Was noch zum NFL-Start 2014 zu sagen war

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Heute beginnt die NFL-Saison 2014/15 mit dem Auftaktspiel Seattle Seahawks vs Green Bay Packers. Um auf allzulange Elogen zu verzichten: Die NFL ist Herbst. Herbst ist NFL. Es ist die beste Zeit des Jahres. Wir haben uns in den letzten Tagen und Wochen intensiv mit der anstehenden Saison befasst, zu finden unter dem Tag Season-Preview oder als Direktlink in der Leiste in diesem Artikel verlinkt.

Viel bleibt nicht mehr zu sagen. Es war eine Offseason, in der wenige Grundsatzentscheidungen getroffen wurden. Es gibt zum ersten Mal drei Europaspiele, womit die Bestrebungen nach einer Europa-Franchise weiter Fahrt aufnehmen. Instant-Replay wird ausgeweitet, aber das Playoff-Feld bleibt bei 12 Mannschaften bestehen.

Für einiges Aufsehen sorgte Commissioner Roger Goodell mit der Entscheidung, den Frauenschläger Ray Rice (hatte seine Verlobte vor laufender Überwachungskamera bewusstlos zu schlagen) nur zwei Saisonspiele zu suspendieren. Das rief in diversen Foren unglaublich intelligente Reaktionen hervor von wegen Football als letzte Bastion männlichen Seins: Tough Talk vom großartigen Bran Phillips (Grantland) sei nur stellvertretend verlinkt.

Auch auf TV-Front nur mittelmäßig viel Neues. Die Donnerstagsspiele werden künftig teilweise von CBS produziert, womit einer der besten Kommentatoren (Mike Mayock) durch einen der unerträglichsten (Phil Simms) ersetzt werden wird. FOX hat seine Spielstandsanzeigen verändert und nun Ergebnisanzeigen fast halb so hoch wie das Fernsehbild. Und Dan Dierdorf hat seine Pundit-Karriere beendet.


Die Sofa-QBs haben gestern einen Preview-Podcast mit je zwei Teilen zu AFC und NFC aufgenommen; ich war im AFC-Teil mit dabei. Zusätzlich wird heute in der Big Show (ab ca. 17h auf Sportradio 360) ein ca. halbstündiges Segment zum NFL-Start kommen, in ich mit Heiko Oldörp und Nicolas Martin u.a. über die Disziplinarpolitik der NFL unter Roger Goodell, Michael Sam und den Herbst gesprochen habe.

Ein recht statistik-orientiertes Preview-Dashboard gibt es bei ESPN.com.

Regeländerungen vor der NFL-Saison 2013/14

Wie jedes Jahr gibt es für das Spielgeschehen einige kleinere Regel-Modifikationen. Dabei ist für die Regular Season explizit nicht die aus der Preseason bekannte Extrapunkt-Regel gemeint; Extrapunkte werden zumindest in dieser Saison auf jeden Fall noch von der 2yds-Line gesnappt, womit uns einer der überflüssigsten Spielzüge erhalten bleibt.

Über die sechs größeren Regeländerungen hat das Hardcount-Blog schon geschrieben:

  1. Uhr wird nach Sacks nicht mehr bis zum Platzieren des nächsten Snaps angehalten
  2. Ausweitung des Instant-Replays (Bowman-Regel)
  3. Torstangen werden erhöht (um 5 Fuß)
  4. Blocken von der Seite gegen den Beine wird verboten.
  5. Das NFL-HQ darf für Instant-Replay für Ratschläge herangezogen werden.
  6. Neuberechnung einiger Strafen im Defensive-Backfield.

Das meistdiskutierte Ärgernis der Preseason ist dagegen weniger eine Regeländerung, dafür mehr eine Regelauslegung: Defensive Holdings, Illegal Contacts, Defensive Pass-Interference. Die Referees wurden für diese Saison angewiesen, Körperkontakt viel strikter zu pfeifen, wenn sich die Spieler außerhalb der erlaubten Zonen befinden oder während der Ball noch in der Luft hängt. Das führte in der Preseason zu einer förmlichen Explosion an gelben Flaggen, und geht es nach der NFL, sollen die Referees in der Regular Season so weiterpfeifen.

Das riecht nach flaggenintensiven ersten Wochen, bis sich die Defenses besser auf die Gegebenheiten angepasst haben – und auch die Schiris werden im Zweifelsfall nicht noch im November 20 Flaggen für Holding werfen.

Die Washington Post hat sich wie Hardcount der Regelanpassungen angenommen.

Wer wird wie viele Siege holen?

Vorab: Sieganzahlen zu prognostizieren sind in der NFL praktisch nutzlos, da selbst ein Affe im Regelfall nicht schlechter (oder besser) tippt als Hardcore-Fans. Ich habe mal die Wettbüros aus Las Vegas und das Power-Ranking von 2013 (korreliert mit 0.44 mit der kommenden Saison) mit dem Schedule von 2014 zusammengeworfen und folgende erwartete Siege ausgespuckt bekommen:

Ein rudimentäres, nach Schedule angepasstes NFL-Ranking für 2014

Ein rudimentäres, nach Schedule angepasstes NFL-Ranking für 2014

Die Top-8 gehen ganz gut mit meiner furchtlosen Vorschau einher. Carolina findet ich recht krass hoch bewertet, was nicht bloß an der guten Vorsaison (hoher Power-Ranking Wert) liegt, sondern auch an den erstaunlich hohen Wettquoten für 2014. Houston und Atlanta finde ich tendenziell eher niedrig bewertet, wie auch New England, Tampa Bay, Washington und Kansas City, während ich Dallas, Miami und auch Cleveland eher eine Spur skeptischer sehen würde.

Die Tipps

Kein Jahr, in dem ich mich vor den Saisontipps drücke. Ich habe mir das heuer so gedacht:

  • AFC: New England, Denver, Cincinnati, Houston | Pittsburgh, San Diego
  • NFC: Philadelphia, Seattle, Green Bay, New Orleans | San Francisco, Chicago

Mein Favorit auf den AFC-Titel ist wie gestern geschrieben New England. NFC-Champion: Seattle. Als Superbowl-Sieger tippe ich diesmal ganz langweilig Seattle, wohl wissend um die Geschichte, dass Titelverteidiger historisch nur sehr selten die Wiederholung schaffen. Auf den Top-Pick würde ich die Oakland Raiders ansetzen: Wenig Substanz plus ein Schedule zum Plärren ergibt ein happiges Gesamtbild.

Das Auftaktspiel

Das heutige Auftaktspiel, ab 02h30 live in Gamepass und bei SPORT1 US, lautet Seattle Seahawks vs Green Bay Packers und ist quasi die Neuauflage eines der berühmtesten Spiele der letzten Jahre: Fail-Mary Game. Es war das Spiel vor zwei Jahren, das einen außergewöhnlichen Aufschrei und im Streit zwischen NFL und ihren Schiedsrichtern die Wende herbeiführte: Durch die spektakuläre Entscheidung, den Seahawks einen zumindest streitbaren Touchdown zum Sieg mit auslaufender Uhr zu geben, ging plötzlich alles recht schnell, und die bis dahin verhärteten Fronten lösten sich innerhalb weniger Tage auf. Nur drei Tage später pfiffen damals wieder die regulären NFL-Referees.

Es war damals auch gleichzeitig das Coming-Out der Seahawks als angehende NFL-Macht. Packers-QB Aaron Rodgers wurde in der ersten Halbzeit 7-8x gesackt und die bis dahin gefürchtete Packers-Offense in Grund und Boden gespielt. Am Ende brauchte Seattle trotzdem besagte Entscheidung um zu gewinnen, aber die Seahawks waren angekommen im Pantheon der Großen.

Heute geht Seattle als Titelverteidiger und Titelfavorit in die Saison. Es ist nicht davon auszugehen, dass Pete Carroll der Mannschaft ein bedeutend anderes Kleid verpasst hat als das sehr straighte, physische Spiel der letzten Jahre. Es ist auch nicht zwingend davon auszugehen, dass die Legion of Boom unter einem Berg von gelben Flaggen begraben wird. Auch die Packers sind dieselbe Truppe wie immer. Die Offensive Line gilt als mittlerweile etwas sicherer, dafür gehen Rodgers langsam die Ballempfänger aus. In der Packers-Defense könnte die löchrige Run-Defense gehen Seattles Power-Läufe zum Knackpunkt werden.

Seattle gilt zuhause als Macht und ist klar favorisiert.

6 Kommentare zu “Was noch zum NFL-Start 2014 zu sagen war

  1. Ich bin schon voller Vorfreude. Und dann wird uns auch gleich noch ein so tolles Spiel serviert 🙂 !!!

    Kleine Frage am Rande, gibt es im Internet Bilder von der neuen Punkteanzeige von FOX 🙂 ?
    Würde mich mal interessieren, da sie ja in den letzten Jahren immer nur oben links dieses kleine Ding hatten. Die anderen haben meist mehr Informationen in ihrer Leiste 🙂 !!!

    Dank dir 🙂 !!!

  2. What ??

    FOX hat seine Spielstandsanzeigen verändert und nun Ergebnisanzeigen fast halb so hoch wie das Fernsehbild.

  3. Pingback: NFL Power Ranking 2014/15 – Die Saison im Rückspiegel | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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