Die furchtlose NFL-Vorschau 2015/16 | Die Kronprinzen

Die furchtlose NFL-Vorschau 2015/16 tastet sich an das Playoff-Feld heran und stellt heute die acht Kandidaten vor, die sich große Playoff-Hoffnungen machen dürfen, die aber in der Summe der Teile nicht so komplett sind wie die acht Mannschaften, die wir morgen in der Vorschau haben.

Das Mittelfeld der NFL ist in jedem Jahr ein sehr dicht besiedeltes. Das ist keine Überraschung, wenn man an das Paritätsprinzip der NFL denkt: Von beiden Seiten, oben und unten, gibt es starke Regression zur Mitte vom ersten ins nächste Jahr. Insofern wäre es keine Sensation, wenn einer der heutigen Mannschaften tief in die Playoffs eindringt oder schon früh in die graue Mittelmaß-Zone abrutscht.

Buffalo Bills

Sezierstunde
Div    AFC East
Coach  Rex Ryan
2014   9-7
Tipp   9-7

Mit der Einstellung von Rex Ryan als neuem Head Coach sind die Buffalo Bills schlagartig zu einer landesweit beachteten Mannschaft geworden; vergessen war der Ärger über den freiwilligen Ausstieg von Doug Marrone, der nach der 9-7 Saison – der besten Bills-Saison seit über einem Jahrzehnt – pfiat Gott sagte.

Phrasendrescher Ryan verbreitet in Buffalo seit Vertragsunterzeichnung einen Optimismus, der auch glaubhafter wirkt als die „Augen-zu-und-durch“-Rhetorik in seinen letzten Jets-Jahren. Ryans Bills sind ein veritabler Anwärter auf die Playoffs mit allerdings einer krassen Schwachstelle – und sie werden vor allem in der Defense ein Augenschmaus sein.

Viele bezeichnen den Head Coach Ryan als gleichzeitig besten Defensive Coordinator in der NFL – und Ryan übernimmt die nach Power-Ranking bereits beste Defense der Liga: 5.4 NY/A (#2), 61% Success-Rate (#7) und 3.4% INT-Quote sind Spitzenwerte. Und mehr: Buffalo hatte die beste Sack-Rate der Liga (8.8%) und mit 26% im Backfield abgewürgten Läufen die beste Stuff-Rate.

Bis auf den nach Philadelphia getradeten LB Kiko Alonso konnten alle Leistungsträger der Defense gehalten werden (auch DE Hughes). Rookie-CB Darby (2te Runde) sorgt in einem gut besetzten Backfield für noch mehr Tiefe, und wenn der supertalentierte CB Stephon Gilmore unter Ryan nicht den Durchbruch schafft, wann dann? Selbst mit kleinen Systemanpassungen dürfte die Defense also ihren hohen Level halten, und es wäre kein Schreck wenn sie ihn sogar noch leicht anhebt.

Sorgenkind ist die Offense, wo zwar eine ganze Latte aufregenden Verstärkungen geholt wurden, aber die wichtigste Position bleibt ein Mytersium: Quarterback. Buffalo war 2014 mit 5.8 NY/A gerade ausreichend gut in der Pass-Offense, aber das war bevor Kyle Orton seinen Rücktritt einreichte.

Der Bills-QB 2015 wird in Tyrod Taylor (kam aus Baltimore) ein Mann sein, der vor vier Jahren als „Project“ in die NFL kam und seither 35 Pässe geworfen hat. Taylors NFL-Ambitionen dagegen wurden nie für voll genommen, aber er gilt als Mann mit dem größten Upside im QB-Trio der Bills, u.a. wegen seiner Mobilität. Aber Taylor hat auch die meiste Downside.

Sollte das Experiment Taylor floppen, könnte wieder die Zeit von Matt Cassel kommen, der seit Jahren wegen seiner Fehleranfälligkeit überall schnell gebencht wurde. Der dritte Mann im Bunde ist E.J. Manuel, dessen Qualität man daran ablesen kann, dass er als 1st-Rounder von 2013 schon nach 14 Spielen auf die Bank gesetzt wurde.

Wer auch immer startet, er wird hinter einer neu zusammengebastelten Offensive Line antreten: Mit OG John Miller (Rookie) und vermutlich RT Kouandjo (verpasste 2014 mit Verletzung) könnten zwei komplette Grünschnäbel auflaufen. In OG Incognito wurde zwar ein furchtbarer Mensch, aber immerhin ein sportlich halbwegs solider Routinier geholt.

Diese Line macht Kopfzerbrechen, denn hinter ihr tänzelt der ultimative boom or bust Back der NFL: LeSean McCoy, im Zuge des Alonso-Trades aus Philadelphia gekommen. McCoy hat viele negative Plays, aber auch viele sehr positive. McCoy braucht eine starke Offense Line um sein volles Potenzial auszuschöpfen – die kann er in Buffalo abschminken, da kann OffCoord Greg Roman Laufspielvarianten aufbieten so viel er will.

Sehr viel Sexyness hingegen hätte der Receiving-Corp: WR Sammy Watkins, WR Robert Woods, dazu die Neueinkäufe Harvin und TE Clay: Wenige Teams in der NFL bieten auf dem Papier mehr Spektakel an. Die Frage ist halt, wie viele Bälle ihnen serviert werden, wenn der Quarterback in 8% der Snaps hinter der Offense Line gesackt wird und drei weitere Prozent in Gegners Händen landen.

Trotzdem sind die Bills ernst zu nehmen: 2014 waren die Bills for real, was auch der 9.6 Pythagorean beweist. Die Division ist eng und es gibt zwei vermutlich noch bessere Teams, aber wenn das QB-Gänseblümchenspiel nicht die Saison komplett in die Scheiße reitet, wird allein die Defense die Bills über viele Wochen im Playoffrennen halten.

Cincinnati Bengals

Sezierstunde
Div    AFC North
Coach  Marvin Lewis
2014   10-5-1
Tipp   8-8

In einer NFL, in der Fans und Owner schnell die Schnauze voll haben und nach einem ersten Absturz den Befreiungsschlag versuchen, wirken die Cincinnati Bengals wie eine stabilisierende Kraft. Nicht, dass Owner Mike Brown zu den größten Sympathen unter der Sonne gehört, aber man kann ihm zumindest keinen Aktionismus nachsagen – schließlich darf das sportliche Regime in Cincinnati auch nach der vierten Playoff-Auftaktpleite en suite weiterarbeiten.

Head Coach und quasi-GM Marvin Lewis arbeitet seit mittlerweile zwölf Jahren bei den Bengals. Playoff-Qualifikationen: Sechs. Playoff-Siege: Null. Jeder andere Coach außer Belichick wäre mit dieser Bilanz längst zum Teufel gejagt worden. Lewis hingegen kann sich trotz solcher Ergebnisse erlauben, zwei Offensive Tackles zu draften, wenn er bereits zwei Pro-Bowl Kaliber auf dieser Position im Kader hat.

Trotzdem ist die Arbeit von Lewis als hochwertig einzuschätzen, denn die Bengals halten sich ohne größere Free-Agent Einkäufe im erweiterten Spitzenfeld der NFL. Dass es nicht für ganz oben reicht, kann man symbolisch am QB-Rotschopf Andy Dalton festmachen, der ein guter, aber kein herausragender Quarterback ist. Dalton bewegt sich seit Jahren zwischen 6.0 und 6.5 NY/A Passspiel. Problematisch ist seine zu hohe INT-Quote (3.1% ist bei dieser Effizienz zu viel), aber dafür wird er für gewöhnlich kaum gesackt (ca. 4% Sack-Quote hinter einer exzellenten Offensive Line).

Spielerischer Glanz sieht anders aus, aber die Bengals scheinen Dalton weiterhin zu vertrauen. OffCoord Hue Jackson wurde angewiesen, diese Saison verstärkt auf ein Power-Laufspiel zu setzen. RB Jeremy Hill kommt aus einer bockstarken Saison mit 44% Success-Rate und 5.0yds/Carry. Er ist der Lead-Back und wird durch den wendigen Gio Bernard in dritten Downs abgelöst. Im Receiving-Corp wurde nicht allzu viel gemacht, außer dem 3rd-Rounder TE Kroft, der vermutlich den abgewanderten Gresham ersetzen soll.

Cincinnati ist ein Team, das letztes Jahr über seinen Verhältnissen spielte: Man war 9-5-1, aber mit einem Pythagorean von 8.6 Siegen und einer 3-0-1 Bilanz in engen Spielen. Trotzdem ist ein Einbruch nicht zu erwarten, denn: Die drei Superstars im Kader sind wieder fit. WR A.J. Green, LB Vontaze Burfict und DT Geno Atkins plagten sich 2014 monatelang mit Wehwehchen bzw. Nachwirkungen eines Kreuzbandrisses.

Green ist für den Durchschlag der Pass-Offense unersetzlich, Atkins für den Pass Rush von unermesslichem Wert. Cincinnatis größte Schwäche 2014 war der Pass Rush: 3.2% Sack-Quote sind unterirdisch und waren Liga-Schlusslicht. Sie entsprechen 21 Sacks. J.J. Watt und Justin Houston hatten allein mehr. Atkins gilt in fittem Zustand als Monster über die Innenseite. An den Flanken wurde erstaunlich wenig gemacht (bis auf die Rückholaktion von DE Michael Johnson).

Und Cincinnati hatte trotz Abgang seines Coordinators und trotz inexistentem Pass Rush eine brauchbare Pass-Verteidigung: 6.2 NY/A, #16 der Liga. Wer noch am Defense-Knowhow von Lewis zweifelt, dem ist nicht zu helfen. Eine starke, auch in der Breite gut besetzte Secondary hilft natürlich.

Burfict dürfte eine willkommene Verstärkung auch in der Run-Defense sein, wo man zuletzt mit nur 54% Success-Rate nahe am Liga-Boden war. Er bekommt wohl zeitweise einen neuen Nebenmann: LB Paul Dawson, einen Rookie mit vielen Vorschusslorbeeren.

Cincinnati ist in Spurenelementen weder Fisch noch Fleisch und spielt in einer schwierigen NFC North Division. Ich glaube aber dennoch an die Qualität dieser Mannschaft und dieses Trainerstabs, trotz einer nur begrenzt satisfaktionsfähigen Offseason, in der vor allem für die Zukunft geplant als gegenwärtige Probleme angegangen wurden – oder vielleicht gerade deswegen. Im Quervergleich zu anderen Wildcard-Kandidaten würde ich Cincinnati über San Diego, Houston, Jets (schwere Division) einstufen, in etwa auf Augenhöhe mit den anderen AFC-Teams in dieser Rubrik.

Dallas Cowboys

Sezierstunde
Div    NFC East
Coach  Jason Garrett
2014   12-4
Tipp   9-7

Die Dallas Cowboys waren der vermutlich größte Flop meiner letztjährigen Tipps. Ich war immer ein Vertreter der These, dass der ausgedünnte Kader bzw. die personell übel besetzte Defense die Cowboys in den Abgrund reißen würden. Nichts von alledem ist 2014 passiert – die Mannschaft war am Ende einen knappen (aber wohl richtigen) Call vom Playoff-Halbfinale entfernt (aber auch nur einen umstrittenen Call vom Wildcard-Aus).

12-4, und es war kein überaus zufälliges 12-4. Der Pythagorean von 10.8 Siegen und eine 5-1 Bilanz in engen Spielen lassen leichte Regression erwarten, aber da war schon Qualität mit dabei. Den Cowboys ging aber bis auf wenige Ausfälle fast alles auf: Die Offensive Line blieb die komplette Saison über fit, RB Murray wurde zum Offensivspieler des Jahres, QB Romo hatte ein extrem effizientes Jahr und nur wenige Wochen lang Probleme mit seinem Rücken. In der Defense coachte DefCoord Marinelli einen bewundernswerten Job, erreichte mit dem vermutlich schlechtesten Personal „immerhin“ Platz 26 – ein Erfolg.

Dallas kann getrost als Superbowl-Anwärter gesehen werden, aber es gibt Punkte, die skeptisch stimmen. So wurde zum Beispiel RB Murray überhaupt nicht ersetzt. OK, RB McFadden aus Oakland, aber McFadden ist ein Glasknochen, der nach drei Wochen im Krankenstand ist (McFadden verpasste immer mindestens 3 Spiele, hatte nur 2x über 200 Carries und im Schnitt 148 pro Saison). Der „andere“ Back im Kader ist Joseph Randle, der in zwei Jahren knapp 100 Carries stemmen konnte.

Ich würde darauf wetten, dass die Cowboys ihre Offense-Strategie leicht wandeln müssen, weg vom Angriff mit den zweitwenigsten Passversuchen, hin zu mehr Würfen. Bloß: Können Romo/Bryant wirklich 7.4 NY/A halten?

In der Defense ist mein Vertrauen in Marinelli weiter gestiegen. 7.0 NY/A gegen den Pass sind kein Ruhmesblatt, aber angesichts der Personalsituation zumindest respektabel. Nun kehrt LB Lee von Verletzung zurück. Der Pass Rush wird doppelt nachbesetzt: Einmal der menschlich umstrittene, aber spielerisch potenziell hochklassige DE Hardy (erste vier Spiele gesperrt, ab Mitte Oktober spielbereit), und dann Rookie-DE Randy Gregory. Die Secondary bleibt aber auch nach der Einberufung von 1st-Rounder CB Jones dünn besiedeltes Land.

Grosso modo kann man von einer Saison mit etwa neun oder zehn Siegen ausgehen, und damit wohl einem Zweikampf mit den Philadelphia Eagles um die Divisionskrone. Vorteil der Cowboys ist dabei die solidere Offense, aber der Nachteil könnte der 1st-Place Schedule sein, der den Cowboys Seattle und Green Bay anstelle von Arizona und Detroit beschert.

Kansas City Chiefs

Sezierstunde
Div    AFC West
Coach  Andy Reid
2014   9-7
Tipp   9-7

Wenn wir mit den Pythagoreischen Erwartungen argumentieren wollen, müssen wir die Kansas City Chiefs zu den heißen Anwärtern in der kommenden Saison zählen: 2014 beendeten die Chiefs als Team, das hätte 10.1 Siege einfahren müssen – achtbester Wert der Liga. Das Team hat großes Potenzial, wie Siege über New England oder Seattle (die beiden Finalisten) bewiesen, verschenkte es aber gegen die Gurkentruppen wie Oakland oder Tennessee und verpasste mit 9-7 die Playoffs.

Eine vergebene Chance, aber eine weitere wird 2015 kommen. Kansas City hat kein begeisterndes Team und ist längerfristig durch seine schlechte Cap-Situation gehandicappt, aber es sind Anzeichen für einen weiteren Schritt nach oben da. Erster Grund für Hoffnung: Andy Reid ist der Headcoach, und Andy Reid weiß für gewöhnlich was er macht.

Die Chiefs-Defense konnte OLB Justin Houston halten, der zwar nicht noch einmal 22 Sacks machen wird, aber mit Houston, Tamba Hali und dem Jungspund Dee Ford wird die Defense weiterhin Rambazamba spielen. 1st-Round CB Marcus Peters kommt als Ergänzung in einem eh schon hervorragend spielenden Defensive Backfield (5.5 NY/A, #3 der Liga) – wie wahrscheinlich auch FS Eric Berry, der von einer Krebserkrankung zurückkehrt und in fittem Zustand zu den besten seines Fachs gehört (Berry letztes Jahr nur mit 5 Einsätzen).

Die Chiefs waren bei aller Stärke in der Abwehr ein unglückliches Team mit nur 1.1% Interceptions-Quote. Bei nur durchschnittlichem „Ballhawking“ sind da 7 oder 8 INT mehr drin.

Große Schwäche des letzten Jahres war die Run-Defense mit nur 52% Success-Rate (#31 der Liga) – was man von einer Defense Line mit dem gewaltigen DT Dontari Poe nicht meinen würde. Nun ist zwar ausgerechnet Poe noch nicht wirklich fit (soll aber am Sonntag einsatzfähig sein), aber dafür werden Berrys Rückkehr und die Genesung von LB Derrick Johnson (letztes Jahr nur 1 Einsatz) bedeutende Verstärkungen aus dem eigenen Lazarett sein.

Die Offense wird im Gegensatz zur Abwehr nicht für Spektakel sorgen, aber sie ist ein gutes Komplementär zu Abwehrstrategie: Ball halten, Fehler vermeiden, versuchen mit Defense und Special Teams die engen Spiele zu gewinnen.

QB Alex Smith symbolisiert diese Herangehensweise am besten von allen: Er wird selten mehr als 6.0 NY/A liefern, aber dafür auch mit die wenigsten Fehlpässe der Liga werfen (um die 1.5% INT-Quote), kassiert aber vor lauter Furcht vor krassen Böcken mitunter die meisten Sacks (9.0%, #29).

Die Offense Line wird auch dieses Jahr keine Hilfe sein: Die einzige Verstärkung für diese Line ist LG Ben Grubbs, der jedoch den Abgang von C Hudson (nach Oakland) nicht wirklich auffangen kann. Hudson galt allerdings viel mehr als exzellenter Vorblocker für Inside-Runs denn als genialer Pass-Blocker. Dafür bekam Smith in WR Jeremy Maclin einen alten Andy-Reid Liebling aus Eagles-Zeiten. Maclin soll zumindest annähernd sowas wie ein mittellanges bzw. tiefes Passspiel vorbereiten. Trotzdem bleibt der Receiving-Corp in Spitze und Breite dünn besetzt.

Haupt-Träger der Offense wird also einmal mehr das Backfield um RB Jamaal Charles sein. Charles sagt man nachlassende Explosivität nach, was optisch ein Jammer ist, aber letztes Jahr reichte es noch zu 5.0yds/Carry und immerhin 42% Success-Rate. Backup Knile Davis macht nur 3.5yds/Carry und fumbelte in 200 Carries 7x – ein zu hoher Wert.

Trotz der Fragezeichen im Angriff spricht einiges dafür, dass die Chiefs als Nummer 2 in der AFC West eine zeitlang im Playoffrennen bleiben werden. Das Team ist stark gecoacht und hat immerhin einen wichtigen Schritt in der Pass-Offense unternommen. Ob man noch einmal 90 Adjusted-Starts durch Verletzungen und Krankheiten verpasst, muss man abwarten – aber in Berry und Johnson kehren zwei absolute Leistungsträger der Defense zurück. Kansas City wird eine der besten Defenses des Landes haben und als Unterstützung eine zumindest annehmbare Offense. In den meisten Jahren reicht das um bis zuletzt um die Wildcards mitzuspielen.

Minnesota Vikings

Sezierstunde
Div    NFC North
Coach  Mike Zimmer
2014   7-9
Tipp   8-8

Die Hype-Maschine um die Minnesota Vikings hat in den letzten Wochen mächtig an Drive gewonnen. Gründe dafür auszumachen, ist eine einfache Übung: Ein Head Coach Mike Zimmer, dessen Debütsaison erfolgreich verlief und von dem man wahre Wunderdinge hinsichtlich der Defense erwartet. Ein OffCoord Norv Turner, der noch aus jedem Angriff eine überdurchschnittliche Scoring-Maschine gemacht hat. Und das alles gepaart mit einem sehr jungen Nukleus an hoch talentierten, landesweit bekannten Spielern, die schon erste Duftmarken in der NFL setzen konnten.

Damit sind die Vikings vor allen anderen Dingen eins: Potenzial. Der Optimismus rund um diese Mannschaft herum gründet auf der schieren Zuversicht, dass aus so vielen 1st-Roundern schlicht eine hervorragende Footballmannschaft wachsen muss. Das Zahlenmaterial lässt noch nicht wirklich den sofortigen Breakout erwarten – und so sind die Vikings ein interessanter Case-Study.

In der Offense lässt Turner gerne aus Standard-Formationen eine Offense der langen Routen und tiefen Bälle spielen. QB Teddy Bridgewater galt in seiner Rookiesaison nicht wirklich als Spezialist für solche Pässe, aber er hatte auch nicht die richtigen Waffen. In WR Mike Wallace wurde aus Miami nun ein Mann geholt, der früher 45% tiefe Bälle fing. Man hofft, Wallaces Karriere zu revitalisieren – zumindest auf dem Papier ein logischer Einkauf. Dazu hofft ganz Minnesota noch immer auf den Durchbruch von WR Patterson, der eine schwache Saison hinter sich hat, und Slot-WR Wright.

Dass RB Adrian Peterson das Kriegsbeil begraben hat, kommt der Offense ebenso zugute: Peterson wird Druck von Bridgewaters Schultern nehmen. Ein wuchtiger Runningback war in jeder Turner-Offense einer der Haupt-Bestandteile.

Schwachpunkt bleibt die Offensive Line, die letztes Jahr 8.9% Sack-Quote zuließ. Problematisch ist die fehlende Weiterentwicklung von LT Kalil, und auf Right Tackle muss man nach dem Achillessehnenriss von OT Loadholt wohl mit einem Rookie aus der 4ten Runde ran: RT Clemmings. Keine idealen Voraussetzungen, doch man geht davon aus, dass sich Bridgewater durchbeißen wird, gilt der Mann doch als einer, der sich von Pass Rush nicht zu stark aus dem Konzept bringen lässt. Die 6.1 NY/A und 3.0% INT-Quote, die Bridgewater in einer wechselhaften Rookie-Saison zustande brachte, sollten insgesamt in dieser Saison verbessert werden.

In der Defense war der große Schwachpunkt die Lauf-Verteidigung (nur 54% Success-Rate, #27 der Liga). Größtes Problem: Nur 14% der Runs wurden hinter der Anspiellinie gestoppt, schlechtester Wert der Liga. Die großen Neuzugänge in der Adressierung des Problems sind in LB Kendricks (2te Runde) und DE Hunter (3te Runde) jeweils Rookies. Kendricks dürfte von Beginn an Stammspieler sein und den stark abbauenden LB Greenway ersetzen.

Weniger Probleme gibt es in der Pass-Abwehr, die mit 7.1% Sack-Quote den achtbesten Pass Rush der Liga hatte und mit 6.2 NY/A eine immerhin durchschnittliche Effizienz. Junge Schlüsselspieler wie DT Floyd oder OLB Barr werden nur weiter reifen. Vor allem von Barr verspricht man sich viel: Barr wurde als Rookie ins eiskalte Wasser geschmissen und sah besser und vielseitiger aus als prophezeit.

Noch mehr Tiefe gibt es im Defensive Backfield mit dem 1st-Round CB Trae Waynes. Mit Rhodes, Munnerlyn, dem einstigen Zimmer-Liebling CB Terrance Newman (kam aus Cincinnati) und Waynes gibt es eine Vierer-Rotation, plus zwei exzellente Safetys in Blanton und Harrison Smith. Das liest sich summa summarum verdientermaßen wie eine echte dark horse Defense.

Potenziell schielen die Vikings eher nach oben als nach unten. Das Paket sieht schon richtig rund und gut geschnürt aus. Ich bin durchaus enthusiasmiert, was die Playoff-Chancen von Minnesota in dieser Saison angeht – aber ich halte das Team trotzdem aus zwei Gründen für schwer prognostizierbar: Die Zahlen geben weniger her als man denken würde, und zweitens rollt man einen noch immer brutal jungen Kader auf die Liga los. Hat also insgesamt was von Wundertüte.

New Orleans Saints

Sezierstunde
Div    NFC South
Coach  Sean Payton
2014   7-9
Tipp   9-7

Die New Orleans Saints waren eine der großen Enttäuschungen der letzten Saison. Als Hauptgrund für das Verpassen der Playoffs in einer unterirdischen Division wurde in der Retrospektive die schwache Defense ausgemacht, aber auch QB Drew Brees bekam aufgrund einiger schlecht getimter Interceptions die Kritiken zu spüren.

Die Saints erlebten eine harzige Offseason, die durch die schlechte Personalpolitik von GM Loomis heraufbeschworen wurde. Das Problem wurde insofern „gemindert“, weil man seit Jahren daraufhin planen konnte. Auch wenn Loomis bei einigen Personalien keine gute Figur machte (Graham-Deal 2014), konnte der Schaden letztlich relativ in Grenzen gehalten werden, zu einem Grad, bei dem die Saints die anstehende Saison noch einmal mit guten Hoffnungen bestreiten können, bevor im nächsten Jahr erneut der Hammer zuschlägt.

Die Defense von DefCoord Rob Ryan ist ein Mysterium: Lange Jahre Sorgenkind, stellte man 2013 plötzlich eine dominante Unit. 2014 ging man auf Shopping-Tour und scheint sich richtig verwachst zu haben: 6.9 NY/A gegen den Pass (#27 der Liga) bei einer Sack-Quote von nur 5.9%.

Letzeres Problem wird sich nach der Entlassung von OLB Junior Galette so schnell nicht verbessern, da es immer noch keine Individualisten im Pass Rush gibt. Dafür kehrt im Defensive Backfield FS Jairus Byrd zurück. Byrd bestritt als Neuzugang nur fünf Spiele und sah darin oft verloren aus, aber in annähernd der Form alter Bills-Tage ist er eine absolute Bereicherung. Kann neben Byrd auch SS Kenny Vaccaro an die 2013er-Form anknüpfen, steht zumindest die Secondary auf soliden Beinen (weitere Zugänge: CB Browner und CB Wilson).

Eine wirklich gute Defense wird es trotzdem nicht sein. Dazu fehlt der Punch in der Front Seven. Aufgefangen wird das Team jedoch von der Offense um QB Brees. Wegen der Cap-Probleme ist man gezwungen, die Herangehensweise etwas umzustellen und weg von den gefühlt 80% Passspiel zu gehen.

Der teure TE Jimmy Graham wurde an Seattle verkauft und im Gegenzug C Max Unger geholt. Neben Unger ist 1st-Rounder RT Andrus Peat der zweite wichtige Neuzugang in der Offensive Line, die mit einem Mal wieder als eine der besseren im Lande gilt. Sie soll Räume schaffen für das Laufspiel um RB Ingram und den neuen RB Spiller.

Dafür muss Brees in seinem Receiving-Corp nun auf Graham und WR Stills verzichten. Er schleppt diese Saison in WR Toon und WR Cooks zwei wenig erprobte Jungspunde, und in WR Colston und TE Watson zwei alte Haudegen auf dem letzten Zahnfleisch durch. Erneute 6.9 NY/A im Passspiel wären eine ordentliche Leistung.

Auch die Saints sind wie Minnesota eine Wundertüte. Klickt alles wie gewünscht, sind Divisionssieg und Playoff-Run nicht auszuschließen, aber andererseits gibt es genug Gefahrenpotenzial in der Defense. Wenn die Mannschaft diesmal erneut richtig schwer aus den Hufen kommt, könnte fin de siécle Stimmung Einzug halten, die Bilanz gen Süden wandern und im Winter der große Cut anstehen: Brees weg, Payton weg, Kompletterneuerung. Aber noch ist es nicht soweit.

Philadelphia Eagles

Sezierstunde
Div    NFC East
Coach  Chip Kelly
2014   10-6
Tipp   9-7

Wundertüte ist immer so ein Synonym für „ick weiß es nicht“. Wenn es eine Steigerung für “Wundertüte” gibt, dann die Philadelphia Eagles, Ausgabe 2015. Sie sind das Experimentierfeld von Chip Kelly, wie ich bereits in der Sezierstunde ausführlich zu schildern versuchte. Bei den Eagles ist schwierig, mit der Vergangenheit zu argumentieren, denn Kelly fährt im dritten Jahr zum dritten Mal einen radikal veränderten Kader auf.

Man liest oft, dass der Kader mit jedem Jahr mehr Kellys Wunschvorstellungen entspricht. Das Interessante: Der Kader riecht immer mehr nach Laufspiel-Offensive, in der heutigen NFL eher ein Garant für Durchschnitt denn Durchbruch.

Die Eagles sind also in jedem Fall eines der teams to watch. Kelly hatte zwei sehr gute, wenn auch nicht herausragende Spielzeiten zum Einstand. Seine Offense ist die mit großem Abstand schnellste der Liga (21 sek zwischen den Snaps).

Das Pfiffige dabei: Der neu geholte QB Sam Bradford ist nicht bloß ein ehemaliger #1-Draftpick, sondern hatte am College auch die Hoheit über eine der schnellsten Spread-Offenses im Ladne. Das ist allerdings sieben Jahre her, und Bradford hat seitdem ein Jahr College und zwei Jahre NFL fast komplett verpasst und von 80 NFL-Spielen nur 49 bestritten. Bradfords Karriereschnitt von 5.4 NY/A ist ebenso wenig inspirierend wie seine absurde Angst vor tiefen Bällen (16% tiefe Bälle über die Karriere).

Fundament der Mannschaft soll die Offensive Line bleiben, wo allerdings die beiden Guards Herremans und Mathis ersetzt werden müssen (beide wurden aus freien Stücken gefeuert). Dahinter wurden in RB Murray und RB Mathews zwei sehr straighte Runningbacks eingekauft, die selten lange fackeln, dafür umso lieber nach Süden abbiegen. Sie sollen zum Spielsystem besser passen als der tänzelnde McCoy (nach Buffalo geschickt). Allerdings gelten beide als etwas verletzungsanfällig.

Im Receiving-Corp hat Philadelphia eher abgebaut: Ein Jahr nach Jackson wurde nun WR Maclin ziehen gelassen. Dafür kommt Rookie-WR Nelson Agholor neu rein. Gemeinsam mit dem Oldie Austin und dem massiven Slot-WR Matthews haben die Eagles nun nicht mehr die wendigste, dafür aber die wuchtigste Ansammlung an Wide Receivers in der NFL.

Die Defense gilt als durchaus zugkräftig gen Quarterbacks (7.7% Sack-Quote, #4), aber anfällig in der Deckung (trotzdem nur 6.6 NY/A). Die Defensive Line gilt mittlerweile als Stärke, und in Cox, Logan, Curry und Thornton gibt es minimum vier erstklassige Optionen für die Rotation. DE Trent Cole wurde ziehen gelassen, dafür erwartet man von OLB Graham endlich den Durchbruch. Auf der anderen Seite ist sich niemand sicher, ob OLB Connor Barwin mit seinen 14 Sacks ein Zufallsprodukt ist oder ob er for real ist.

Wichtigster Neuzugang hinter der Line ist LB Kiko Alonso, der im Zuge des McCoy-Trades aus Buffalo kam. Alonso, LB Ryans und LB Kendricks dürften einige Stabilität bringen. Fragezeichen dagegen hat man (wie seit Jahren) im Defensive Backfield, wo während des Trainingslagers in CB Boykin eine der bekannteren Optionen nach Pittsburgh geschickt wurde. Mit dem exorbitant teuren CB Maxwell sowie dem zum Safety umfunktionierten FS Walter Thurmond kommen zwei ehemalige Legion-of-Boom Mitglieder – auch wenn beide jeweils nur als viertes und fünftes Rad am dortigen Wagen galten.

Wenn Kelly mit seiner Idee durchkommt, hat er sich auf Jahre in Philadelphia durchgebissen. Aber das Experiment kann auch scheitern – und dann wirst du vom wetterwendischen Publikum in Philly schneller fallengelassen als man die Wörter heiße Kartoffel aussprechen kann. Die Eagles sind ein Team, das ich allein aufgrund meines Glaubens an die Coaching-Qualitäten von Chip Kelly so hoch einstufe.

Pittsburgh Steelers

Sezierstunde
Div    AFC North
Coach  Mike Tomlin
2014   11-5
Tipp   9-7

Auch die Pittsburgh Steelers sind eine Mannschaft, die viele Gesichter zeigen kann. Das Team hat sich in den letzten Jahren komplett abgewandt von seiner Abwehr zuerst Einstellung und war 2014 die Mannschaft mit der #4-Offense und #31-Defense nach Power-Ranking. Pittsburgh! Die Heimat des Steel Curtain und eine Unzahl legendärer Verteidigungskünstler.

GM Colbert und Head Coach Tomlin reagierten in der Offseason: Der langjährige DefCoord Dick LeBeau schien förmlich rausgemobbt zu werden und wurde durch Keith Butler ersetzt. Personell kamen in Pass Rusher Bud Dupree und CB Golson zwei Rookie aus der 1ten und 2ten Runde, aber beide gelten noch nicht als NFL-tauglich (Golson zudem auf Wochen verletzt). Der wertvollste Einkauf dürfte CB Boykin aus Philadelphia sein.

Ob ein Boykin allein allerdings genügt um die 7.1 NY/A gegen den Pass (#29) spürbar zu upgraden, darf bezweifelt werden: Das Backfield ist mit Leuten wie CB Cortez Allen, CB Gay, FS Thomas oder SS Mitchell nicht wirklich Vertrauen erweckend besetzt, und „vorne“ wurde nicht übermäßig viel getan um die Tiefe in der Defensive Line zu verbessern. Man setzt noch immer auf den 37-jährigen OLB James Harrison als Anker im Pass Rush und hofft offensichtlich, dass sich in entweder McLendon oder McCullers einer der beiden unbeweglichen Bolzen auf Nose Tackle zu einer veritablen Option entwickelt.

Im Angriff war man 2014 eine Wucht. Über das Prädikat „geil“ kann man diskutieren, aber die „Triplets“ um QB Ben Roethlisberger, RB Le’Veon Bell und WR Antonio Brown brachten fast 5000yds Passspiel (7.4 NY/A) und eines der besten Laufspiele der Liga zustande. Auf eine Wiederholung des Spektakels zu setzen, ist jedoch eine riskante Wette.

QB Roethlisberger ist seit Jahren einer der besten seines Fachs, aber 2014 war trotzdem ein Ausreißer für ihn. RB Bell fehlt die ersten drei Wochen mit Dopingsperre. Die Offensive Line, 2014 zum ersten Mal seit Äonen ohne gröbere Verletzungsausfälle geblieben, muss für mindestens die erste Saisonhälte C Pouncey vorgeben und hat Backup-Tackle Adams auf der IR. Und so grandios Browns Saison zuletzt war: Die Receiving-Corp hinter Brown ist unterirdisch.

Brown hatte 129 Catches. LeVeon Bell hatte 83. Der Rest der Mannschaft hatte 201. WR Bryant ist mit 21.1yds/Catch und 8 TD noch ein Hoffnungsschimmer, aber er war ein relativ selten angespielter Rookie im letzten Jahr und verpasst heuer 1/4 der Saison mit Dopingsperre. TE Miller gilt nur noch als Schatten alter Tage, und bei WR Wheaton weiß auch noch keiner, wohin die Reise geht.

Ich bin durchaus nicht so optimistisch wie die meisten, was die Steelers-Saison 2015 angeht. Der Pythagorean von 9.7 Siegen ist deutlich schwächer als jener von Divisionskonkurrent Baltimore, und die Steelers haben schon jetzt Schwierigkeiten, erneut unter den vier verletzungsfreiesten Teams der Liga zu sein. Wie gut das Laufspiel ohne Bell „funktioniert“, konnte man in den Playoffs erahnen, und was alles die fragwürdige Defense reißen wird, bleibt auch abzuwarten. Wildcard-Kandidat ja, aber in der AFC North sehe ich Pittsburgh nur als Außenseiter.

12 Kommentare zu “Die furchtlose NFL-Vorschau 2015/16 | Die Kronprinzen

  1. Also alles was recht ist, aber der Receiving Corps von Pittsburgh ist für mich unter den Top 5, wenn nicht sogar Top 3, der Liga. Brown ist eine Maschine, Bryant soll sich in unglaublicher Verfassung befinden und einen gewaltigen Sprung gemacht haben (einige im Pittsburgh Lager sprechen jetzt schon von einem nächsten All Pro), Wheaton ist ein sehr zuverlässiger Receiver, der nach Roethlisbergers Aussagen auch nochmal einen großen Sprung gemacht hat. Dazu kommt mit Rookie Sammie Coates noch ein weiterer Deep Threat mit großem Potential. Bell ist sowieso einer der besten Catcher aller Runningbacks (wenn nicht sogar der beste, mit über 800 Yards letztes Jahr) und Heath Miller ist immer noch absolut in Ordnung, wenn auch nicht mehr ganz so stark wie noch vor 4/5 Jahren.

  2. @JoffreyG: Deswegen steht dort auch „hinter Brown“ (und Bell, der als RB explizit aus der Argumentation genommen wird). Bryant fällt 4 Spiele aus und hat keine überzeugenden Nachweise aus der Vergangenheit. Bei allen anderen WR/TE + Draftpicks kannst du jeden Fan jeder Mannschaft fragen, alle werden sagen, meine Spieler sind besser als alle glauben. Bloß, die Zahlen geben es nicht her.
    Fällt auch nur einer der Triplets aus, ist Pittsburgh sofort in crisi, wie man in Italien zu pflegen sagt.

  3. Sicher, mit der übersichtlichen Qualität der Defense, insbesondere der Secondary, und den Ausfällen in der Offense zu Saisonbeginn, sind die Steelers wohl kaum ein Top-Favorit, aber sage und schreibe 8 Teams sehe ich jetzt auch nicht vor ihnen. Und ähnlich wie JoffreyG schätze ich vor allem die Receiver wesentlich besser ein. Bryant wurde ja 2014 erst in der zweiten Saisonhälfte eingesetzt, und es gibt eigentlich keinen Grund anzunehmen, dass er nach seiner Sperre nicht an seine starken Leistungen dort anknüpfen kann. Wheaton war weniger spektakulär aber durchaus solide, und sollte eigentlich auch noch ein bisschen Luft nach oben haben. Und auch Miller war statistisch in vielen Bereichen nicht oder nur wenig schlechter als zu seinen besten Zeiten.

  4. @korsakoff: Ich verstehe schon die grundlegende Argumentation, aber ich finde halt das Wort „unterirdisch“ für Bryant, Wheaton (und Coates) schon arg übertrieben. Da müsste man sonst jedes Receiver Corps der Liga (mit Ausnahme Green Bay) als unterirdisch nach den zwei besten Passempfängern bezeichnen. Bryant hat übrigens als Rookie letztes Jahr fast die komplette erste Saisonhälfte verpasst und trotzdem hatte er über 550 Yards. Natürlich wäre ein langer Ausfall von Brown oder Bell eine Katastrophe, aber dasselbe träfe auch auf alle anderen Teams mit solchen All-Pros zu.
    Ich finde „unterirdisch“ trifft z.B. auf die Receiver der Browns (nach Gordon) oder die der Ravens (nach Smith) zu, aber nicht für Bryant und Wheaton.

    Trotzdem auch nochmal ein Kompliment: Diese Serie ist immer sehr schön zu lesen!

  5. Vielleicht gibt es ja auch noch eine Zwischenkategorie, Miami fehlt ja auch noch, wobei ich die Dolphins schon eher im erweiterten Dunstkreis des SB sehe. Aber greifen wir mal dem Hausherren mal nicht vor.

  6. Einfach mal die rosarote Fanbrille absetzen. Korsakoff hat schon Recht, nach Brown kommt nichts mehr. Aussagen wie „soll sich in unglaublicher Verfassung befinden“ sind momentan nicht das Papier wert auf dem sie geschrieben sind. Das schreibt wohl jeder Regionalreporter über sein Team vor der Saison.

    Wheaton hatte 1000 Yards weniger als Brown und müde 2 TDs letzte Saison. Bryant hat zwar 8 TDs gefangen aber nur knapp 55yards pro Spiel. Das ist NFL Mittelmaß und kein Top 3 WR Korps. Selbst Miller hat mehr Yards als die beiden erfangen und ist trotzdem nur ein Top 10 TE.

    Fazit: Defense mit Fragezeichen, gesperrte Off Stars plus Center verletzt = Platz 9-16. Aber macht nichts, es kommen ja 12 Teams in die Playoffs 😉

  7. Gibt durchaus auch Schreiberlinge ohne rosarote Fanbrille oder Lokalkolorit, welche die O der Steelers auch insgesamt ziemlich stark sehen. Und die Stats muss man ja auch ein bisschen situationsbezogener interpretieren. Wenn man mit Brown den Spieler mit den meisten, und mit Bell den RB mit den zweitmeisten (Gesamtplatz 19) Receptions hat, ist doch klar, dass für die anderen Passempfänger nicht mehr gar so viel übrig bleibt. Auf seine Spielanteile heruntergebrochen hat Wheaton dennoch solide Werte, und Bryant ist in der Tiefe eine Waffe. Nicht umsonst hat er neben den 8 TDs letzte Saison mit 21.1 Yards per Catch die Liga angeführt, beschränkt man die Wertung mal auf Leute mit einer nennenswerten Anzahl an Receptions. Ihn auf seine 55 Yards pro Spiel zu reduzieren, trifft also nicht die Rolle, in der er bei den Steelers eingesetzt wurde. Klar würde keiner von beiden auch nur annähernd Browns Stats produzieren, wenn Big Ben 182 mal auf sie geworfen hätte. Aber das Prädikat „unterirdisch“ erscheint mir dann gerade auch situationsbezogen ziemlich hart.

  8. Genau das was Santiago15 geschrieben hat.
    Auch wenn es nur die Preseason war: Bryant hat bei den wenigen Snaps die er gespielt hat (gegen First Teamer wohlgemerkt) reihenweise die Gegenspieler nass gemacht und beispielsweise gegen die Bills First Stringer mal locker 138 Yards in der ersten Hälfte aufgelegt und mehrere Pass Interferences gezogen, da er eben auch mal öfters angespielt wurde. Wheaton war bis jetzt ein solider WR, also NFL Mittelmaß (keineswegs unterirdisch) und Bryant hatte jetzt eine Hälfte einer Saison und dort in seiner Rolle absolut überzeugt. Wenn wir das ganze beispielsweise mal mit Odell Beckham vergleichen, der zum Über-Receiver gehypt wird (und Stand jetzt augenscheinlich besser als Bryant ist) muss man halt auch konstatieren, dass Beckham den Großteil aller Anspiele gesehen hat, während Bryant sich die Anspiele mit Bell/Brown/Miller/Wheaton teilen musste und selbst da nur einen kleinen Teil abbekam (soll KEIN Vergleich sein, ich sehe selbst Beckham als einen Ausnahme-Receiver). Mit Sammie Coates kommt jetzt noch ein weiterer hoher Draftpick hinzu.
    Wenn jemand 5 bessere WR-Corps nennen kann, soll derjenige bitte vortreten 😉

    Zum Thema Fanbrille: Ich selbst sehe in dieser Saison eine Bilanz zwischen 8-8 und 10-6 für die Steelers und somit einen Kampf um eine Wildcard. Deshalb ist die Einstufung in diese Kategorie für mich absolut gerechtfertigt. Ravens, auch wenn ich es nicht gern sage, sind für mich leichter Favorit in der AFC North. Mich hat nur das Wort „unterirdisch“ für Wheaton/Bryant/Coates gestört. Mit der Bezeichnung „durchschnittlich“ für die 3 könnte ich (Stand jetzt) leben, da man nichts dagegen einwenden könnte.

  9. Pingback: Die letzten Informationen vor Start der NFL-Saison 2015/16 | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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