Warum schwänzen die NFL-Spieler das Training?

Lindsey Jones schreibt bei The Athletic darüber, warum mehrere Mannschaften mehr oder weniger geschlossen die NFL-Offseason-Trainingseinheiten boykottieren.

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Das Teuflische am NFL Opt-In

Gestern Abend hat Jets-LB C.J. Moseley sein Opt-Out für die Saison 2020 erklärt:

Der Move ist interessanter als ich anfangs dachte. Weiterlesen

CBA 2020 oder wie man den Pöbel billig ködert

Guten Morgen.

CBA-Themen überlagern derzeit das Thema NFL-Combine, daher heute ein kurzer eigener Eintrag dazu.

Gestern kursierten zwei wesentliche Gründe, warum sich auf Spielerseite sehr wahrscheinlich eine Mehrheit für den CBA-Vorschlag der Owner finden wird. Weiterlesen

Gedanken zum kommunizierten CBA-Vorschlag der NFL-Owner

(Disclaimer voraus: Der folgende Eintrag ist in den letzten Stunden mehrmals erweitert worden. Ich hoffe, er ist faktisch so korrekt wie möglich; momentan sickern zahlreiche Informationen langsam durch. Ich hoffe auch, dass der Artikel noch gut lesbar ist)


Es ist gestern wie ein Lauffeuer durch die NFL-Community gegeistert: Die NFL hat einen weiteren Vorstoß in den CBA-Gesprächen eingefädelt (und geschickt über Owner-freundliche Medien gestreut) und dabei offenbar einige wesentliche Punkte auf die Agenda gebracht. Die drei offensichtlichsten sind: Weiterlesen

Frischblut: Fluch oder Segen?

Im SPOX-Panel zur anstehenden NFL-Saison war meine Antwort zur Frage „Am meisten gespannt bin ich…“ das Thema Qualität der NFL-Spiele. Wie der Zufall es will, hat das neue Webportal von Bill Simmons und HBO, The Ringer, just in diesen Tagen einen sehr lesenswerten Artikel veröffentlicht, der unter anderem dieses Thema tangiert: The NFL has an Age Problem. Weiterlesen

Die NFL-Familie ist wieder vereint – Lockout 2011 ist Vergangenheit

Auch heute ein Disclaimer: Dieser Eintrag ist gestern leicht abgewandelt und ohne Videoverlinkung bei Football Austria erschienen. Ich nehme mir mal wieder die Frechheit, ihn auch hier zu posten.

Kleiner Feiertag für NFL-Fans quer durch die Lande: Der NFL-Lockout ist nach viermonatigem Arbeitskampf zu Ende. Die Zeichen dafür waren seit eineinhalb Monaten gegeben – heute fiel endlich der letzte notwendige Groschen.

Was war denn nun dieses Lockout-Dings?

Für die verlängerte Version: Bitte hier entlang. Executive summary an dieser Stelle:

„Lockout“ = Aussperrung. US-amerikanische Sportligen gelten bis auf die MLB als verbotene Kartelle, die nur dank der Existenz einer zertifizierten Spielergewerkschaft ihr abgekartetes Spiel betreiben dürfen. Spielergewerkschaft im NFL-Fall ist die NFLPA (NFL Players Association), die Zusammenarbeit zwischen Liga und Gewerkschaft wird durch das so genannte CBA (Collective Bargaining Agreement) – den Tarifvertrag – geregelt.

Die Besitzer der NFL-Franchises hatten sich durch den alten Tarifvertrag massiv benachteiligt gefühlt und hatten ihre Ausstiegsklausel gezogen. Basis für einen monatelangen Streit zwischen den beiden Parteien, inklusive Auslösung der Spielergewerkschaft und persönlicher Scharmützel. Lange Zeit hatte man nicht das Gefühl gehabt, es ginge um die Sache, sprich: Um das Spiel.

Bis am Ende die Angst vor enttäuschten Zuschauern und wütenden Sponsoren siegte – und unter seichtem medialen sowie juristischem Druck die Fronten beiderseits bröckelten. Zu viel Geld war auf dem Spiel gestanden.

Sieger und Verlierer

Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte gibt es am Ende meist einen Kompromiss. Beide Seiten haben ihre Teilerfolge erzielt, und der neue, 10 Jahre laufende Tarifvertrag wartet mit einigen interessanten Details auf.

Die Owner dürfen sich vom jährlichen Neun-Milliarden-Dollar-Paket, das sich aus TV-Verträgen, nationalen und lokalen Sponsoren zusammensetzt, ab sofort 52% abschneiden – de facto ein jährliches Plus von 200 Millionen Dollar. Schlüssel für die Spieler: Da sie anteilig an allen drei großen genannten Einnahmequellen beteiligt sind, dürfte ihr Paket mit Abschluss der neuen TV-Verträge 2013 in die Höhe schnellen. Denn diese TV-Verträge versprechen, alle bisherigen Dimensionen zu sprengen.

Die neue Gehaltsobergrenze („Salary Cap“) wird mit 120 Millionen Dollar für die ersten beiden Jahre recht bescheiden ausfallen, jedoch gibt es ein Übereinkommen, dass alle Mannschaften diese Gehaltsobergrenze vorerst zu 99% ausschöpfen. Auch hier: Technischer Punktsieg für die Spieler.

Heimlicher Star des neuen Tarifvertrags dürften die erhöhten Mindestgehälter sein. Zirka die Hälfte der NFL-Profis lebt vom Gehaltsminimum, das von 320.000 Dollar auf 375.000 Dollar (für Rookies) und 395.000 auf 450.000 Dollar (2. Jahr NFL) angehoben wurde. Im Gegenzug einigte man sich auf die Eindämmung der zuletzt horrenden Summen für die Top-Rookies im Draft.

Kleinere Punktsiege für die Spieler auch in Sachen „weniger Trainingslager“, „erhöhte Renten für Profis im Ruhestand“ und 16-Spiele-Saison, die nur unter Zustimmung der Spieler erweitert werden darf.

Samstag ist Gott

In dieser Woche werden noch die Formalitäten geklärt (u.a. die notwendige offizielle Wiedergründung der NFLPA und die offizielle Unterzeichnung des Tarifvertrags), erst am Samstag geht die neue Saison offiziell los. Und wenn schon, denn schon: Am selben Tag starten Trainingslager, Free Agency, Rookie-Verpflichten und Tauschhandel. Mehr Action an einem Tag geht nicht.

Ein Samstag, 30.7.2011 für die NFL-Fans wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag in einem. Zur Feier des Tages bitteschön die Melodie, die für mich wie keine zweite für die NFL steht. CBSes Intro, damit die Sehnsucht langsam zurückkehrt.

 

Wie ich dazu einst bei Spox schrieb:

Vorneweg: Ich kann Jim Nantz nicht leiden. Der Mann stinkt nach „George Bush“, „Republikaner“ und „George Bush“. Ich kann nichts dagegen machen, ich muss bei dieser Stimme stets an andere Dinge denken und schlucken.

Trotzdem ist jede CBS-übertragung, egal wie mies das Spiel ist und egal, was und wie viel Nantz und Phil Simms quasseln, ein Highlight. Weil sie mit diesem Thema eingeleitet wird, von diesem Thema begleitet wird, und mit diesem Thema abgeschlossen wird. Ein Thema, so gut, dass es für mich alle negativen Aspekte der CBS-übertragungen negiert. Killt.

Wie die Kamera im ungemütlichen Heinz Field von der Nordwestecke in die Arena hinein gerichtet ist, in ein Meer von gelben Taschentüchern und dahinter die Wasser von Alleheny und Monongahela, die vor dem Stadion zum Ohio River fusionieren. Wie die Kamera zur Melodie langsam hineinzieht auf das Spielfeld, wo sich im besten Fall Steelers und Ravens oder Patriots gegenseitig die Kante geben:

Das ist für mich die NFL.

Ja, auch ich hätte sie vermisst.

Süßsenf zum Einschlummern: Idiot Punter

Sigh, and once again greed is the operative byword. Congrats Brees, Manning, Mankins, and Jackson for being ‚that guy‘. #douchebags

Chris Kluwe, Punter (@Chriswarcraft)

Das ist Chris Kluwes Dank an die Spieler, die für die NFLPA einen massiven Aufwand betrieben haben, um das CBA hinzubekommen. Die Spieler, die ebenso ihre Reputation auf’s Spiel gesetzt haben – und immerhin die drei prominentesten Quarterbacks der NFL an die Arbeitskampf-Front geschickt haben.

Bisher hat die Spielerseite in den Tarifverhandlungen einen erstaunlich homogenen Eindruck hinterlassen. Kluwes Hirnaussetzer ist einer von ganz wenigen „Seitensprüngen“.

Ich erwarte für morgen einen standesgemäßen Idiot Punter-Kommentar von Seiten Peyton Mannings.

NFL-Lockout 2011: Der luftleere Raum ist zurück

Der Lockout in der NFL ist nicht nur rechtmäßig, er hält auch an, obwohl er erst spätestens am 4. Juli, dann spätestens am 15. Juli, nun spätestens am 21. Juli hätte durch ein neues Collective Bargaining Agreement beendet werden sollen. Es gab ermunternde Zeichen wie den Z Report oder die vertrauenswürdigen Leute bei NFL/Yahoo, aber die ständigen Verzögerungen sorgen wieder für einen Zustand von vor vier Wochen.

Nix Genaues weiß man nicht.

Alle sind sich einig, dass es noch im Juli einen neuen Tarifvertrag geben wird – über das WIE und WANN gibt es unterschiedlichste Angaben, die den Schluss nahelegen: Es ist derzeit pure Spekulation.

ESPNs Adam Schefter, auch so ein gewöhnlich gut informierter Mann, hat seine Ideen mal offen gelegt: Der Zeitplan für ein CBA am 1. Juli soll demnach rund drei Wochen „verspätet“ und arg gestrafft eintreten.

Eckdaten dabei: CBA am 21. Juli, Start Free Agency am 28. Juli, 3.-16. August Restricted Free Agency, ca. 12. August Deadline für das Verpflichten der Rookies, 29. August Deadline für Spieler zum Auftauchen in den Trainingscamps.

CBA am 21. Juli? Damit wäre das Hall of Fame Game zwischen Chicago und St Louis (7. August) in ernsthafter Gefahr. Geht es nach Jason Cole, sogar gänzlich außer Reichweite. Die Inthronisierung der Hall of Famer – 2011 bietet eine sehr illustre Klasse – wird auf alle Fälle stattfinden, ob mit oder ohne Spiel-Umrahmung.

Rookie Wage Scale

Was Schefter außerdem noch schreibt: Einen Ansatz zur Rookie Wage Scale (Gehaltseindämmung bei Rookies): Die Picks in der ersten Runde sollen demnach Vierjahresverträge mit Option auf ein fünftes Jahr kriegen. Der Top-Pick soll runde 5 Mio./Jahr wert sein und maximal 22 Mio. für vier Jahre kriegen, wobei das fünfte Jahr Option dann einen Gehaltssprung auf bis zu 35 Mio. Dollar bieten darf. Sprich: Spätestens nach vier Jahren werden diese Verträge dann so oder so überarbeitet.

Was bisher der Top-10 Pick erhielt, soll in Zukunft der Pick #16 kriegen. Die restlichen 1st rounder sollen Verträge im Wert des bisherigen Picks #15 kriegen, die 2nd rounder zirka den Wert des bisherigen Top-20 Picks, oder anders ausgedrückt: Das extreme Gefälle von den ersten vier-fünf Picks zum Rest soll deutlich geringer werden.

NFL-Lockout 2011: Die größte Hürde scheint genommen

(Aus Gründen der Seriösität habe ich den Titel nun von „ist“ auf „scheint“ geändert.)

Die NFL-Ownerkonferenz in Chicago hat sich gestern mehr oder weniger darüber geeinigt, in absehbarer Zeit (sprich: ab nächster Woche) mit der Spielergewerkschaft über das neue Collective Bargaining Agreement zu verhandeln. Offenbar gibt es kein offizielles Abstimmungsergebnis – die Entscheidung wird bloß von den grinsenden Gesichtern allerorts abgeleitet. Heute wird noch einen Tag lang diskutiert. Die Verlängerung der Konferenz wird allgemeinhin als sehr gutes Zeichen gewertet.

Der Weg für eine komplett stattfindende Saison 2011 inklusive Preseason und Hall of Fame Game dürfte damit frei sein. Als Stichtag kursiert „spätestens der 15. Juli“.

Heute werden die Owner noch über eine Reihe an Punkten diskutieren. Ein Punkt bleibt unverändert und wie seit Tagen spekuliert: Die Spieler erhalten 48%, die Owner 52%. Ausgeglichen wird der relative Umsatzverlust der Spieler durch die Zusage, dass jedes Team mindestens 90% des Salary Caps pro Saison ausschöpfen muss. Macht in absoluten Zahlen mindestens 46,5% des Umsatzes pro Saison.

Ein neues Detail: Ab 2012 will man offenbar in jeder Woche (außer vmtl. Woche 17) ein Donnerstagsspiel einführen. Das gilt vorerst als Zwischenlösung auf dem Weg zum 18-Spiele-Schedule oder den von Herrmann auf diesem Blog vorgestellten Varianten.

UPDATE 7h04: Seminole verlinkt in den Kommentaren den Beitrag von NFL Network/Total Access, in dem auch der in den letzten Tagen allgegenwärtige Albert Breer Optimismus versprüht. Ebenso dabei: Das Statement von Commissioner Roger Goodell.

May God Bless All Of You

Free Agency gibt es in diesem Jahr keine, aber trotzdem werden in den NFL-Franchises fleißig die Kader ausgemistet und für den NFL Draft herausgeputzt. Solange das Collective Bargaining Agreement (CBA) noch aktiv ist (also noch 7 Tage lang), dürfen Spieler gefeuert werden und vertragslose Spieler eingekauft werden.

Wichtige Spieler, deren Verträge mit dem CBA-Ende auslaufen, können per Franchise Tag gehalten werden (so geschehen bei Vick & Manning), wobei nicht klar ist, ob diese unter einem neuen CBA noch gültig sein werden.

Zweites Fragezeichen: Restricted Free Agents (RFA) vs. Unrestricted Free Agents (FA) – bis zum Ende der Saison 2009/10 waren Spieler, deren Verträge ausliefen und mindestens vier Jahre in der Liga waren, uneingeschränkt frei, auf dem Markt ihren Wert zu testen. Seit dem vergangenen Frühjahr sind sie erst ab dem sechsten Jahr frei.

Spieler, deren Verträge in diesen Tagen auslaufen und die weniger als sechs Jahre NFL-Profis sind, sind somit RFAs, d.h. ihre Rechte liegen auch nach Vertragsende noch beim Team. Das Team kann eine sog. Tender verhängen. Das ist bsp. ein Einjahresvertrag zu einer gewissen Höhe. Dadurch kann der Spieler nur wechseln, sofern eine andere Mannschaft daherkommt und Draftpicks sowie mehr Geld bietet.

Im vergangenen Jahr hat diese Neuregelung z.B. Shawne Merriman viel Geld gekostet. Merrimans Fünfjahresvertrag war ausgelaufen und unter den alten Konditionen wäre er Free Agent gewesen und hätte abkassieren können. Aber da er weniger als 6 Jahre Profi gewesen war (nämlich 5), konnten die Chargers eine 3Mio.-Tender verhängen und Merriman spottbillig halten, weil keine andere Mannschaft für Merriman 1st und 3rd round picks zahlen wollte.

Heuer haben wir solange keine Free Agency, bis eine Einigung im Arbeitskampf gefunden ist. Trotzdem wechselten einige Spieler in diesen Tagen die Mannschaften – weil sie aus ihren Verträgen entlassen worden sind (diejenigen, die Free Agents werden, haben noch Vertrag, bis das CBA ausläuft, und können daher bis zur Einigung nicht wechseln).

Die Recken in den Schützengräben

Tommie HarrisDie Chicago Bears haben ihren mehrfachen Probowl-Defensive Tackle Tommie Harris gefeuert. The Real Deal Harris antwortete darauf mit einer Liebeserklärung in einer Chicagoer Tageszeitung, so herzerweichend, dass nur noch ein Violinenquartett, Kerzenlicht und ein edler Tropfen fehlten, um das Schmalz so richtig zum Rinnen zu bringen – links nachzulesen. Dass der eiskalte Profisport ausgerechnet in diesen Tagen mit so was aufbieten kann, ist doch auch mal ganz nett.

Ein zweiter ganz großer Defensive Tackle der letzten Jahre war Shaun Rogers (Lions, Browns). – Das Riesenbaby wurde in Cleveland rausgeschmissen und autographierte unmittelbar danach für ein Jahr und $4 Mio. bei den Saints.

Defensive Tackle, die dritte: Marcus Stroud hat nach seiner Dienstenthebung bei den Bills in New England unterschrieben. Stroud gehörte wie Rogers einst zu den ganz Großen seines Fachs, als Anführer einer der dominantesten Laufdefenses in Jacksonville. Zuletzt in Buffalo war Stroud verletzungsanfällig und von daher ist es leicht überraschend, dass Bill Belichick sich Stroud für zwei Jahre anlacht.

BTW, Strouds College-Teamkollege Richard Seymour, einst von eben diesem Belichick aus New England vertrieben, hat in Oakland vor zwei Wochen für zwei Jahre unterschrieben.

Ein vierter Defensive Tackle von Format ist erst gestern gefeuert worden: Jamal Williams, dreifacher Pro Bowler in San Diego und zuletzt in Denver am Werkeln. Das allerdings in einer 3-4 Defense und in Denver will John Fox bekanntlich die 4-3 reinstallieren. Williams muss so unflexibel sein, dass die Broncos ihn trotz großer Not auf dieser Position gehen lassen.

Von entlassenen Topleuten strotzt es nur so: Auch Kris Jenkins ist ausgeschmissen worden. Jenkins war dauerverletzt, ABER: Wenn fit, einer der dominantesten und ein Hauptfaktor, dass die Panthers sich 2003/04 bis in die Superbowl durchgewürgt haben. Dieses Sports-Science-Video mit Jenkins ist mit einem Wort am besten beschrieben: Scary. Nein, in zwei: Scary shit.

Safety first

Mehrere Top-Verteidiger waren in den letzten Tagen vertragstechnisch in den Schlagzeilen. Angefangen bei SS Bob Sanders, einem der Allerbesten, wenn er fit ist. „Wenn“ ist dabei das Schlüsselwort: Sanders hat in 7 Jahren Profitum nur zweimal (!!!) mehr als sechs Regular Season-Spiele bestritten – dabei aber 2x Pro Bowler gewesen und einmal Defensive MVP. Sozusagen der Kris Jenkins auf der Safetyposition. Sanders wurden in Indianapolis nach zuletzt nur mehr 9 Einsätzen in drei Jahren rausgeschmissen und hat bei den San Diego Chargers einen neuen Arbeitgeber gefunden.

Noch ein Safety: O.J. Atogwe, einer der wenigen Kanadier in der NFL und in St Louis entlassen, weil $8 Mio. einfach zu viel waren. Atogwe hat den selben Weg eingeschlagen wie einst Safety Adam Archuleta und ist von den Rams zu den Redskins gegangen (5 Jahre, $26 Mio.).

Der Hawk ist wieder da

Sogar $10 Mio. hätte Linebacker A.J. Hawk in Green Bay kassiert – viel zu viel. Green Bay schmiss Hawk kurzerhand raus, um ihn gestern wieder per Fünfjahresvertrag weiter zu beschäftigen.

Ein anderer gefeuerter Linebacker/Defensive End dürfte es schwerer haben: Vernon Gholston, #6 Pick der Jets vor drei Jahren im Draft. Gholston kam damals von der Ohio State University und absolvierte eine Combine, die die Scouts erstmal atemlos zurückließ. Gholston säckelte schnell seine Millionen ein. Jahre später versucht der geneigte Experte dann gerne, den Koeffizienten aus „Millionen pro Sack“ zu errechnen. Bei Gholston dürfte die Mathmatiker [$ Mio. geteilt durch #Sacks] vor Probleme stellen: Division durch Null.

Nicht mehr so stürmische Hurricanes

TE Jeremy Shockey (TD-Catch in der Superbowl 44) wurde in New Orleans rausgeschmissen. Shockey hat schnell einen neuen Arbeitgeber gefunden – und er zeigt, dass es ihm auf seine alten Tage hauptsächlich noch um $$$ geht: Unterschrift bei den Carolina Panthers, die locker 2-3 Jahre von NFL-Relevanz entfernt sein sollten.

RB Clinton Portis, früher wie Shockey bei den Miami Hurricanes am College, ist der noch größere Name. Portis’ Zeit in Washington ist abgelaufen. Zu viele Verletzungen, zu hohes Gehalt, zu wenige Spiele, zu wenig Leistung. Portis dürfte zwar schon ausgesorgt haben, aber Portis ist trotz seiner langen Karriere noch keine 30 und könnte locker noch den Change-of-Pace-Back in einer Mannschaft mit Superbowl-Chancen geben. Ich bin gespannt, wo der Mann, der einst nach einem 5-TD-Spiel an der Seitenlinie mit Schwergewichtsgürtel und 15kg geschwollenen Eiern herumstolziert ist, landet.

NFL Lockout und was es damit auf sich hat

Disclaimer: Im Folgenden handelt sich um ein arg rechtliches Thema. Ich bin kein Jurist und ich mag juristische Spitzfindigkeiten, zu denen auch stets höchst-korrekte Nominierung von Begriffen gehört, nicht. Ich habe mich vor eineinhalb Monaten mit einem ehemaligen Studenten in den Staaten in Verbindung gesetzt und mir dadurch ein Bild über die Verhandlungen verschafft. Ich hoffe, keine juristischen Böcke [„De-Zertifizierung“ usw.] abgeschossen zu haben.

Freitag, 4.3. um 6h00 MEZ, läuft der Tarifvertrag (CBA) zwischen NFL und Spielergewerkschaft (NFLPA) aus und die NFL würde tatsächlich den viel zitierten Lockout riskieren.

Heute hat ein Gericht in Minnesota ein vielleicht bahnbrechendes Urteil in der Revision gefällt: Die TV-Verträge zwischen NFL und den Networks sind rechtlich nicht sattelfest. Bedeutet: Die Owner werden von den 4 Milliarden Dollar (!!), die sie 2011 geglaubt hatten, auch ohne stattfindende Saison zu kassieren, keinen Dollar sehen. Für die Spieler (NFLPA) bedeutet das: Die Verhandlungsposition im Kampf um einen neuen Tarifvertrag hat sich deutlich verbessert.

Lockout? NFLPA? WTF?

Um die Fronten zwischen den Verhandelnden zu klären: Die großen amerikanischen Profi-Footballligen gelten in den USA als verbotene Kartelle. Ausgenommen davon ist seit 1922 die Major League Baseball, aber NFL, NBA, NHL usw. sind kartellrechtlich nicht in Ordnung, da sie gegenüber ihren Angestellten eine überlegene Macht besitzen.

Das US-Arbeitsrecht sieht aber vor, dass bei Vorhandensein einer Spielergewerkschaft (muss zertifiziert sein) die Liga (also im Prinzip der Arbeitgeber) das abgekartete Spiel betreiben darf – sie muss in ihren Verträgen aber auch die Belange der Spieler vertreten. Dies wird im Tarifvertrag, dem CBA (Collective Bargaining Argreement), abgestimmt.

Dieses CBA läuft am 4.3.2011 um Mitternacht US-Ostküstenzeit aus. In diesem Moment hätten wir einen Lockout (Aussperrung der Spieler) bis zum Moment, in dem ein neues CBA unterzeichnet wird. Das kann aber dauern, im schlimmsten Falle bis Herbst, was einen verspäteten Saisonstart oder gar einen Ausfall der Saison bedeuten könnte. 2004/05 ist z.B. in der NHL die komplette Hockey-Saison ausgefallen, weil sich Liga und Gewerkschaft nicht einigen konnte.

Die Spielergewerkschaft der NFL ist die NFLPA (National Football League Player Association). Präsident ist der ehemalige Top-Center Kevin Mawae, der glaubt, dass ihm seine Tätigkeit für die NFLPA eine Weiterbeschäftigung in der NFL gekostet hat. Geschäftsführer und Chef-Verhandler der NFLPA ist nach dem Tod von Gene Upshaw nun der berüchtigte schwarze Anwalt DeMaurice Smith, der sich in einer Art Titanenkampf mit der NFL sieht und der des Öfteren den Eindruck erweckte, dass ihm die zögerlichen Verhandlungen nur in den Kram passten. Dazu gleich mehr.

Worum geht es?

Vier zentrale Punkte sind im Mittelpunkt der Verhandlungen – die NFLPA ist überzeugt, dass die NFL die Verträge zu Ungunsten der Spieler modifiziert hat, während die Liga argumentiert, dass die Gehälter unverhältnismäßig im Vergleich zu den Umsätzen gestiegen seien.

  1. Die Verteilung von $9 Mrd. – Wie viel Prozent der Umsätze werden an die Spieler verteilt?
  2. Die Ausweitung der Saison – Die NFL möchte die Regular Season um zwei Spiele auf 18 ausweiten. Die NFLPA befürchtet mehr Verletzungen und will wenigstens ansprechend entschädigt werden, noch lieber die 16-Spiele-Saison beibehalten.
  3. Begrenzung der Rookie-Gehälter – Die Einstiegsgehälter von hoch gedrafteten Rookies sind in den letzten Jahren explodiert. Zuletzt hat Sam Bradford (#1 Pick 2010) 50 Mio. Dollar kassiert, bevor er überhaupt einen einzigen Pass geworfen hat. Und das sind nur die fixen 50 Mio., zu denen noch Gehalt und Boni kommen.
  4. Rentenversicherung – Viele ehemalige Profis sind schwer gesundheitsgeschädigt. Die NFL kümmert sich nur begrenzt darum. Auf diesem Terrain soll es Versicherungen für die Spieler in der arg gesundheitsbeeinträchtigenden Sportart „American Football“ geben.

Die Verhandelnden – Phlegmatiker oder eiskaltes Kalkül?

Von Seiten der NFL kommt immer wieder der Vorwurf, die NFLPA würde die Verhandlungen verschleppen und gezielt auf einen Lockout hinarbeiten. Geschäftsführer DeMaurice Smith machte wie angedeutet oft den Eindruck, die Verhandlungen auf persönlicher Ebene zu sehen und gezielt den Lockout anzusteuern. Was steckt dahinter?

Es ist erneut das Kartellrecht („Anti-Trust“): Die NFLPA kann sich nach Ablauf des CBA am Freitag auflösen [„decertification“ – die Spieler können der NFLPA die Zertifizierung als Unions, die ihre Interessen vertritt, entziehen] – eine gewollte Auflösung – und die NFL wäre auf einen Schlag kartellrechtlich belangbar. Spieler könnten eine Sammelklage starten und gegen einschränkende Maßnahmen wie Draft (entzieht dem Spieler das Recht auf freie Arbeitsplatzwahl), Salary Cap (bzw. auch Gehaltsgrenzen nach unten) oder Rookiegehaltseindämmung vorgehen.

Also im Prinzip eine nachvollziehbare Taktik (um das Maximum in der CBA-Verhandlung herauszuholen) durch Mr. Smith und eine ernsthafte Drohung in Richtung NFL.

Problem an der Sache: Die NFL-Profis haben sich schon vor etwas mehr als 20 Jahren (1989) an diesem Schritt versucht und dabei lange und viele Prozesse gebraucht, um sich durchzusetzen. Erst nach einer Individualklage von Reggie White gegen die NFL kam damals Anfang der 90er Schwung in die Sache, was letztendlich zur Einführung der heute bekannten Free Agency (Freier Spielermarkt) führte. Die Free Agency ist aber immer noch nicht ganz „free“ (Stichwort: RFA – restricted free agent, Franchise Tag und andere Tags usw.).

Was sonst noch?

Die Owner glaubten bisher (und nach Richterspruch in erster Instanz), dass sie die Kohle aus den abgeschlossenen TV-Verträgen kassieren würden, selbst bei Ausfall der NFL-Saison 2011. Dem ist nach Richterspruch in zweiter Instanz nicht so (s. Link oben im zweiten Absatz) – für die Spieler also ein wichtiges Urteil, da es die Owner arg unter Druck setzt.

Links

Forbes – Blick auf das Zahlenmaterial und warum die Argumentation der NFL Bullshit-Detektoren in der Forbes-Redaktion anspringen ließ.

Win-Football – Chronologie der Auseinandersetzung in den letzten Monaten.

FORTSETZUNG: In einem ESPN-Artikel wird erklärt, warum die Spieler gute Chancen haben, für sich eine sehr gute Lösung herauszuschlagen. Hier entlang zur Zusammenfassung.

UPDATE: Die NFLPA hat sich aufgelöst. Hier entlang.