NFL Play-Caller Report 2018: 1st & 10

Wir haben es schon die ganze Saison über verfolgt. Jetzt der Abschlussreport zum 1st-Down Play-Calling in der NFL. Wie das Fazit wohl ausfallen wird?


Die Gesamtbewertung vorneweg: Die NFL warf in dieser Regular Season in der 1ten Halbzeit in 52% der 1st Downs. Das ist ein Anstieg der Pass-Quote gegenüber den Vorjahren, als wir stabil bei 48% gelegen waren. Doch 52% ist noch immer wesentlich zu gering.

Skeptisch? Hier die Success-Rate Pass vs. Lauf im 1st Down in der ersten Halbzeit:

  • 1st Down Success-Rate Passspiel: 51%
  • 1st Down Success-Rate Laufspiel: 37%

Nicht bloß ist die NFL wesentlich erfolgreicher nach Success-Rate, sondern auch nach Yards/Play:

  • 1st Down Yards/Pass: 7.5
  • 1st Down Yards/Run: 4.9

Das heißt: In 1st Down Situationen macht die NFL auf 100 Downs 14 erfolgreiche Spielzüge mehr im Pass als im Laufspiel, und erzielt pro Down 2.6 mehr Yards. Du glaubst, das ist nicht viel? Nun: Das bedeutet im Schnitt ein 2nd&2 oder 2nd&3 gegenüber einem 2nd&5.


Schauen wir auf die 1st-Down Tabelle, sehen wir die Anzahl der 1st Down, die jeweilige Pass-Rate, die Erfolgsquoten von Lauf und Pass (und das Delta zwischen Pass und Lauf) sowie die Yards pro Spielzug inkl. der Differenz zwischen Lauf und Pass.

Wir sehen: Nicht eine einzige Mannschaft hatte höhere Lauf-Erfolgsquote als Pass-Erfolgsquote, und nur eine einzige Mannschaft erzielte durch Lauf und Pass gleich viele Yards/Play (Carolina).

Pittsburgh war in der abgelaufenen Saison kein gutes 1st-Down Team, aber zumindest machte es eines richtig: Es setzte oft auf das Passspiel: 66%, kein Team war aggressiver. Die Steelers schafften damit zumindest ein Gleichgewicht in den Erfolgsquoten: 44% Pass, 43% Lauf.

Am effizientesten ist das Play-Calling nicht mit einer 50/50 Rate, sondern dann, wenn sich die Ausbeute in Pass und Lauf die Waage hält – dann haben wir das „Nash-Gleichgewicht“. Erfolgs kann man natürlich auf verschiedene Weise messen:

  • Success-Rate (alle Plays, die positive EPA erwirtschafteten)
  • Yards pro Play
  • Aber auch EPA (Expected Points Added).

Ich habe EPA aus Gründen der Lesbarkeit in der obigen Grafik nicht eingeschlossen – Success Rate und Yards/Play sind schnell begreiflich. Unten hänge ich noch eine ausgedehntere Grafik mit EPA an, für die weiter Interessierten.

Also: Pittsburgh hat zumindest ein Gleichgewicht in Erfolgsquote zwischen Lauf und Pass geschaffen. Natürlich kann man anhand der Yards/Play argumentieren, dass die Steelers noch immer hätten mehr werfen sollen: 6.4 NY/A im Passspiel, während der Lauf nur 4.9 Yards eingebrachte.

Die Denke ist simpel: Setze so stark auf deine erfolgreichere Variante (also in 32 von 32 Mannschaften der Fall), dass der Gegner sich so weit auf diese Stärke einstellen muss, dass sich Pass und Lauf am Ende die Waage halten. Dann hast du das Optimum erreicht.

Natürlich sehen wir in allen Mannschaften immer klare Vorteile im Passspiel – das heißt: Die NFL wirft noch immer deutlich zu selten. Sie nutzt ihre Vorteile nicht gut genug. Nicht jeder NFL-OffCoord ist Schottenheimer (der sich bei RRPP einen runterholt), doch die Denke „erzwinge verwertbare 3rd Downs“ ist noch immer zu weit verbreitet.

Das Money-Down ist nicht das 3rd Down. Es ist das 1st Down. Die besten Offenses der NFL versuchen, schon im 1st Down die Chunk-Plays zu erzielen und auf neue 1st Downs zu gehen. 1st Down ist das Down, in der NFL-Defenses noch immer vor allem den Lauf verteidigen – sogar zurecht, wenn man die viel zu hohen Run-Quoten sieht. Gegnerische Defenses wissen, dass sie zu häufig Laufspiel im 1st Down sehen. Also verteidigen sie noch immer vor allem… Laufspiel. Für die Offense gilt, das auszunutzen.

Aber nur wenige Teams haben das verstanden. Selbst Atlanta oder Indianapolis, die wie Pittsburgh in über 60% der 1st Downs werfen, könnten noch deutlich höhere Passquoten einfahren. Die Colts zum Beispiel erzielen in 50% ihrer Passspielzüge einen Erfolg – dagegen in nur 36% ihrer Laufspielzüge.

Sie werfen für 7.2 NY/A im Pass im 1st Down. Sie laufen für nur 4.4 Yards/1st Down. Das sind fast 3 Yards Unterschied! Die Colts nehmen mit einem Rushing-Play also freiwillig ein 2nd&6 an, wo sie ein 2nd&3 bekämen.

Und vergesse nicht: Die Colts werfen am zweithäufigsten in 1st Downs. Chef-Playcaller Frank Reich ist noch einer der progressivsten Denker in der NFL.


Wir haben aber auch Dinosaurier in Minnesota Headcoach Mike Zimmer, der unter der Saison seinen OffCoord feuerte, weil der zu häufig werfen ließ – vor allem im 1st Down. Schauen wir uns mal die Vikings an:

  • Pass 56% Erfolgsquote, Lauf 38%.
  • Pass 8.3 NY/A, Lauf nur 5.1 Yards/Carry

Die Vikings haben trotz all ihrer Probleme in der abgelaufenen Saison fast 3 Yards mehr durch 1st-Down Passing erzielt als durch 1st-Down Rushing – und das in über 200 Versuchen. Die Vikings haben damit stark vereinfacht ausgedrückt 600 (sechshundert!!) Yards allein in ihren 1st-Downs vor der Pause liegen gelassen. Sie haben freiwillig ein 2nd&2 verschenkt (in dem wir von ihnen verlangen würden, häufig zu laufen!) und gegen ein 2nd&5 eingetauscht – und zwar über 4 von 10 Versuchen.

Und sie haben natürlich ihren Offensive Coordinator gefeuert, dafür, dass er das Richtige gemacht hat.

Noch krasser sind die Buccs: 9.9 NY/A durch Passspiel, nur 4.9 Yards durch Laufspiel. Sie haben doppelt so viel Raumgewinn durch Passspiel erzielt und trotzdem in satten 44% der Fälle Laufspiel angesagt. War die Turnover-Anfälligkeit von Jameis Winston / Ryan Fitzpatrick der Grund dafür, dass sie trotz so hoher Gewinne im Passspiel nicht all ihre Leverage ausgenutzt haben?

Wenn ja – dann war es ein trügerisches Gefühl. Denn die Buccs haben, wie der unten angeführten Grafik zu entnehmen ist, 0.33 EPA/Pass erzielt und -0.04 EPA/Lauf. Sie haben also in ihrem durchschnittlichen 1st-Down Play sagenhafte 0.37 Punkte verschenkt.

Anders: Sie haben ein durchschnittliches 1st Down (9.9 von 10 Yards) durch ein durchschnittliches 2nd&5 eingetauscht.

Du kannst auf mehrere Arten erfolgreich werden in der NFL. Du kannst 365 Tage für 20 Stunden arbeiten und Kleinscheiß wie die Achselschweißtemperatur deiner Backup-Center messen um einen Vorteil am Feld zu erlangen. Oder du kannst einmal ins Excel schauen und ganz einfach deine 1st-Down Passquote in die Höhe schrauben.

Tipp: Halte dich an Tipp 2, gehe bei Zeiten nach Haus. Deine Frau und Kinder werden es dir danken. Dein Owner und deine Fans auch.

Bruce Arians, künftiger Tampa-Coach und bekennender „Familienmensch“, hat den Weg zum Erfolg vorgezeichnet. Die Buccs sind mit ihrem QB Jameis Winston ein gigantischer Sleeper für 2019 – zumindest, wenn Arians die Zeichen der Zeilen (und Spalten) erkennt.


Die Liste lässt sich beliebig fortführen. Im Prinzip könnten wir jede Mannschaft durchgehen und die immergleiche Schlussfolgerung ziehen. Die ganz krassen Fälle haben wir hier:

  • Chargers: 50% Pass-Quote sind relative durchschnittlich, aber die Chargers waren im Pass ein Monster! 9.7 NY/A im Passspiel im 1st Down und satte 57% Pass-Erfolgsquote, jeweils Top-Werte, wohingegen man im Laufspiel nur Durchschnitt war.
  • Arizona: QB Rosen mag eine Horrorsaison gespielt haben, aber sein 1st-Down Passing war 3.6 Yards besser als die elendigen Läufe in eine Mauer. Trotzdem ließ man ihn in nur 44% der 1st Downs werfen. Die Chance für den neuen Headcoach Kingsbury, der am College die passlastige Air-Raid Offense spielen ließ, einen gratis auf dem Serviertablett aufliegenden Erfolg einzufahren und Arizona per sofort zu einer mittelmäßigen Offense hochzujazzen. Bevor er überhaupt eine Coaching-Stunde und einen Dollar für neue Spieler aufgegeben hat.
  • Jets – nur 52% Passspiel. Ist der Grund der Rookie-QB Darnold? Wenn ja: Fahrlässiges Misstrauen in seinen QB. Die Jets waren mehr als doppelt so gut im Passspiel wie im Laufspiel.
  • Die beiden konservativsten Truppen waren Seattle (again…) und Houston. Beide Teams schafften es in die Playoffs, was sie in ihrer Vorgehensweise bestärken wird – aber das ist nicht gut: Beide mit roughly +10% Pass-SR und mit 2.3 bzw. 1.8 Yards mehr durch Passspiel als durch Laufspiel. Doch bei keiner der beiden Teams besteht viel Hoffnung auf Besserung im Play-Calling.
  • Tennessee – im Anschuss gesonders behalten.

Die Titans waren mit OffCoord Matt LaFleur ein Spezial-Sonderfall. LaFleur, der mittlerweile einen Headcoach-Posten bei den Green Bay Packers bekommen hat, sah ein Laufspiel, das wieder und wieder gekillt wurde – und trotzdem sagte er mehr Lauf als Pass an! Zeitweise unter der Saison waren wir bei über 60% Lauf-Quote bei 20% Run Success Rate. Das heißt: In 6 von 10 Fällen hatte LaFleur Laufspiel angeordnet, wobei 4 von 5 Runs in die Mauer gingen für EPA-Verlust.

Mit zunehmendem Saisonverlauf kann man LaFleur aber immerhin attestieren, Fortschritte gemacht zu haben – hier die Woche-für-Woche Aufstellung von LaFleur:

Natürlich war Tennessee über die Saison in Summe nicht überaus erfolgreich und noch nichtmal durchschnittlich im 1st-Down Playcalling. Doch LaFleur muss im Flieger heim von London eine Eingebung bekommen haben – „der Luftweg ist ja doch nicht so übel und ich komme schneller voran als am Boden!“ – und reagierte.

Hier der Lauf/Pass Split der Titans vor und nach der Bye-Week in Woche 8 (nach dem London-Spiel gegen die Chargers):

LaFleurs Play-Calling vor der Bye-Week (57% Lauf-Quote bei 21% Run Success Rate und 2.9 YPC) bleibt für mich noch immer unbegreiflich und rangiert auf der Coaching-Skala auf einer Stufe mit der Tragikomödie „Schottenheimer in Dallas“. Doch im gleichen Atemzug wie man sich fragen muss, wie ein hochbezahlter NFL-Verantwortlicher über Wochen solches Gameplanning vornehmen kann, muss man anerkennen, dass sich LaFleur gebessert hat.

Was war dabei ausschlaggebend? Das Laufspiel kann es nicht gewesen sein, denn obwohl dieses um Welten erfolgreicher war (34% Success-Rate anstatt 21% und mehr als doppelt so viele Yards), sagte LaFleur davon weniger an.

Was in der Summe (Lauf+Pass) die Titans voranbrachte. Denn an Stelle von 4.5 Yards/1st Down vor der Bye-Week machten die Titans hernach immerhin 6.0 Yards/1st Down. Und anstatt 31% Success-Rate ihrer 1st Down Plays erzielten sie danach immer einen Erfolg in 43% der 1st Downs.

LaFleur geht nun nach Green Bay. Play-Calling ist nicht die einzige Aufgabe eines Head Coaches – und LaFleur hat dem Vernehmen nach gute Scheming-Qualitäten und ist einer der aggressivsten Nutzer von Play-Action Passing.

Doch LaFleur übernimmt in Green Bay auf eine Offense, die unter Mike McCarthy vieles falsch machte – aber eines (relativ zum NFL-Schnitt) nicht: 1st-Down Playcalling. Dort waren die Packers noch eine der Mannschaften, die es am besten hinbekamen.

Geht LaFleur nun nach Green Bay und schraubt die 1st-Down Passquote wieder herunter, wird sein Scheming-Upgrade nur wenig bringen. Studiert er jedoch die Zahlen in der Offense, und fragt vielleicht noch einmal sicherheitshalber bei seinen Mentoren in Los Angeles und Atlanta nach wie man es richtig macht – oder klickt sich einmal durch diesen Eintrag – so werden die Packers einen Offensiv-Rebound in 2019 erleben.


Zum Abschluss noch das Playcalling inklusive EPA/Play nach Lauf und Pass. EPA inkludiert dabei alles: Raumgewinn, Sacks, Interceptions, Fumbles. Klick auf das Bild macht dich schlauer.

25 Kommentare zu “NFL Play-Caller Report 2018: 1st & 10

  1. Wie sieht es eigentlich bei Einbeziehung von Misserfolgen aus, also Fumbles und Interceptions? Könnten diese Gefahren eher den Lauf beim1.Play als sicherere Variante erscheinen lassen?

  2. Hat irgendwie ein bisschen was von Moneyball 🙂 Ich seh Korsakoff schon durch die Stadien tingeln… Mega krasse Statistik! Good work.

  3. @NoBlackHat:
    Die Frage hatte ich mir auch kurz gestellt. Dachte das Problem wäre ähnlich dem Play Calling in 4th and short zu bewerten: Gute Offenses sollten eher ausspielen, schlechte eher Kicken (da gute Offenses über’m Schnitt converten, schlechte halt unter’m Schnitt).
    Die Analogie: schlechte QBs bzw. Int-lastigen Offenses kann man eine höhere Run-Rate eher durchgehen lassen, als guten QBs bzw. sicheren.

    Es ist aber fast eher andersherum. Ein evtl. leicht verständlicher Vorteil liegt glaube ich wieder im Wissensvorteil:
    Mit einem schlechten QB werfen Offenses auch dann, wenn sie zurückliegen, um noch eine Chance auf den Sieg zu haben. Dir bringt es allerdings viel mehr, diese Entscheidung möglichst früh im Spiel zu kennen, denn dann kannst du entweder mehr werfen (wenn Passspiel nicht klappt und du zurückliegst) und hast immer noch eine Chance auf ein Comeback. Wenn dein Passspiel allerdings erfolgreich ist, baut dein QB Selbstbewusstsein auf, kann „in-sync“ bzw. „in-rythem“ mit der Offense kommen und du als Play Caller kannst mehr Laufspiel ansagen. Diese Logik gilt dann sowohl auf’s Spiel gesehen, als auch auf Downs gesehen (früh im Spiel in niedrigen Downs werfen => den Wissensvorteil im 2nd und 3rd down bzw. in dritten und vierten Quarter ausnutzen).

    Diese Theorie, wird in meinen Augen, von der letzten Tabelle, die EPA inkludiert gestützt: EPA misst eben auch Turnover, Fumbles, Ints, PBUs, usw. und dort wird ganz deutlich, dass die schwachen Teams im Laufspiel nach dieser Metrik noch viel schlechter darstehen, als in Yards/Play oder Success-Rate.

    Beispiel (natürlich alles aufs 1st down bezogen)

    Housten:
    Pass Rate 32 %,
    Pass Succes: 53 %
    Lauf-Succes 42 % (also obwohl nicht gut, weit besser als viele andere Teams)
    ABER 0.01 EPA/Play, also dein Laufspiel trägt nichts zum Gewinn bei.

    San Francisco:
    Pass Rate 48 %,
    Pass Succes: 50 %
    Lauf-Succes 33 % (also Bodensatz)
    ABER -0.12 EPA/Play, also dein Laufspiel hilft dir ordentlich dabei, Spiele zu verlieren (in diesem Fall natürlich positiv, SF muss ja Draftpicks tanken :-P)

    Arizona:
    Pass Rate 54 %,
    Pass Succes: 44 %
    Lauf-Succes 26 % (also der Keller unterm Bodensatz)
    ABER -0.31 EPA/Play, also dein Laufspiel im 1st down hat ordentlich geholfen den #1-Pick zu sichern.

    Also in meinen Augen gilt das ganze eher andersrum: Wenn du schlecht bist, wirf mehr im 1st down – außer natürlich du willst n guten Draftpick! In Hinblick darauf kann man sagen, die Cards und Niners haben alles richtig gemacht -.-

  4. ich suche auch die ganze Zeit die eine Statistik, die korsakoff bei seinen Ausführungen nicht berücksichtigt, die die Playcaller in der NFL davon abhält im 1st Down mehr zu passen… Die Zahlen hier sind ja derart offensichtlich und einleuchtend, dass es nicht in meinen Kopf geht, dass NFL-Verantwortliche nicht selber auf sowas kommen.

  5. Passspiel im 1st Down:
    INT-Quote: 1.6%
    Fumble-Quote: 1.7% (z.B. bei Sacks oder nach Catch)

    Laufspiel im 1st Down:
    Fumble-Quote: 1.4%

    Wir haben also leicht geringere Turnover-Ratio im Laufspiel, aber längst nicht genug um den Effizienzverlust gegenüber dem Pass zu kompensieren (was man auch an den überlegenen EPA-Kennzahlen sieht).

    Zum Vergleich – Alle Downs:
    Pass:
    INT-Quote: 1.9%
    Fumble-Quote: 1.6%

    Lauf:
    Fumble-Quote: 1.6%

  6. Pingback: Trainerkarussell 2019 – Die erste Runde | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

  7. Sehr schön erarbeitete Statistik. Aber es bleibt eben Statistik. Hier wird nach einer anderen Statistik gefragt, welche die Play Caller davon abhält mehr zu werfen. Ich denke es geht schlichtweg um mehr, als nur darum [b]unmittelbar[/b] einen 1st Down zu erzielen. So einfach ist das.

    Mir ist die Darstellung zu eindimensional. Denn sie geht davon aus, dass die success rate genauso hoch bleiben würde, wenn häufiger geworfen wird. Und das bezweifle ich.
    Die 52% Pässe sind nur deshalb so erfolgreich, weil es in 48% der Fälle zu einem Lauf kommt. Oder anders gesagt, würde sich das Verhältnis zu Gunsten einer höheren Passrate ändern, bedeutet es nicht automatisch, dass das entsprechende Team auch mehr Yards/1st Downs schafft.

    Hinzu kommen komplexere Gedankenspiele, die ich mit Sicherheit nur im Ansatz verstehe (ich gehe davon aus, dass die Play Caller eher wissen, was sie tun als ich Laie):
    Oftmals werden durch Laufspiel auch Big plays vorbereitet, die dann das Passer-Rating natürlich nochmals positiver aussehen lassen.
    Oder es wird psychologisch begründet. Viele Drives beginnen innerhalb der eigenen 25, so dass man erstmal einige Yards gehen möchte, ergo einen Erfolg verzeichnen möchte, bis man es mal mit einem Pass versucht. So ist das erste Play eines Drives deutlich häufiger ein Lauf, wenn es in der eigenen 25 beginnt (Behauptung! Keine Ahnung, ob das so ist, finde mich dazu in den Statistiken nicht zurecht). Um Sicherheit zu gewinnen ist dies sehr sinnvoll. Dem gegenüber kann man nämlich dann auch mal eine Statistik erstellen, wie ein Drive abläuft, wenn im ersten Play innerhalb der 25 erfolglos geworfen wird. (Ich weiß es nicht! Vermute aber das Ergebnis dieser Statistik zu kennen)

    Oben stehende Statistik müsste also noch um weitere Untersuchungen erweitert werden.
    – Wie oft war ein Drive erfolgreich, wenn er mit einem Pass im ersten 1st&10 begonnen wurde?

    – Wie ist die Situation im Spiel?
    Es ist doch so, dass ein zurückliegendes Team im 4. Quarter häufig wirft und oftmals auch sehr erfolgreich und mit viel Raumgewinn.
    Umgekehrt laufen im 4. QTR führende Teams (clock management), oftmals auch nur für wenige Yards, eben auch im 1st&10.

    Auch vor der Halbzeit gibt es häufig Punkte. Das Receiving Team versucht dann in den letzten Sekunden häufig nur nochmal einen Lauf im 1st&10.

    Das alles – und sicher noch mehr – verfälscht oben stehende Statistik. Keine Ahnung, inwiefern sie davon zu bereinigen ist?!

    Soviel zu meinen 5 Gedanken zu dieser Statistik. Wenn ich völlig falsch liege, bitte ich um Berichtigung. Ich lerne sehr gerne dazu.

  8. @Alfred F.:

    die Statistik oben berücksicht nur 1st Downs in der 1. HZ, gerade um „Es ist doch so, dass ein zurückliegendes Team im 4. Quarter häufig wirft und oftmals auch sehr erfolgreich und mit viel Raumgewinn.
    Umgekehrt laufen im 4. QTR führende Teams (clock management), oftmals auch nur für wenige Yards, eben auch im 1st&10.“ solche Dinge auszuschließen.

  9. Außerdem ist die Grundidee eben nicht, dass die Erfolgsaussichten vom Pass genau so hoch bleiben, wenn mehr geworfen wird. Vielmehr geht es darum die Differenz zwischen pass und run aufzuzeigen: ich werfe so lange mehr, bis Wurf und run Erfolgsaussichten gleich groß sind.

    Wie durch laufplays big plays im Passung Game entstehen sollen verstehe ich nicht.
    Zum geforderten ‚wie oft ein Drive erfolgreich war, wenn im 1st down geworfen wird – dass ist ziemlich genau EPA.

    Klar kann man über psychologische Probleme reden, aber das ist Aufgabe des Coachings und dürfte wohl auch nicht mehr so schwer sein, schließlich spielen die meisten im College passlastig.

  10. Dazu noch:
    Play action ist mit mittelmäßigen Laufspiel genauso gut, wie mit gutem Laufspiel. Den Pass vorzubereiten ist schlicht ein Mythos.

    „Ich denke es geht schlichtweg um mehr, als nur darum [b]unmittelbar[/b] einen 1st Down zu erzielen. So einfach ist das.“
    => ja, um viiieeeele Yards, doe kriegste leichter übern Pass Play.

    Ansonsten ließ nochmal mein Post von oben und versuche hier drauf zu achten, wenn über „Wissensvorteil“ früh im Spiel gesprochen wird (hat Korsakoff zumindest früher oft erwähnt hinsichtlich 4th n short ausspielen). Es geht eben nicht um establish the run, gutes Gefühl, Sicherheit, blabla, sondern um ne frühe Führung ubd die kriegste leichter mitm Pass.
    Und wenns nicht klappt, dann weißt du danach immerhin früh, dass es nicht geklappt hat und kannst voll angreifen. Bis es klappt.
    Also Sicherheit gewinnen ist genau nicht das, was du denkst, sondern es geht eher um Wissen gewinnen.

  11. @Alfred F: Die Kommentatoren vor mir haben einige deiner Punkte bereits adressiert. Die wichtigste Antwort zu deinem Kommentar steht oben im Artikel unter „Nash-Gleichgewicht“: Mehr Pass bedeutet höhere Effizienz für den Run.

    Danke für den Input mit dem Ausschluss der Plays nach der 2min-Warning. Hier das Ergebnis:

    1st down playcalling mit epa(ohne 2min warning)

    Fazit: An Effizienz für Lauf und Pass ändert sich so gut wie nichts – aber am Play-Calling. Teams lassen wir zu erwarten erst nach der 2min-Warning los, sind vorher mit nur 47% Pass-Quote noch konservativer und verschenken noch mehr Yards und EPA.

    Also: Lass deine Offense von der Leine und du wirst glücklicher.

    Und nachgeschoben: Die 2min-Offense. Sie zeigt uns, wie eine effiziente Offense aussehen könnte:

    1st down playcalling mit epa 2min offense

    Sicher spezielle Rahmenbedingungen – aber:

    82% Passquote
    Je 48% Success-Rate für Lauf und Pass
    6.2 YPP und 5.6 YPC
    0.09 EPA/Pass und -0.02 EPA/Run

    Sehr viel näher am Equilibrium. ZWEIUNDACHTZIG PROZENT PASSQUOTE!

  12. Hier ohne Run/Pass Split die Erfolgsquoten im NFL-Schnitt für 1st Down & 10 to go Plays:

    1st & 10 (ganze 1te Halbzeit):
    Success-Rate: 44%
    EPA/Play: 0.07
    Yards/Play: 6.3

    1st & 10 (ohne Plays nach 2min Warning):
    Success-Rate: 43%
    EPA/Play: 0.06
    Yards/Play: 6.2

    1st & 10 in der 2min-Offense:
    Success-Rate: 48%
    EPA/Play: 0.08
    Yards/Play: 6.1

    Schreit nach einer tiefergehenden Studie.

  13. Und hier wie vorgeschlagen der Blick auf das 1st-Down Play-Calling pro Spielfeldzone in 20yds-Schritten:

    Fazit: An beiden Enden des Spielfelds wird mehr gelaufen, in der gegnerischen Redzone ist Laufspiel sogar eine relativ gute Lösung.

    Innerhalb der gegnerischen 10 yds Line hat Laufspiel sogar die höhere EPA/Play als der Pass:
    Run 0.16
    Pass 0.13

    wenn auch die niedrigere Success-Rate (35% zu 54%). Die hohe EPA/Play kann an den Turnovers liegen: INTs haben dort eine verheerende Folge, während Fumbles relativ selten sind.

  14. Du bist ja verrückt @korsakoff

    Mit so einem Statistik-Programm/Fundus muss man erstmal umgehen können.

    Ich danke euch für die Berichtigung und die Beantwortung der Fragen. Ich würde mich als Rookie bezeichnen, verfolge erst wenige Jahre American Football intensiv und lerne ständig noch so unnedlich viel dazu. Das macht den Sport so reizvoll.

    Bei Gelegenheit werde ich das – und viele weitere Themen – mal genauer studieren.

    Bis hier hin schon einmal äußerst interessant.

  15. Naja, es handelt sich nicht um sonderlich komplizierte Auswertungen und ja, das Thema „Analytics“ ist einer der Aspekte, die den Sport Football so spannend machen.

    Es gibt so viel zu verbessern.

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