Cannon oder Josh Kline.

Glück haben die Patriots hier, weil die Colts keinen starken inside rush haben. Cory Redding ist einigermaßen gefährlich, aber ansonsten ist da niemand. Bei langen passing downs allerdings könnten sie es machen wie Giants damals und auch in die Mitte etatmäßige edge rushers stellen, also jemanden aus dem Trio Björn Werner/Erik Walden/Jonathan Newsome (oder sogar Shaun Phillips ?!).

Die andere storyline: David %3xL/§X?! Tyree. Das war sein letzter Catch in der NFL. Keine freak plays heute. Bitte.

2009 Wild Card Spiel gegen die Ravens: 14-33

2008 verletzte sich Brady im ersten Spiel der Saison gegen Kansas City und fiel mit Kreuzbandriß die gesamte Saison aus. Mit Matt Cassel gewannen die Pats zwar 11 Spiele, verpaßten aber knapp die Playoffs. 2009 kehrte Brady zurück und 10 Siege langten für die Playoffs. Dort trafen sie auf die Baltimore Ravens (9-7) mit ihrem Rookie-QB Joe Flacco. Flacco hatte am Ende diese groteske stat line produziert: 4/10, 34 Yards, 0TDs, 1INT. Baltimore gewann 33-14. Was ist da schiefgelaufen?

Im allerersten Spielzug rumblet Ravens Running Back Ray Rice from Rutgers durch Vince Wilfork und den Rest der Pats-D für 83 Yards zum 7-0. Seine ersten drei Drives beendet Brady mit einem Fumble und zwei Interceptions. Nach dem ersten Viertel steht es 24-0. Die Patriots kommen nie zurück, auch weil ihr wichtiger Slot-WR Wes Welker fehlt und die Verteidigung das Laufspiel nicht stoppen kann (BAL 52rush, 234yds, 4TDs). Also Turnovers und schlechte Lauf-D. Sind das heute auch Probleme? Die Lauf-D nicht, denn Indys Running Backs brechen sich eher die Beine als mal durch die Front-7 für ein Big Play.

Turnovers sind nicht vorherzusagen und haben auch viel mit Glück/Pech zu tun. Belichicks Team haben in der Regel mit die wenigstens Ballverluste in der NFL. Die Liste mit Spielern, die für Fumbles mehrere Drives oder gar Wochen „gesperrt“ worden sind, ist endlos. Auch Brady wirft nur sehr selten dumme Pässe zum Gegner. Allerdings hat er gerade in dieser Saison in Woche 11 gegen die Colts zwei strunzdumme INTs geworfen; eine davon tief in eigener Hälfte 1:25min vor dem Halbzeitpfiff. Mit der bombigen Field Position konnte Luck auf 14-10 verkürzen. Brady durfte dann in Hälfte Zwo nicht mehr so viel werfen. Dafür haben RB Jonas Gray, sechs Offensive Linemen und die TEs/FBs/H-backs Rob Gronkowski, Michael Hoomanawanui und James Develin die armen Colts-Verteidiger unangespitzt in den Boden gerammt und planiert (44rush, 246yds, 4TDs.)

Eher ist also Indys Lauf-D ein gefundenes Fressen für New Englands Angriff. Auf der anderen Seite wiederum hat Indy ihn jetzt schon drei Mal gesehen, den lauflastigen Game Plan New Englands. In den drei Spielen gegeneinander seit 2012 läuft NE bei 60% aller Spielzüge (gegen alle anderen Gegner nur bei 40%). Head Coach Chuck Pagano und Greg Manusky sollten darauf vorbereitet sein. Letzte Woche haben sie sehr frech gegen Peyton Manning gespielt, als sie ihn immer wieder haben tief gehen haben lassen und dafür die 10-12 Yards hinter der Line of Scrimmage mit mehr Leuten verteidigt haben. Auch Brady hat keinen guten tiefen Ball, also könnten sie genauso die Tiefe des Feldes einem Safety überlassen und ansonsten man coverage spielen, so hätten sie auch mehr Mann „vorne“ gegen den Lauf.

2010 Divisional Playoffs gegen die Jets: 21-28

Das war ein riesiger upset und eine der schlimmsten Patriots-Niederlagen der letzten Jahre. Und es gab ganz genau einen einzigen Grund für diese Niederlage: Rex Ryan hat sich einen Game Plan aus dem Arsch gezaubert, den man genauso so, eins zu eins, nach Canton schicken sollte. New England hatte neun Spiele in Folge gewonnen, darunter Anfang Dezember ein 45-3 gegen diese Jets beim Monday Night Football. Unter 30 Punkten hat es der Angriff und Brady, Welker, Gronkandez und Woodhead nicht gemacht.

New Englands Angriff sah kein Land gegen eine Verteidigung, die vorne mit funky fronts und wilden blitzes experimentierte, während nicht weniger als 10 (!) Defensive Backs Spielzeit bekamen, nicht selten sieben gleichzeitig. 2008 hat Pagano als DBs-Coach eine Saison lang unter Rex Ryan gearbeitet, als dieser DC der Ravens war. Aber sonst läßt nichts erwarten, daß Pagano und Manusky die Patriots schocken können.

Aber sie können sich zum Teil bei ihrem Game Plan von letzter Woche bedienen: press man coverage mit dem überragenden Vontae Davis und den okayen Greg Toler und Darius Butler mit nur einem tiefen Safety, Mike Adams. Der andere Safety, LaRon Landry (oder auch Ex-Pat Sergio Brown), steht dann in der box; so macht man die kurzen, schnellen Würfe schwieriger; zwingt Brady tief zu gehen; und der Bereich um die Line of Scrimmage wird enger, was der Laufverteidigung helfen sollte.

2011 Super Bowl gegen die Giants: 17-21

Auch die Giants im Super Bowl XLVI haben Brady aufgefordert, doch bitteschön tief zu werfen. Damals war aber nicht Brady das Problem, sondern der fehlende deep threat und, wieder im Super Bowl, die pass protection. Der deep threat sollte damals Chad Ochocinco sein. Das Experiment ging in die Hose. Dieses Jahr sollte es zumindest einer aus dem Sophmore-Trio Kenbrell Thompkins/Josh Boyce/Aaron Dobson sein. Thompkins wurde im September entlassen; Dobson ist auf IR; Boyce war bis Ende Dezember in der Practice Squad, ist jetzt aber wieder im Kader. Also vielleicht der Überraschungs-Boyce? Oder Brian Tyms? Der bekommt jede Woche mit beeindruckender Hartnäckigeit zwei shot plays aus play-action, die aber bisher noch nie funktioniert haben. Realistisch gesehen haben die Pats keinen deep threat.

Das andere Problem in diesem Spiel war wieder die pass protection. Nate Solder und Sebastian Vollmer teilten sich damals die RT-Position und wurden von Jason-Pierre Paul und Justin Tuck naßgemacht. Mittlerweile ist der Deutsche Vollmer der beste Right Tackle der Liga. Er sollte keine großen Probleme haben gegen Indys OLBs Erik Walden und Björn Werner (zwei Deutsche im Championship Game!) Auf der anderen Seite allerdings sinkt Solder, mittlerweile starting LT, immer tiefer in der Gunst der Pats-Fans. Seine größten Probleme hat er gegen speed rushes, da er selbst recht beweglich und athletisch ist, ist das etwas seltsam. Die große Hoffnung der Colts ist Jonathan Newsome, UDFA von Ball State. Dieser hat schon einige Gegner mit seinen explosiven speed rushes überrascht.

2012 Championship Game gegen die Ravens: 13-28

Hier ist die Offense dann endgültig in sich zusammengebrochen. Nach 13 Punkten in der ersten Hälfte gab es in der zweiten nur eine große leere Null. Hauptgrund dafür war das Fehlen des Gronks. Der Gronk ist jetzt aber wieder da und niemand hat auch nur einen blassen Schimmer, wie Indianapolis ihn verteidigen soll. Das sollte neben dem Laufspiel das größte Plus für die Patriots sein.

Das Spiel war knapp bis ins vierte Viertel. Nur konnte irgendwann die absurde Secondary mit Matt Slater (!) und Julian Edelman (!) nicht mehr verstecken, daß sie absolut overmatched waren. Jetzt hat New England dafür ein herausragende Secondary um Darrelle Revis und Devon McCourty. In Woche 11 hat Revis Reggie Wayne verteidigt, das sollte heute nicht mehr so sein. Wayne hat nicht nur wegen seiner Verletzung stark abgebaut, es dürfte seine letzte Saison sein; für ihn reicht auch ein Logan Ryan oder Kyle Arrington. Eine andere schlechte Idee war es, Brandon Browner gegen Coby Fleener zu stellen. Der so oft enttäuschende Fleener machte sein bestes Spiel des Jahres gegen den überforderten Browner. Also Revis gegen Hilton (der in Woche 11 meist gedoppelt wurde)? Browner gegen Wayne? Bei Belichick und Patricia weiß man sie, mit was für steilen Ideen sie aus der Kurve kommen, daher bringen hier Spekulationen nichts.

Nur eines sollte man im Kopf behalten: am liebsten spielt NE in press man coverage, dafür hat man Revis/Browner schließlich auch geholt. Dieser Aggressivität an der Linie und der Manndeckung überhaupt, kann man taktisch den Wind aus den Segeln nehmen. Mit stack releases und bunch formations (zwei oder drei WRs neben-/hintereinander; pick plays (zwei WR laufen eine route combo, bei der einer qua Design wie im Basketball einen „Block stellt“ für den anderen); und viel action in motion befor dem Snap, so zwingt man die Cornerbacks, größeren Abstand zu wahren – den sie dann nach dem Snap versuchen müssen, wettzumachen. Und wie das so ist: kein Angriff arbeitet mehr mit stacks, bunches, picks und Hilton in motion als Pep Hamiltons Colts. Belly und DC Matt Patricia haben immer alle Optionen auf dem Tisch, sie werden Luck etwas zeigen, was diese Saison noch nicht auf Patriots-Film zu sehen war: zone blitzes mit Dont’a Hightower und Jamie Collins vielleicht, die über die Mitte kommen, wobei DEs Jones und Ninkovich in Lucks passing lanes springen?

2013 Championship Game gegen die Broncos: 16-26

Jedenfalls: diese Secondary bringt dir nicht viel, wenn der gegnerische Quarterback in der Pocket seelenruhig Autogramme geben kann, während er auf einen offenen Receiver wartet. Das war, mal wieder, das Problem im letztjährigen Championship Game gegen die Denver Broncos und Peyton Manning. Am Ende hatte Manning 400 Yards auf der Uhr. Der Pass Rush um Chandler Jones und Rob Ninkovich war eine einzige Katastrophe, und aus der Mitte kommt sowieso nichts.

Zur Überraschung aller hat Indys Offensive Line ein herausragendes Spiel gegen Denver gemacht. LT Anthony Castonzo hat DeMarcus Ware eins-gegen-eins ausgeschaltet; auf der anderen Seite hat Joe Reitz, der erst seit fünf Wochen Stammspieler ist, ein starkes Spiel gegen Von Miller gemacht. Jones und Ninkovich sahen letzte Woche gegen einen Rookie und einen Guard, der Tackle gespielt hat, nutzlos aus. Das ist definitiv eines der Schlüsselduelle.

Wie so oft war 2013 der Angriff das größere Problem als die Verteidigung. Gegen Denver konnte außer Edelman niemand Bälle fangen (Gronk war verletzt); und das Laufspiel kam nie in Gang. Problem eins wurde angegangen mit Bradys neuem Liebling, Brandon LaFell und Gronks Rückkehr. Noch weniger ein Problem sein sollte das Laufspiel. In den letzten beiden Spielen gegen die Colts lief New England für 480 Yards. Vierhundertachtzig. So etwas passiert nicht drei Mal in Folge, aber eine der Stärken sollte das Laufspiel auch heute abend sein.

2014 Championship Game gegen die Colts: ?? – ??

Die Patriots sind das bessere Team auf beiden Seiten des Balles. Aber wenn es keinen Pass Rush gibt und wenn man Luck keine neuen Aufgaben stellt (zone blitzes oder pre-/post-snap rotierende coverages), dann macht Luck aus New England Kleinholz und ab Montag redet niemand über Brady und Manning, das sind dann Leute von gestern. Dann haben Luck und Aaron Rodgers endgültig die QB-Hierarchie auf den Kopf gestellt – und für die nächsten Jahre zementiert.

Noch steht Indianapolis aber Bill Belichick im Weg. Peyton Manning und Tony Dungy haben sechs Jahre gebraucht, um ihn das erste Mal in den Playoffs zu schlagen. Luck und Pagano werden es nicht einfacher haben. Die keys für heute abend also: was machen mit mit Gronk; Indy Laufverteidigung; der Game Plan gegen Indys Paßspiel; und: schießt sich Luck schon dieses Jahr in den Olymp oder straft Brady alle seine Kritiker Lügen?

Gute Previews anderswo

5 Kommentare zu “AFC Championship Game Previews: Indianapolis Colts @ New England Patriots

  1. @andres: Huch! Ja natürlich; danke!

    @blafasel:
    Ja, stimmt! Mit ? Witte und Dirk Froberg und Ralf Scholt; dann die nächsten ein oder zwei Jahre auch noch.

  2. Pingback: AFC Championship 2014/15: New England Patriots – Indianapolis Colts live | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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